0304 - Der Mann, der uns zum Alptraum wurde
des Sheriffs. Wir hatten ihm die Fesseln abgenommen. Er durfte rauchen und erhielt ein Tasse Kaffee.
Außer mir und Phil befand sich der stellvertretende Sheriff im Office. Er hieß Jeff Hunter, war ein unauffälliger, pflichtgetreuer Mann und redete während des Verhörs keine drei Worte.
»In Springfield, meiner Heimatstadt«, so begann Kelly, »verliebte ich mich in ein Mädchen namens Rosi Bernarr. Aber es war eine einseitige Sache. Das Girl wies mich mehrfach ab, als ich versuchte, mich mit ihm anzufreunden. Ihr Vater war ein sonderbarer alter Kauz. Der aber schon vor fünf Jahren von Springfield weggezogen war. Als auch Rosi Bernarr wegging, um zu ihrem Vater nach New York zu ziehen, verkaufte ich meine Werkstatt, und suchte mir in New York einen Job. Rosi Bernarr habe ich aber nicht wiedergesehen. Ich erwähne das alles nur, um zu erklären, warum ich mein gesichertes Auskommen in Springfield auf gab und mich in New York als Chauffeur verdingte.«
Er machte eine Pause. Der Blick seiner schwarzen Augen war prüfend auf uns gerichtet.
Wir verzogen keine Miene.
»In New York passierte mir ein Unfall. Ich überfuhr einen jungen Mann. Er war auf der Stelle tot. Sein Begleiter merkte, dass ich betrunken war und erbot sich, die Sache zu verschweigen. Der Unfall ereignete sich in einer dunklen Nebenstraße. Niemand hatte es gesehen. Gemeinsam schafften wir die Leiche fort und warfen sie in den Hudson. Das war eine große Dummheit von mir, denn fortan erpresste mich der Fremde, der mir nachspioniert und erfahren hatte, dass ich der Chauffeur des Direktors der Chase Manhattan Bank war. Der Fremde, der sich anfangs hilfreich gezeigt hatte, drohte mir. Wenn ich ihm nicht 20 000 Dollar beschaffen würde, wollte er mich anonym bei der Polizei anzeigen. Er erklärte mir zynisch, dass er selbst für die Tatzeit ein felsenfestes Alibi habe.«
Kelly verstummte, als er sah, dass Phil gelangweilt zum Fenster hinausblickte.
Ich sah den Mörder kopfschüttelnd an. »Dass Sie versuchen zu lügen, Kelly, kann man Ihnen nicht einmal übel nehmen. Aber halten Sie uns wirklich für so blöd, dass wir Ihnen das alles glauben?«
»Es ist die Wahrheit!«
»Ich werde Ihnen jetzt mal erzählen Kelly, wie es wirklich war. In Ihrer Heimatstadt Springfield lernten Sie Rosi Bernarr kennen, sehr gut sogar. Sie waren eng mit ihr befreundet. Irgendwann einmal vertraute Ihnen das Mädchen an, dass der alte Bernarr mehrfacher Millionär sei. Daraufhin beschlossen Sie, nicht nur das Girl, sondern auch die Millionen für sich zu gewinnen. Und Sie gingen wohlüberlegt nach einem Plan vor.«
Alles, was ich jetzt mit großer Selbstverständlichkeit vorbrachte, waren nichts als Vermutungen. Aber ich war auf dem richtigen Wege. Kellys Gesicht bewies mir das. Er biss sich auf die Lippen und schwieg. Ich musste vorsichtig sein, damit ich mich jetzt in meinen Kombinationen nicht vergaloppierte.
»Gut, ich werde es Ihnen erklären.«
»Als Rosi Bernarr vor zwei Jahren Springfield verließ, folgten Sie ihr nach New York. Sie wussten inzwischen längst, dass der alte Bernarr seine Millionen nicht auf einer Bank hatte, sondern sie irgendwo versteckte und dass von diesem Versteck ein Plan existierte. - Der alte Bernarr kannte Sie, Kelly, und wahrscheinlich lehnte er Sie als Schwiegersohn ab. Stimmt’s?«
Kelly hatte den Kopf gesenkt. Jetzt hob er den Blick und nickte.
»Soll ich fortfahren, oder wollen Sie selbst weitererzählen?«, fragte ich vorsichtig. Ich hoffte, dass er reden würde. Denn ich wusste genau, wie die weiteren Ereignisse abgerollt waren.
»Gut, ich werde es Ihnen erklären.« -Er resignierte.
»Bernarr drohte, seine Tochter zu enterben, falls sie mich heiraten würde. Er kannte mich aus Springfield und hielt offenbar nicht viel von mir. Also beschloss ich, irgendwie an das Geld heranzukommen. Ich wurde mir mit Rosi, die ihren Vater hasste, einig. Wir wollten den Alten bei einer günstigen Gelegenheit aus dem Wege schaffen, um in den Besitz des Plans zu gelangen, von dem außer dem Alten selbst, dessen Schwester, Rosi und natürlich auch mir, keiner etwas wusste. - Um jeglichen Verdacht von Rosi fernzuhalten, zog sie vor einem Jahr gegen den Willen des Alten rjach Red Bluff. Aus einem bestimmten Grunde. Der Alte hatte hier drei Jahre in einem Blockhaus gelebt, und wir vermuteten, dass hier das Geld versteckt sei.«
»Hatte Rosi den Plan?«
»Nein. Sie vermutete, dass ihr Vater ihn bei sich trug. Gesehen hatte sie ihn nie. - Rosi
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