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0303 - Auf ihn wartet der Sarg

0303 - Auf ihn wartet der Sarg

Titel: 0303 - Auf ihn wartet der Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf ihn wartet der Sarg
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ist.«
    »Halt den Mund, sonst…«
    »Ich gehe zur Polizei, du Mörder. Du Mörder! Du…«
    »Dazu wirst du nicht mehr kommen.«
    Ein Knacken in der Leitung verriet, dass Tom Moreno aufgelegt hatte.
    ***
    Langsam legte Carmen den Hörer auf die Gabel.
    »Ist es Ihr Bruder?«, fragte Phil in die Stille.
    »Kein Zweifel. Es ist mein Bruder. Der Mörder.«
    Ich befürchtete einen hysterischen Ausbruch und schenkte der Frau schnell einen Whisky ein. Sie trank ihn pur und wurde etwas ruhiger.
    »Sie werden meinen Bruder jetzt suchen?«
    Ich nicke.
    »Und wenn Sie ihn finden, kommt er auf den elektrischen Stuhl?«
    »Darüber wird das Gericht entscheiden.«
    »Wenn Sie ihn fassen und es zu einer Gerichtsverhandlung kommt, werde ich nicht gegen meinen Bruder aussagen.«
    Ich gab darauf keine Antwort.
    Phil starrte die Frau einen Augenblick an und sagte dann: »Sollte sich Ihr Bruder noch mal bei Ihnen melden, dann benachrichtigen Sie uns bitte.«
    Wortlos wandte sich Carmen Moreno ab. Sie reagierte auch auf unseren Gruß nicht, als wir zur Tür gingen.
    Auf dem Gang kam uns ein Etagenkellner entgegen. Auf einem silbernen Tablett balancierte er eine Flasche Whisky, Gläser und einen Soda-Siphon.
    Wir fuhren mit dem Lift hinab. Außer uns war niemand in der Kabine.
    »Wir müssen das Mädchen beschatten, Phil. Offensichtlich ist sie nicht mehr bereit, mit uns gegen ihren Bruder zu arbeiten.«
    »Das ist verständlich. Niemand befördert den eigenen Bruder gern auf den elektrischen Stuhl.«
    »Tom Moreno scheint anders zu denken. Er stieß zum Schluss eine Drohung aus. Ich traue dem Kerl ohne weiteres zu, dass er seine Schwester umbringt.«
    Phil nickte.
    Wir kehrten ins Office zurück und studierten die Flugpläne. Die nächste Maschine aus Chicago landete erst in dreieinhalb Stunden. Es war nicht anzunehmen, dass Tom Moreno sie benutzte. Doch selbst wenn, hatten wir bis 19 Uhr Zeit, um seinen Empfang vorzubereiten.
    »Wir müssen uns ein Bild von Tom Moreno beschaffen und dann alle Passagiere unter die Lupe nehmen, die aus Chicago kommen.«
    »Carmen Moreno gibt uns bestimmt kein Bild, Phil.«
    »Und um eins aus Chicago zu bekommen, ist es zu spät.«
    Wir schwiegen eine Weile. Dann hatte ich einen Einfall.
    »Es kann noch klappen, Phil. Als Tom Moreno vor drei Jahren in Brasilien verschwand, berichteten die Chicagoer Zeitungen sicherlich darüber. Ich vermute, dass sie auch ein Bild von dem Burschen brachten. Folglich muss sich ein Foto im Archiv der Zeitung befinden. Es dürfte keine Schwierigkeit sein, das Bild per Bildtelegraf an uns zu übermitteln.«
    »Okay, versuchen wir es.«
    Wie ließen uns mit der Chicagoer Tribüne verbinden und hatten auf Anhieb Glück. Der Chefredakteur versprach uns, das Foto bildtelegrafisch zu übermitteln.
    Ich begab mich sofort in unseren Femschreiberraum, wo der Bildtelegraf steht und beauftragte einen zuständigen, in dieser Hinsicht technisch ausgebildeten Kollegen.
    Eine Stunde später hielten wir das Bild in der Hand. Es war nicht sehr deutlich, würde für unsere Zwecke aber sicherlich ausreichen.
    Tom Moreno hatte ein breites, fleischiges Gesicht mit großer Nase, wulstigen Lippen, hohen Backenknochen und kleine verkniffene Augen.
    »Jetzt sieht er natürlich anders aus«, sagte ich. »Der Bankier, mit dem Carmen Moreno sprach, meinte, der Bursche sei hagerer geworden.«
    »Und dunkelhäutiger.«
    »Okay. Und wenn wir das berücksichtigen, müssten wir ihn eigentlich finden.«
    »Und wer geht zum Flughafen?«
    »Mir wäre es recht, wenn du das übernimmst, Phil. Ich verkrümele mich ins Westbury und passe auf Carmen Moreno auf, falls dir ihr Bruder durch die Lappen geht.«
    Mein Freund war einverstanden.
    In der Kantine führten wir uns noch eine Tasse Kaffee und einige Hamburger zu Gemüte, dann brachen wir auf.
    Phil nahm den Jaguar und fuhr durch den kalten Winterabend hinaus zum La-Guardia-Flugplatz.
    Ich trabte zum Westbury. Noch war ich mir nicht ganz darüber im Klaren, wie ich vorgehen musste, um Carmen Moreno einerseits wirksam zu schützen und um andererseits von ihr nicht bemerkt zu werden. Denn ich wollte die leidgeprüfte junge Dame nicht unnütz beunruhigen.
    Dann erinnerte ich mich an den Etagenkellner und fasste einen Plan.
    ***
    Der Manager des Westbury war ein Mann Anfang sechzig, wenig über fünfeinhalb Fuß groß, aber fett wie ein japanischer Ringkämpfer und gekleidet wie ein englischer Lord. Der Glatzkopf war bestens poliert und glänzte im Licht der

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