0303 - Auf ihn wartet der Sarg
wollte Hummersalat, getrüffelte Entenbrust, eine Flasche Champagner und andere Leckereien. Seufzend dachte ich an meine Hamburger, die ich vorhin in der FBI-Kantine verspeist hatte.
***
Eisiger Wind pfiff über das Flugfeld.
Die Landebahnen waren durch scheinbar endlose Lichterketten markiert. Der große Kontrollraum war hell erleuchtet.
In der geräumigen Halle, deren Ausgänge zum Flugfeld führten, herrschte wie immer eine hektische Atmosphäre. Reisende wurden an den Schaltern abgefertigt, Lautsprecher dröhnten dazwischen. Vor der Bar in der Ecke staute sich eine Menschentraube, an den Zeitungsständen bewaffneten sich Reisende mit Lektüre.
Phil stand dicht an der Glaswand und starrte hinaus aufs Rollfeld. Jeden Augenblick musste die Passagiermaschine aus Chicago landen.
Dann endlich war es so weit. Phil sah, wie der große Stahlvogel aufsetzte, weit über die Landebahn rollte, eine sanfte Kurve beschrieb und dann mit einem letzten Aufheulen der Motoren zum Stehen kam.
Die Gangway wurde herangerollt, dann verließen die Passagiere das Flugzeug und eilten durch den Wirbel von Schneeflocken dem Ausgang entgegen. Unmittelbar neben der gläsernen Schwingtür baute Phil sich auf, versteckte sich halb hinter einer Zeitung und musterte jeden der Ankömmlinge.
Es waren etwas mehr als dreißig Personen und nicht ein einziger Mann darunter, der mit Tom Moreno auch nur eine entfernteste Ähnlichkeit besaß.
Seufzend schob sich Phil durch das Gedränge in Richtung Bar. Die nächste Maschine aus Chicago kam um 20.11 Uhr. Jetzt war es kurz nach sieben. Phil'musste die nächste Maschine abwarten.
***
Gegen halb acht kam Carmen Morenos Dinner. Der Kellner stellte es kunstvoll auf ein großes Tablett. Dann verschwand er damit im Appartement 518.
Ich beobachtete den Flur.
Ein älterer Gentleman im Smoking und eine, grauhaarige Lady im Pelzmantel kamen aus dem Lift, gingen den Flur entlang und verschwanden aus meinem Blickfeld.
Der Kellner kam zurück und beschäftigte sich wieder mit seinem Schmöker.
Um 19.40 kam ein einzelner Mann aus dem Lift. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, da er einen schwarzen Hut trug, der die Stirn beschattete, und den Pelzkragen seines dicken Wintermantels hochgeklappt hatte. Lediglich die Nasenspitze des Ankömmlings war zu sehen.
Mitten auf dem Flur blieb er stehen, verharrte einen Augenblick, äugte vorsichtig nach allen Seiten und trat dann zu Carmen Morenos Appartementtür.
Ich sah, wie der Unbekannte vorsichtig die Klinke herabdrückte, die Tür aufzog und hineinhuschte.
Bruchteile von Sekunden später rannte ich über den Flur. Ich packte die Klinke und wollte die Tür ausreißen. Aber sie gab nicht nach. Der Unbekannte hatte von innen abgeschlossen.
***
Blitzschnell riss ich meine Pistole aus dem Schlüterhalfter, lud durch, schob den Sicherungsflügel nach vorn und zielte auf das Schloss der Tür.
Jetzt ging es um Bruchteile von Sekunden.
Bevor ich jedoch dazu kam, den Zeigefinger zu krümmen, drang ein kreischender Schrei aus dem Appartement. Dazu knallten in rascher Folge drei Schüsse. Etwas polterte und stieß wuchtig gegen die Tür.
Ich hörte, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde.
Die Türen auf diesem Flur gingen nach außen auf, und so kam es, dass jene, vor der ich stand, wuchtig gegen meine Stirn knallte, bevor ich zur Seite springen konnte.
Sterne tanzten mir vor den Augen. Mein Schädel dröhnte wie eine Kesselpauke.
Ich bekam gerade noch mit, wie ein dunkler Schatten an mir vorbei und in Richtung Lift flitzte.
Ich riss die Pistole hoch.
»Stehen bleiben!« Ich konnte wieder klar sehen. Der Flüchtende hatte jetzt den Lift -erreicht und riss die Tür auf. Als er mich hörte, fuhr er auf dem Absatz herum, starrte mich für den Bruchteü einer Sekunde an und sprang dann in die Kabine, die sich sofort in Bewegung setzte.
Bevor ich die Verfolgung aufnahm, stürmte ich in Carmen Morenos Zimmer.
Völlig verstört lehnte die junge Frau in der Nähe des Fensters an der Wand.
In der Rechten hielt sie eine kleinkalibrige Pistole. Vor ihr auf dem Fußboden lagen drei goldglänzende Hülsen.
»Haben Sie ihn getroffen?«
Sie schüttelte stumm den Kopf.
»War es Ihr Bruder?«
»Ja, ich glaube… Er hatte den Hut auf. Und ich konnte sein Gesicht nicht richtig… Doch, doch… er war es.«
»Er wollte Sie umbringen?«
Die Antwort hörte ich schon nicht mehr, denn ich sprintete aus dem Zimmer und die Treppe hinab. Ich bemerkte noch den
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