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0303 - Auf ihn wartet der Sarg

0303 - Auf ihn wartet der Sarg

Titel: 0303 - Auf ihn wartet der Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf ihn wartet der Sarg
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auf der massiven Platte. Der linke Arm hing über die Kante herab.
    Zwischen den Schulterblättern ragte der Griff eines schlanken Dolches heraus.
    Ich blieb neben dem Tisch stehen und legte dem Toten zwei Finger an die Halsschlagader. Aber das Blut pulste nicht mehr. Der Mann war tot.
    Er trug einen grauen Anzug, war sehr groß, schmal und hager. Als ich das Gesicht betrachtete, bekam ich Gewissheit. Es war Joe Gailivan. Auf der linken Hälfte des Raubvogelgesichts befand sich eine hässliche Narbe. Sie rührte, wie mir Carmen Moreno erklärt hatte, von einer Brandwunde her, die sich Gailivan als Junge bei einem Autounfall zugezogen hatte.
    Von dem Augenblick an, da ich diesen Saal betrat, bis jetzt, waren nur wenige Sekunden vergangen.
    Ich ließ mein Feuerzeug zuschnappen. In der Dunkelheit huschte ich einige Schritte vom Tisch weg und blieb dann mit angehaltenem Atem stehen. Ich lauschte.
    Gailivans Mörder musste noch in der Nähe sein. Der Schrei, den ich vernommen hatte, konnte nur Gailivan ausgestoßen haben, als sich der Mörder auf ihn stürzte.
    Aus diesem Saal gab es zwei Ausgänge: die hinunterführende Treppe. Auf diesem Weg hatte der Täter sich nicht entfernt. Außerdem gab es eine Treppe, die in den zweiten Stock führte.
    Durch die Finsternis schlich ich auf diese Treppe zu.
    In der Rechten hielt ich meine entsicherte Pistole. Mein Zeigefinger lag am Abzug.
    Im zweiten Stock hatte ich vorhin den blauen Lichtschein hinter dem Fenster tanzen sehen. Wahrscheinlich rührte er von einem Gasfeuerzeug her. Und sicherlich hatte es der Mörder benutzt. Da das elektrische Licht nicht funktionierte, hatte der Täter vermutlich die Hauptsicherung herausgedreht. Im Dunkeln musste es ihm dann ein Leichtes gewesen sein, Gailivan zu überfallen.
    Die Treppe war aus Stein. Ich verursachte keinerlei Geräusch, als ich den Fuß auf die unterste Stufe setzte.
    Mit der Linken tastete ich mich an der Wand entlang. Die Treppe beschrieb eine sanfte Biegung. Als schwarzgrauer Fleck schimmerte rechts ein Treppenfenster. Ich musste vermeiden, aufrecht daran vorbeizugehen. Denn wenn der Mörder am Ende der Treppe lauerte, dann würde er meine Silhouette vor dem helleren Hintergrund des Fensters sehen.
    Ich kauerte mich zusammen, und horchte in die Dunkelheit über mir.
    Da! - ein leises Rascheln. Nur wenige Yards entfernt.
    Ich setzte alles auf eine Karte. An die Wand gepresst, mit erhobener Pistole ließ ich mein Feuerzeug auf schnappen.
    Das schwache Licht drang bis ans Ende der Treppe, und dort oben stand eine hohe Gestalt - in einem dunklen Mantel gehüllt, einen Hut tief in die Stirn gezogen.
    Von dem Gesicht konnte ich nichts erkennen, denn nur Bruchteile von Sekunden später sprang die Gestalt zurück und verschwand aus meinem Blickfeld.
    Ich jagte hinterher, und erreichte das Ende der Treppe; blieb stehen, lauschte, rannte weiter und erhielt plötzlich einen gewaltigen Schlag gegen die linke Schulter. Dann fiel etwas vor mir zu Boden und zerbrach klirrend.
    Ich sprang einige Schritte zur Seite und versuchte den linken Arm zu bewegen. Es gelang nur unvollkommen. Der Schmerz ebbte schnell ab, aber Schulter und Arm waren wie gelähmt.
    Der Mörder musste eine große Blumenvase, einen Krug oder etwas Ähnliches nach mir geworfen haben.
    Auch mein Feuerzeug war weg. Es lag jetzt irgendwo auf dem Boden. Und ich konnte nicht wagen, danach zu suchen.
    Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und ich schrak jäh zusammen, als plötzlich dröhnende Musik einsetzte. In meiner unmittelbaren Nähe musste ein Radio stehen, und der Mörder hatte es eingeschaltet. Es war der St.-Lpuis-Blues, laut und klagend und unheimlich in der Finsternis dieses großen Hauses.
    Was der Mörder bezweckte, war mir klar. Die Musik sollte irgendwelche Geräusche übertönen. Schon wollte ich mich zu dem Radio hintasten, um es auszuschalten, als mir klar wurde, dass mit Gewissheit gerade dort der Mörder auf mich lauerte.
    Plötzlich stutzte ich.
    Wenn ein Radio läuft, entsteht normalerweise ein schwacher Lichtschein auf der Senderskala, sofern es sich nicht um ein Transistorgerät handelt. Da hier jedoch kein Licht zu sehen war, konnte es sich auch um einen Lautsprecher handeln. Dann aber befand sich der Täter nicht mehr hier, sondern hatte das Radio, dessen Musik durch einen Lautsprecher in diesen Raum übertragen wurde, in einem Nebenzimmer eingeschaltet. Ich strengte meine Ohren an und fand meine Vermutung bestätigt.
    Die Musik kam von

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