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0302 - Der Unhold

0302 - Der Unhold

Titel: 0302 - Der Unhold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Geländer. Es hatte längst Rost angesetzt. Der Handlauf war kalt. Rosa spürte die Kälte auch durch den Stoff ihrer dunklen Handschuhe.
    Vorsichtig schritt sie die alten, ausgetretenen Stufen hinab.
    Hundedreck bildete dunkle Flecken auf der Treppe. Rosa mußte sich vorsehen, daß sie nicht hineintrat und noch ausrutschte. So etwas konnte ihren Tod bedeuten.
    Sie ließ die Treppe hinter sich, ging weiter über das holprige Pflaster, das an einigen Stellen überhaupt nicht vorhanden war, so daß sich Löcher gebildet hatten, die sie mit einem großen Schritt jeweils überwand.
    Die Gasse endete an der Müllkippe. Die Deponie lag zwischen Strand und Stadt. Früher hatten hier einmal Häuser gestanden.
    Nach dem großen Erdbeben vor einigen Jahren waren sie zusammengebrochen. Den Schutt hatte man zum großen Teil weggeräumt. Über das, was liegengeblieben war, wurde der Abfall gekippt.
    Stand der Wind ungünstig, so wehte er den Gestank in die Gassen hinein und erfüllte sie mit dem widerlich penetranten Geruch, an den sich die Menschen nie würden gewöhnen können.
    Aber nicht nur Hausmüll wurde dort abgeladen, auch Industriemüll, mit dem die Fabriken nichts anfangen konnten. Es gab da eine tiefe Teergrube. Sie war zwar umzäunt, doch für spielende Kinder kein Hindernis. So kam es, daß vier Kinder in den letzten Monaten dort verschwunden waren.
    Die Kinder hatten zwar achtgegeben, aber sie waren nicht gegen das angekommen, was dort in der Tiefe lauerte. Die alte Frau hatte gerade in letzter Zeit ziemlich genau gespürt, daß sich genau dort etwas manifestiert hatte, das man als das absolut Böse bezeichnen konnte.
    Ein Untier, eine Bestie, die schon vergessen war, nun aber wieder zu Kräften gekommen war.
    Wodurch?
    Das war die große Frage, die auch Rosa Beluzzi bisher noch nicht hatte beantworten können.
    Die Müllhalden kamen ihr vor wie schwarze Berge. Drei waren es insgesamt, und sie wuchsen von Tag zu Tag, denn es kamen immer wieder Lastwagen, die den Abfall abkippten.
    Ein ideales Gelände für Ratten und Ungeziefer, das von hier aus auch manchmal in die Häuser drang.
    Sogar Menschen waren von den Biestern angefallen worden, und Rosa hatte Kinder mit Rattenbissen gesehen.
    Scheußlich…
    Die Stadt unternahm nichts. Die Stadt tat nie etwas, denn über der Verwaltung lag der Schatten der Korruption, und der Pleitegeier schwebte mit weit ausgebreiteten Flügeln über ihr.
    In der Gasse war es still gewesen, auf der Müllkippe nicht. Man hörte die Laute nur des Nachts, wenn es sehr still war, tagsüber gab es einfach zu viel Lärm.
    Unter Rosas Füßen knirschte immer etwas, wenn sie einen Schritt ging. Sie roch auch den Brandgeruch, und sie hörte das Trappeln kleiner Füße. Die Ratten waren wieder unterwegs…
    Dreimal sah sie die Körper dicht an ihren Fußspitzen vorbeihuschen, und eine besonders fette Ratte blieb sogar sitzen und starrte sie an.
    »Geh weg!« zischte die Frau, trat nach dem Tier, traf es und schleuderte es fort.
    Dann ging sie weiter in Richtung Teergrube.
    Man roch sie schon.
    Im Sommer, wenn die Hitze die Stadt zu einem Brutofen machte, war es viel schlimmer, jetzt ließ sich der Gestank eigentlich noch ertragen.
    Man hatte einen Zaun um die Grube gebaut, aber er war an einigen Stellen bereits eingerissen, und die kannte Rosa genau.
    Sie trat an eine Lücke, um sich hindurchzuzwängen. Leider war sie unvorsichtig und blieb an einem Draht hängen. Durch eine Schulterbewegung bekam sie den Poncho wieder los.
    Jetzt stand sie auf dem Gelände. Die alte Frau schaute sich noch einmal um. Sie war allein auf der Müllkippe und sicher vor neugierigen Blicken. Es hätte auch kaum jemand etwas davon verstanden, aber die Frau wußte genau, was sie tat, denn sie hatte schließlich die Eingebung gehabt.
    Es war eine einfache Grube, an deren Rand sie stehen blieb. Sie zeigte eine quadratische Form. Sehr tief war sie nicht, das wußte Rosa, denn sie hatte zugeschaut, als sie ausgehoben wurde.
    War die Nacht schon dunkel, so schimmerte die Oberfläche dieser Grube noch viel schwärzer.
    Es war tatsächlich ein Schimmern, denn auf dem Teer lag eine Ölschicht. Bevor die alte Frau sich niederließ, suchte sie nach einem bestimmten Gegenstand.
    Sie hatte ihn rasch gefunden. Es war ein schmaler Holzstock, ungefähr so lang wie zwei Männerarme.
    Mit ihm in der Hand ließ sie sich am Rand der Grube nieder und tunkte den Stock in den Teerbrei. Schon jetzt merkte sie, wie zäh er war. Er setzte ihr

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