0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde
Kind.«
»Nehmen wir mal an, ich glaube Ihnen das. Dann bleibt aber immer noch etwas, über das Sie mich jetzt sehr wahrheitsgemäß unterrichten werden.«
»Ja, gern.«
»Warum suchten Sie Violett Holms Bekanntschaft um jeden Preis?«
Er sah mich verwundert an. »Sie war ein sehr hübsches Mädchen. Genau mein Typ. Ich wollte sie heiraten.«
»Sagt Ihnen der Name Bernarr etwas?«
»Bernarr?« - Er überlegte, und seine hellen Froschaugen blieben dabei so ausdruckslos wie Glasmurmeln.
»Ich weiß wirklich nicht, ob ich den Namen schon mal gehört habe.«
»Kennen Sie die Blockhütte, drei Meilen westlich von Red Bluff?«
»Dort, wo früher der komische Kauz wohnte. Dieser alte Naturfanatiker?«
»Ja, die.«
»Ich war vor Jahren mal dort, auf einem Spaziergang.«
»Den Alten kannten Sie nicht?«
»Nicht persönlich! Gesehen habe ich ihn ein - oder zweimal in Red Bluff. Er fiel mir auf, weil er bei großer Kälte barfuß in Sandalen lief und ein Buschhemd trug, auf das ein Mädchen gemalt war. Ich fand das etwas sonderbar bei einem so alten Mann.«
»Die Hemdmalerei stellte eine Meerjungfrau dar«, erklärte ich.
»So. Na, von mir aus. - Aber, warum fragen Sie eigentlich?«
»Das werde ich Ihnen später erzählen. Wie wäre es, wenn Sie mir jetzt Ihre Hühner zeigten?«
***
Phil holte mich, wie verabredet, mit dem Jeep ab.
Wir fuhren zurück in unser Hotel. Auf dem Wege dorthin kauten wir den Fall in allen Richtungen durch, fügten die Tatsachen aneinander und versuchten, uns aus dem Ganzen ein Bild zu machen. Einige neuerliche Verdachtsmomente waren zu bisherigen hinzugekommen. Aber, was eigentlich hinter den Morden steckte, von welchem Motiv der Täter geleitet wurde, das ahnten wir noch nicht.
Im Hotel angelangt, stürmte der Empfangschef auf uns zu.
»Vom Sheriffs Office ist angerufen worden. Sie möchten sofort rückfragen.«
Ich hängte mich an die Strippe.
Der jetzige Chef des Sheriff-Büros war aufgeregt wie ein Backfisch vor dem ersten Rendezvous.
»Cotton, vor zwanzig Minuten ist eine Meldung eingetroffen, derzufolge Stan Kelly hier gesehen wurde.«
»Wo?«
»Draußen, bei dem Krankenhaus von Doc Jefferson, wo Sie damals gelegen haben.«
»Wer hat Stan Kelly gesehen?«
»Eine der beiden Schwestern. Laura heißt sie. Sie rief hier an und meinte, ein Mann habe am Waldrand gestanden und zum Haus hinübergestarrt.«
»Aber der Waldrand liegt doch mindestens 600 Yards von der Klinik entfernt.«
»Ja. Aber Schwester Laura hatte ein Fernglas zur Hand. Sie will deutlich einen Mann erkannt haben, der dem auf allen Steckbriefen abgebildeten Stan Kelly unheimlich ähnlich ist. Sie schwört darauf, dass er’s war.«
»Okay, wir werden sofort hinfahren.«
***
Wir sprangen in unseren Jeep und brausten wieder in Richtung Proberta. Denn auf halber Strecke dorthin zweigt nach Osten eine Straße ab, die zu der Privatklinik führt. Ich erwähnte schon einmal, dass es sich um eine Sackgasse handelt, die nur schlecht instand gehalten ist.
Von der Abzweigung bis zum Krankenhaus beträgt der Weg knapp zwei Meilen. Wir hatten die Hälfte zurückgelegt, als mich Phil plötzlich anstieß.
»Halt mal an, Jerry.«
Ich trat auf die Bremse. »Was ist los?«
»Sieh mal an.« - Er zeigte nach rechts.
Die Straße wurde auf beiden Seiten von dichtem, über mannshohen Buschwerk begrenzt. An der Stelle, auf die Phil deutete, war eine ungefähr anderthalb Yards breite Lücke. Und die Zweige der beiden Büsche rechts und links davon waren verknickt und zum Teil abgebrochen.
Phil schwang sich aus dem Wagen. Mein Freund war bis auf wenige Schritte an die Lücke heran, als er mir winkte, zu folgen. Hinter der Lücke schlängelte sich ein Pfad eine kurze Strecke parallel zur Straße und mündete dann auf einer kleinen Lichtung, umgeben von Büschen und Bäumen und von der Straße aus nicht zu sehen.
Auf der Lichtung stand ein alter Chevy - mit einer New Yorker Nummer. Er war verstaubt, verkratzt - offensichtlich seit Wochen nicht gewaschen worden.
In dem Wagen war niemand. Auf den Rücksitzen lagen zwei bunte Reisedecken, ein Mantel, ein zusammengerollter Schlafsack und ein geschlossener Karton. Wir versuchten die Türen zu öffnen, aber sie waren verschlossen.
»Ich bin bereit, drei Monatsgehälter darauf zu wetten, dass Stan Kelly mit dieser Kiste aus New York gekommen ist«, sagte Phil.
»Über kurz oder lang wird er hier wieder auftauchen.«
»Richtig. Bequemer können wir es nicht haben.«
Ich ging
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