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0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde

0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde

Titel: 0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der uns zum Alptraum wurde Der Mann
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braunen Aktendeckel heran, schlug ihn auf und blätterte in den mit Maschine beschriebenen Bogen.
    »Es ist die Geschichte von Floyd Samuel Bernarr, einem vierfachen Dollarmillionär und Sonderling ohne Beispiel. Er ist jetzt 92 Jahre alt - wenn er noch lebt war verheiratet, ist aber jetzt Witwer und lebte bis vor Kurzem mit seiner Tochter Rosi in einem winzigen, verfallenen, schäbigen Haus in der Houston Street.«
    »Sie sagten ›lebte‹, Chef. Ist er umgekommen, oder hat er die Wohnung gewechselt?«
    »Das ist es ja, was wir nicht wissen, Phil. Aber es ist besser, ich berichte der Reihe nach. - Bernarr, Sohn armer schottischer Einwanderer, hat vier Millionen durch seine Gesundheitslehre und populäre Bücher verdient, die sein Verlag in riesigen Auflagen druckte.«
    »Noch nie etwas davon gehört«, knurrte ich.
    »Man kann ja auch nicht gerade behaupten, dass du gesund lebst«, stichelte Phil.
    Mr. High lächelte und fuhr fort: »Er war Naturfanatiker und lebte nach spartanischen Regeln, die ihm ewige Jugend verbürgen sollten. Er trug nur . Sandalen, keine Socken, keine Wollkleider, schlief auf nacktem Boden. Der einzige Luxus, den er sich gönnte, waren Buschhemden mit aufgedruckten, goldhaarigen Meerjungfrauen. Er hatte davon 500 in der Fabrik bestellt. 499 liegen noch in seinem Haus. Übrigens nicht in einem Schrank, sondern aufgestapelt in einer Ecke.«
    »Und was ist nun für uns interessant daran?«, fragte Phil.
    »Die Geschichte spielt bis nach Red Bluff.«
    »Donnerwetter.«
    »Ja, deswegen werde ich Sie beide, Jerry und Phil, mit diesem Fall beauftragen. Doch hören Sie zunächst 18 weiter. - Bernarr hat eine Tochter. Sie muss jetzt 24 Jahre alt sein. Auch sie ist verschwunden. Wir wissen nicht viel von ihr. Nur, dass sie sehr hübsch war und von ihrem Vater gezwungen wurde, in gleicherweise wie er zu leben. Rosi Bernarr durfte nicht zum Frisör und musste im Winter mit nackten Füßen durch den Central Park laufen. Übrigens: Bernarr selbst trug stets eine Segeltuchtasche bei sich, die zehn- bis zwanzigtausend Dollars enthielt.«
    Ich pfiff durch die Zähne. »Das müsste manchen zwielichtigen Burschen gereizt haben.«
    Mr. High nickte. »Aber es hat niemand gewusst. Im Gegenteil. Bernarr sah arm wie ein Landstreicher aus. Er wurde auch ein paar Mal festgenommen, weil man ihn für einen solchen hielt.«
    »Woher haben Sie eigentlich alle Informationen, Chef?«, wollte Phil wissen.
    »Von der Vermisstenpolizei, und die hat sie von Bernarrs einziger, um dreißig Jahre jüngeren Schwester. Sie lebt auch hier in New York und durfte ihren Bruder jeden Monat einmal besuchen. Öfters nicht. Er verbat sich das. Sie ging an jedem 15. des Monats in die Houston Street, um nach dem Rechten zu sehen. Als sie vorgestern dort hinging, war das Haus leer.«
    Unser Chef schwieg einen Moment. »Doch zuvor will ich noch die Geschichte von Bernarr zu Ende erzählen.- Er hat keine Verwandten außer seiner Tochter und der Schwester, die von den zweihundert Dollar lebt, die er ihr an jedem 15. gibt.- Bernarr zog erst vor zwei Jahren nach New York. Seine Nachbarn in der Houston Street hielten ihn und seine Tochter für bettelarm. Sie hatten keine Ahnung, dass er Millionär ist, dass er vier Millionen besitzt, dass er der Verfasser jener Bestseller der Gesundheitslehre ist. Sehr seltsam ist, dass Miss Bernarr, die Schwester - Rosi seit zehn Monaten nicht mehr zu Gesicht bekommen hat. Jedes Mal, wenn sie ihren Bruder nach dem Mädel fragte, behauptete dieser, Rosi sei spazieren gegangen. Miss Bernarr erkundigte sich bei den Nachbarn, aber auch die hatten das Girl in letzter Zeit nicht mehr gesehen. Allerdings hörten sie sehr häufig, wie der Alte mit seiner Tochter schimpfte. Er schrie sie stets so laut an, dass es durch die ständig geöffneten Fenster bis zu den Nachbarn hinüberschallte. Er forderte seine Tochter immer wieder auf, barfuß zu gehen, das Frisörgeld zu sparen und so weiter.«
    »Chef, Sie erwähnten vorhin Red Bluff.«
    »Richtig. Dort hat Bernarr mit seiner Tochter vor zwei Jahren gewohnt. In einem Blockhaus - irgendwo im Wald. Er hauste dort fast wie ein Wilder.«
    »Fassen wir zusammen, Chef«, sagte ich und beugte mich vor. »Miss Bernarr entdeckte vorgestern, bei ihrem Monatsbesuch, dass ihr Bruder und dessen Tochter verschwunden sind. Bernarr trug ständig zehntausend Dollar bei sich, oder mehr.«
    »Das ist nicht alles. Das Einfamilienhaus in der Houston Street sieht aus, als habe ein Orkan darin

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