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0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde

0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde

Titel: 0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der uns zum Alptraum wurde Der Mann
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ruhig zu sein.
    Grace zog ein Taschentuch aus dem Ärmel, trocknete sich damit die Augen und begann unaufgefordert zu sprechen.
    »Ich weiß, dass es nicht richtig von mir war. Aber… als ich darüber nachdachte, war’s zu spät. Ich…«
    »Worüber dachten Sie nach?«
    »Über den Mann, der mir die Hundertdollamote geschenkt hat.«
    »Warum?«
    »Damit ich niemandem erzähle, dass ich ihn mit Violett gesehen hatte.«
    »Wo gesehen?«
    »Hier in der Nähe des Salons.«
    »Was haben Sie gesehen?«
    »Der Mann belästigte Violett tätlich. Sie versetzte ihm eine Ohrfeige.«
    »Erzählen Sie das Ganze mal der Reihe nach.«
    »Nim, es war vor ungefähr vier Monaten. Nach Dienstschluss verließ ich den Salon.«
    »Durch die Vordertür?«
    »Ja.«
    »Weiter!«
    »Ich bog in die zweite Seitenstraße auf der linken Seite ein. Es ist der gleiche Weg, den auch Violett immer benutzte, um nach Hause zu kommen. Es war schon dunkel, und die Straße ist ziemlich unbelebt. Als ich einbog, sah ich, wie Violett mit einem Mann rang. Sie 46 konnte sich von ihm losreißen, ehe ich ihr zu Hilfe kam. Sie versetzte ihm eine schallende Ohrfeige und rannte dann davon. Ich war schon so nahe heran, das ein Umkehren keinen Sinn mehr hatte. Also ging ich weiter, vorbei an dem Mann, der wie erstarrt an einem Gartenzaun stand.«
    Grace machte eine Pause und bat um eine Zigarette. Ich gab sie ihr und reichte ihr auch Feuer. Dann fuhr das Girl fort: »Der Mann hat mich gesehen. Er starrte mich wie hypnotisiert an. Und auch ich habe mir sein Äußeres genau eingeprägt.«
    »Sie kannten ihn nicht?«
    »Nein. Ich hatte ihn noch nie gesehen.«
    »Beschreiben können Sie ihn nachher. Doch erzählen Sie bitte, was zunächst geschah!«
    »Ich holte Violett ein und ging mit ihr in einen Drugstore. Dort tranken wir eine Tasse Kaffee.«
    »Erklärte Ihnen Violett den Vorfall?«
    »Ja. Der Mann belästigte sie seit Tagen. Er wartete häufig mit seinem Wagen abends vor dem Salon auf sie und nötigte sie zum Mitfahren. Ein paar Mal hatte sie sich von ihm nach Hause begleiten lassen. Aber dann wurde er zudringlich. Daraufhin hatte sie sich seine Annäherungsversuche verbeten.«
    Grace sog heftig an ihrer Zigarette. Miss Colourdress lauschte mit offenem Munde, eine halb aufgeweichte Praline zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Violett sagte, der Mann habe sich ein paar Tage nicht blicken lassen, bis zu dem Vorfall, von dem ich Zeuge geworden war. Violett meinte, der Kerl sei betrunken gewesen, jedenfalls habe er schrecklich nach Whisky gerochen.«
    »In welcher Weise war er zudringlich geworden?«
    »Er habe sie gebeten, am Abend mit ihm auszugehen. Als sie ablehnte, sei er in Wut geraten und habe sie an den Schultern gepackt und geschüttelt. Daraus entstand das Handgemenge.«
    »Wusste sie, wie er hieß?«
    »Ich weiß es nicht. Seinen Namen erwähnte sie mir gegenüber nicht.«
    »Und was war nun mit den 100 Dollar?«
    »Das…«, sie stockte und begann wieder zu schluchzen, »ich weiß, dass es grenzenlos dumm von mir war. Aber ich kam anfangs gar nicht auf den Gedanken, dass er der Mörder sein könnte, zumal die Polizei doch jenen Mann erschossen hatte, der auf den G-men im Krankenhaus den Mordversuch verübt hatte. Ich…«
    »Dieser G-man war ich. Und leider habe ich den Angreifer erschossen, als er versuchte, mich umzubringen. Wir konnten ihn also nicht mehr verhören. Dennoch steht ohne jeden Zweifel fest, dass der Mischling Violett Holms Mörder war.«
    Grace nickte. »Das wusste ich ja alles aus der Zeitung. Und daher sagte ich zu, als jener Mann, der Violett belästigt hatte, zu mir kam - hier in den Salon, um mich zu sprechen. Er bat mich darum, der Polizei nichts von dem Zwischenfall zu erzählen, den ich beobachtet hatte. Er habe mit dem Mord nichts zu schaffen, sagte er, er sei aber hier ein angesehener Bürger und möchte nicht in die Sache verwickelt werden. Als Schweigegeld gab er mir eine Hundert-Dollar-Note.«
    Ich zog den Mundwinkel ein und betrachtete das Girl kopfschüttelnd. »Etwas Dümmeres konnten Sie nicht tun.«
    »Ja, ich weiß, ich…«
    »Schluss damit! Es lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Immerhin weiß ich nun von der Sache. Und es ist hoffentlich nicht zu spät. Beschreiben Sie mir bitte den Mann. So genau wie möglich.«
    Sie ließ sich eine neue Zigarette geben und dachte einen Augenblick nach. »Er ist ungefähr mittelgroß, sehr dick und vielleicht Anfang oder Mitte vierzig.«
    »Kleidung?«
    »Nichts Auffälliges.

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