0303 - Die Satans-Zwerge von Sylt
zustach.
Ralf drückte seine Hände in den Boden.
Vor Angst krümmte er die Finger im Sand, als ihm die Idee kam.
Er erinnerte sich an eine Filmszene, da hatte der Held ebenso reagiert, als ein Mann mit schussbereitem Revolver vor ihm stand. Es glich einem kleinen Wunder, daß Ralf trotz der Angst noch an diese Szene dachte und ebenso handelte.
Bevor die Frau sich versah, hatte er beide Arme erhoben und schleuderte ihr den Sand entgegen. Ralf hatte auf das Gesicht gezielt und traf haargenau.
Die etwas feuchte Masse klatschte hinein. Erna Lengerich bekam die Augen nicht schnell genug geschlossen und mußte beide Ladungen voll nehmen.
Die Frau brüllte vor Wut. Für die nächsten Sekunden vergaß sie ihr Vorhaben, taumelte zurück und wischte mit dem Rücken der freien Hand durch ihre Augen.
So versuchte sie, diese zu säubern. Es gelang ihr nicht. Die Körner hatten zu hart getroffen, und der Junge sah seine Chance.
Hatte er bisher auf dem Rücken gelegen, warf er sich nun herum, stemmte sich hoch und wollte weg.
Dabei schaffte er es leider nicht, sich vollends aufzurichten, so glich seine Flucht einem geduckten Stolpern über die weiche Erde.
Hinter ihm kreischte Erna Lengerich.
»Ich kriege dich noch!« brüllte sie. »Ich werde dir die Klinge in den Rücken stoßen, warte es nur ab!« Sie lachte grell auf.
Die Angst flutete in dem flüchtenden Jungen hoch. Er warf einen Blick über die Schulter zurück und sah Erna Lengerich messerschwingend und wie ein Monstrum aus einem Horrorfilm hinter ihm herlaufen.
Sie würde ihn bekommen, daran gab es nichts zu rütteln. Und sie war schneller.
Der Junge hatte sich gerade aufgerichtet, da vernahm er den wütenden Laut.
»Jetzt!«
Ralf Richter erwartete den Messerstoß. Er würde in seinen ungedeckten Rücken dringen und das Leben auslöschen. Vielleicht noch einen glühenden Schmerz mitbringen, dann aber war es aus.
Der Stich kam nicht.
Dafür vernahm Ralf einen wütenden, fauchenden Laut, wollte wissen, was geschehen war und drehte sich um.
Erna Lengerich konnte nicht zustoßen. Jemand war erschienen und hatte im letzten Augenblick ihr Handgelenk umklammert, das er langsam nach hinten bog.
Der Mann war ein Chinese!
***
Aus Jan Behnfelds Augen rannen die Tränen und hinterließen auf seinen kalten Wangen eine warme Spur. Er stand wie ein Denkmal, weinte, schluckte und schüttelte immer wieder den Kopf, weil er das Schreckliche nicht begreifen konnte.
Es gab keine Susanne mehr. Sie war gestorben, zu Sand geworden. Sie war tot.
Tot, tot!
Es hämmerte in seinem Kopf. Die einzelnen Gedanken empfand er wie Schläge.
Susanne tot!
Das durfte nicht wahr sein. Er hatte sie noch vor Minuten im Arm gehabt, und jetzt war alles vorbei. Die Tränen verschleierten seinen Blick. Längst sah er die glühenden Lassos der vier Zwerge nicht mehr so scharf wie zuvor.
Sie verwischten, sie verschwammen, und Jan spürte, wie allmählich die Reaktion eintrat. Der Schock auf diese schreckliche Tatsache.
Er fing an zu zittern!
Es begann an seinen Beinen. Noch nie zuvor hatte er erlebt, daß auch Füße zittern konnten, nun machte er diese Erfahrung, und er konnte einfach nicht stillstehen. Die Angst und der Schock waren dafür verantwortlich.
Dafür wurden seine Augen wieder frei. Er konnte genau und scharf sehen.
Was man ihm zeigte, war allerdings nicht dazu angetan, Angst und Depressionen zu mildern, denn die vier kleinen Bestien ließen ihn nicht aus ihren feurigen Augen.
Die überlangen Finger der kleinen Hände umkrallten die glühenden Lassos. Ihnen taten diese Feuerstricke nichts. Sie drangen nicht in die Haut ein, wie es bei normalen Menschen der Fall war, denn für die Satans-Gnome waren sie gemacht.
Lautlos zogen die Zwerge den Ring enger. Sie wollten ihren Feind einkreisen, ein Entkommen sollte ihm unmöglich gemacht werden.
Dennoch vernahm er ein Geräusch.
Die vier Zwerge hatten es nicht verursacht, es war schräg hinter ihm aufgeklungen, und der Junge mußte seinen Kopf nach links drehen, um etwas erkennen zu können.
Dort bewegte sich was.
Sand!
Genau an der Stelle, wo seine Freundin Susanne sich auf so schreckliche Weise verändert hatte. Dabei mußte es ihr Sand sein, der in eine solche Bewegung geraten war, und Jan Behnfeld stellte mit Entsetzen fest, daß sich aus dem Sand eine Figur formte.
Ein Mensch…
Sehr klein, eben ein Zwerg.
Trotz seiner großen Angst begriff Ralf diesen unheimlichen Vorgang.
Er erinnerte sich deutlich daran, wie
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