Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0303 - Auf ihn wartet der Sarg

0303 - Auf ihn wartet der Sarg

Titel: 0303 - Auf ihn wartet der Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf ihn wartet der Sarg
Vom Netzwerk:
als ich den Wohnsitz der Morenos erreichte.
    Das große Besitztum lag etwas abgesondert. Inmitten des großen Parks stand das prächtige Haus, das ich auf mindestens dreißig Zimmer schätzte.
    Kein Fenster war erleuchtet. Türmchen und Erker ragten in den grauen Morgen. Alles in allem ein düsterer Eindruck. Ein Haus, das um die Jahrhundertwende erbaut sein mochte.
    Ich entlohnte den Taxifahrer und schlenderte an dem hohen schmiedeeisernen Zaun entlang. Es gab eine breite Auffahrt, die jetzt geschlossen war und rechts daneben eine Pforte, durch die man bequem einen Wagen hätte bugsieren können.
    Die Auffahrt beschrieb eine sanfte Kurve. Das Haus selbst lag hinter Bäumen und wild wucherndem Gestrüpp.
    Nur das Dach und einige Türmchen ragten darüber hinaus.
    Ich hatte mir für alle Fälle einen Durchsuchungsbefehl mitgeben lassen und zögerte jetzt nicht länger.
    Die eiserne Pforte bewegte sich leicht quietschend in den Angeln, als ich sie öffnete.
    Das fahle Licht des Morgens reichte gerade aus, um im Schnee eine Spur von Männerstiefeln erkennen zu lassen, die von der Pforte neben der Auffahrt entlang zum Haus führte.
    Diese Spur war klar zu sehen. Auffällig aber war, dass Fußstapfen, die von den gleichen Stiefeln herrührten, vom Haus her zurück zur Gartenpforte führten. Und diese Abdrücke waren unregelmäßig, mit verwischten Rändern und in größeren Abständen, so, als sei der Betreffende gelaufen.
    In der Nacht war Neuschnee gefallen. Außer diesen beiden Spuren waren keine weiteren vorhanden.
    Ich ging zum Haus. Die ganze Vorderfront wurde von einer breiten Terrasse eingenommen. In der Mitte lag die hohe Eingangstür. Sie bestand aus mächtigen Eichenbohlen und trug schmiedeeiserne Beschläge.
    Ich sah mich nach einer Klingel oder Glocke um, konnte aber nichts dergleichen entdecken.
    Ich probierte die Klinke und stellte verwundert fest, dass die Tür nicht verschlossen war. Sie gab meinem Druck nach und schwang leise nach innen auf.
    Die Eingangshalle von der Größe eines Tennisplatzes wurde rechts und links von zwei geschwungenen Steintreppen gesäumt, die zu einer Art Galerie emporführten. Mehr konnte ich im Schein des Morgengrauens nicht erkennen, das durch die bleiverglasten Fenster der Vorderfront fiel.
    »Hallo«, rief ich. »Ist hier jemand?«
    Ich wartete einige Sekunden auf Antwort. Aber nichts rührte sich.
    Ich suchte den Lichtschalter. Er befand sich neben der Eingangstür. Als ich ihn betätigte, flammte in der Halle ein mächtiger Kronleuchter auf. Ein Riesending, das sicherlich mehrere Zentner wog. Es hing an einem verhältnismäßig schwachen Draht von der Ecke herab. Und ich wagte nicht, mich unter das gleißende Gebilde zu stellen.
    Unverschlossene Tür. Niemand, der mir antwortete.
    Das war seltsam.
    Ich rief noch einmal.
    Als wieder keine Antwort kam, stieg ich die linke Treppe empor und stolperte über eine Leiche.
    Sie lag quer über der obersten Stufe.
    Es war ein Mann. Er war gekleidet wie ein Butler, hatte eisgraues Haar und lag auf dem Gesicht.
    Zwischen seinen Schulterblättern steckte ein langes Küchenmesser.
    Die Klinge musste das Herz getroffen haben. Der Mann war sicherlich auf der Stelle tot gewesen.
    Ich berührte seine linke Wange.
    Sie war kalt.
    Meiner Schätzung nach war der Mann seit sieben oder acht Stunden tot.
    Ich durchsuchte eine Reihe von Zimmern und fand zwei Telefonapparate. Aber bei beiden war das Kabel aus der Wand gerissen worden. Ohne mich weiter aufzuhalten, verließ ich das Haus, zog die Tür hinter mir ins Schloss, eilte auf die Straße und weiter zum nächsten Gebäude. Es lag ungefähr 500 Yards entfernt.
    Mit keuchenden Lungen kam ich dort an, klingelte und brauchte dann etwa fünf Minuten, bis ich einem ärgerlichen, fetten Handelsvertreter klargemacht hatte, dass’ ich telefonieren müsse. Auch mein Ausweis machte nicht viel Eindruck auf ihn. Aber schließlich wurde ich grob, und der unsanft aus dem Schlaf Gerissene führte mich zum Telefon.
    Ich verständigte die Chicagoer Mordkommission, bedankte mich bei dem Dicken und eilte zum Haus der Morenos zurück.
    ***
    »Der Tod muss gestern Abend zwischen neun und zehn eingetreten sein«, sagte der Doc der Mordkommission, nachdem er die Leiche untersucht hatte.
    Lieutenant Morgan nickte und sah mich nachdenklich an. »Der Mann hieß Gregory Phillis und war der Butler der Morenos.«
    »Der einzige dienstbare Geist in diesem großen Haus?«
    Morgan nickte. »Früher gab es noch eine Köchin,

Weitere Kostenlose Bücher