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0303 - Auf ihn wartet der Sarg

0303 - Auf ihn wartet der Sarg

Titel: 0303 - Auf ihn wartet der Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf ihn wartet der Sarg
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ist, falls sie nicht ihre Finger im Spiel hat«, meinte Phil. »Gehen wir zu ihr.«
    ***
    Es war ein Winterwetter, wie es New York seit Langem nicht mehr gesehen hatte.
    Wir gingen das kurze Stück bis zum Westbury, wo Carmen Moreno immer noch wohnt. Sie war in ihrem Appartement und empfing uns mit ausgesuchter Liebenswürdigkeit. Frank Ellerys Verhaftung schien sie nicht sehr tragisch zu nehmen. Van Gailivans Ermordung wusste sie noch nichts.
    Carmen Moreno trug flaschengrüne Hosen, weiße Pelzstiefel und einen kanariengelben Pullover. Sie bot uns Drinks an und hörte mir schweigend zu, als ich von Gailivans Tod berichtete.
    Als ich geendet hatte, meinte sie: »Sie mögen mich vielleicht führ hartherzig halten, wenn ich keine Trauer zeige, aber Heuchelei liegt mir nicht, und Joe Gailivan war mir seit jeher verhasst.«
    »Haben Sie eine Ahnung, ob ihn sonst noch jemand derart gehasst hat, dass er ihn'vielleicht umgebracht haben könnte?«
    Sie dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann den Kopf. »Wir hatten keine Verbindung zueinander. Ich weiß daher auch nicht, wen er zu seinen Bekannten zählte.«
    »Sein Erbteil fällt jetzt an Sie und an Piconi, falls sich dessen Unschuld herausstellt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Piconi erhält nichts von dem Geld. Er bekommt nur die 700 000. Sonst nichts. Gailivans Erbe fällt allein auf mich, da Frank Ellery nunmehr auch aus der Erbengemeinschaft ausscheidet. Aber, Mister Cotton, Sie können sich darauf verlassen. Ich habe weder Sam Breen noch Joe Gailivan umgebracht.«
    »Das glaube ich Ihnen gern«, sagte ich und lächelte freundlich.
    »Bitte, erzählen Sie uns etwas von Ihrem Bruder«, schlug Phil vor.
    »Gern.« Sie wollte fortfahren, stockte dann aber plötzlich und sah uns erstaunt an. »Tom…«, murmelte sie. Und dann wieder: »Tom…« Ihr Blick war auf einen Punkt an der Wand gerichtet. »Mein Bruder Tom hat Gailivan wahnsinnig gehasst. Es schwelte ein Hass zwischen den beiden, von dem mein Vater nie etwas gewusst hat. Die Feindschaft war auf einen Vorfall zurückzuführen, der schon anderthalb Jahrzehnte zurückliegt.«
    »Sie werden es uns erzählen…«
    »Ja.« Sie runzelte die Stirn, als versuche sie sich zu erinnern. »Die beiden damals etwa fünfzehnjährigen Burschen bemühten sich um ein Mädchen, das sie auf einem Sportfest kennengelernt hatten. Tom und Joe besuchten nämlich die gleiche Schule. Tom hatte mehr Glück bei dem Girl, ich weiß nicht mehr, wie es hieß. Joe heckte einen gemeinen Plan aus. Er gab mehreren üblen Burschen, die als Schläger berüchtigt waren, Geld und beauftragte sie, Tom zu verprügeln, wenn er mit seiner Freundin gegen Abend spazieren ging. Das geschah auch. Die Kerle schlugen Tom grün und blau, fesselten ihn vor den Augen des Mädchens und hängten ihn gut verschnürt an den Ast eines hohen Baumes. Dann tauchte Joe auf, schlug sich mit dem Burschen, die das Mädchen belästigten, siegte natürlich, befreite Tom aus seiner lächerlichen Situation und hatte damit meinen Bruder bei dem Girl abgehängt. Durch einen Zufall erfuhr mein Bruder von Joes Intrige. Und da mein Bruder sehr eitel war, blieb er Jo6 nichts schuldig. Ein Streit löste den anderen ab, und nach und nach wurden die beiden zu unversöhnlichen Feinden.«
    »Und seit drei Jahren ist Ihr Bruder nicht mehr aufgetaucht?«
    »Nein. Er ging damals nach Brasilien, um an einer Expedition teilzunehmen. Aber er kam nie zurück. Außer ihm war kein Weißer an der Urwaldexpedition beteiligt. Tom verschwand irgendwo am Amazonas.«
    »Ich nehme an, dass Ihr Vater alles tat, um nach seinem Verbleib zu forschen?«
    »Natürlich. Vater scheute weder Kosten noch Mittel. Er ließ nichts unversucht. Die Behörden wurden eingespannt, Privatdetektive bemühten sich. Aber es war alles umsonst. Tom war und blieb verschwunden.«
    »Wie lange noch werden Sie hier in New York bleiben?«, fragte Phil.
    »Zwei oder drei Tage«, antwortete Carmen Moreno.
    ***
    Mittags gingen wir in ein Steakhaus am Broadway und vertilgten riesige Portionen. Um halb drei waren wir wieder im Office. Auf meinem Schreibtisch fand ich einen Zettel. Darauf stand: »Bitte sofort bei Miss Moreno anrufen.« Da die Nachricht von Mister High abgezeichnet war, folgte ich der Aufforderung. Phil stand neben mir und hatte den Zweithörer am Ohr, als ich wählte.
    Der Portier des Westburys meldete sich und verband mich mit Carmen Moreno. Die Stimme der jungen Frau zitterte vor Aufregung.
    »Es ist etwas so

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