0304 - Des Satans höllischer Trick
sein Gespür, im Stich und verriet ihm nicht, wohin jener Ewige mit seiner Geisel Nicole Duval sich gewandt haben konnte. Es gab nicht den geringsten Anhaltspunkt. Es blieb nur die eine unbefriedigende Möglichkeit, abzuwarten, bis die Entführer sich meldeten und ihre Forderungen stellten, mit denen sie Zamorra unter Druck setzen wollten. Erst dann konnte eine Gegenaktion erfolgen.
Ted Ewigk wußte, daß die Erfolgschancen äußerst gering waren. Er besaß zwar einen Dhyarra-Kristall dreizehnter Ordnung und konnte ihn steuern, aber er durfte im Moment nicht wagen, diesen einzusetzen. Höchstens ganz vorsichtig dosiert mit geringster Kraft. Denn ein Machtkristall konnte jederzeit aus größter Entfernung angepeilt werden. Und mit seinem Kristall war Ted Ewigk, der Sohn des Zeus, ein direkter Konkurrent und somit Gegner des ERHABENEN.
Der ERHABENE wußte, daß es einen zweiten Machtkristall gab. Und er ließ den Besitzer des Kristalls jagen, um ihn zu töten. Im Augenblick durfte Ted Ewigk sich in trügerischer Sicherheit wiegen; sie hatten den Ewigen im Château erfolgreich vorgespielt, daß der Träger des Machtkristalls mit unbekanntem Ziel verschwunden sei. Das Gegenteil hatte nicht bewiesen werden können; die Spur verlor sich im Château Montagne. Aber im selben Augenblick, da Ted seinen Kristall wieder einsetzte, begann die Jagd von Neuem. Deshalb durfte er es im Augenblick nicht riskieren, mit ausgerechnet diesem Kristall nach Nicole zu fahnden, und einen anderen, harmloseren besaß er nicht. Zamorras Kristall, der ihm hier vielleicht hätte nützlich sein können, war zerstört worden.
So blieben nur das Warten und die Ungewißheit. Und was Professor Zamorra selbst anging - ihm gab Ted keine Chance. Er kannte die Ewigen. Ein Teil seiner Erinnerung war aufgebrochen, und Zeus, der von den Griechen als Gott verehrte einstige ERHABENE der DYNASTIE, der freiwillig abdankte und sich in die Straße der Götter zurückzog, hatte ihm eröffnet, daß Ted gewissermaßen sein Sohn war, der Träger seines Erbes. So war dem Reporter auch endlich klar geworden, warum ausgerechnet er schaffte, was nicht einmal einem gemeinsamen Geistesverbund von höchsten Dämonen oder Göttern möglich war: einen Dhyarra-Kristall dreizehnter Ordnung zu steuern. Es war jener Kristall, der vor Äonen von Zeus selbst benutzt worden war. Und Ted vermutete nicht ganz zu Unrecht, daß er seine Blitzkarriere vom einfachen Reporter zum Multimillionär jenen Anlagen verdankte, die Zeus ihm irgendwie in die Wiege gelegt hatte. Ted konnte einfach nur Erfolg haben, etwas anderes war ihm unmöglich. Und selbst wenn er in diesem Moment alles fortwarf und ganz unten neu begann, würde er automatisch innerhalb eines, höchstens zweier Jahre wieder ganz oben sein.
Ted hatte sich in Zamorras Arbeitszimmer niedergelassen und brütete vor sich hin. Zuweilen benutzte er das Terminal der neuen EDV-Anlage und versuchte von Zamorra und Nicole eingespeicherte Daten abzurufen und miteinander in Beziehung zu bringen. Aber auch das gab ihm keinen Anhaltspunkt. Er gestand sich selbst ein, daß es mehr Beschätigungstherapie war als alles andere.
Als das Telefon summte, hob er automatisch ab und meldete sich mit seinem üblichen »Hallo«, ehe er begriff, daß das ja nicht sein Telefon in seiner Frankfurter Wohnung war. Mit dieser unpersönlchen Art des Meldens schützte er sich vor telefonischen Störaktionen, weil er damit erst einmal den anderen zwang, sich selbst vorzustellen.
Hier klappte das aber nicht.
»Ist dort Château Montagne?« hörte er eine Stimme, die Französisch mit einem schauderhaften metallisch klingenden Akzent sprach. Sofort ging Ted auch auf diese Sprache über, die er wie einige andere perfekt beherrschte.
»Ja«, sagte er. »Wer spricht?«
Ein meckerndes Lachen ertönte, und Ted wollte schon verärgert auflegen, als die Stimme wie ein Windhauch säuselte. »Kennst du Belial, Zamorra?«
Jemand verwechselte ihn, der Zamorra nicht kannte und Teds Stimme deshalb für die des Professors hielt! Ein böser Verdacht stieg in dem Reporter auf. Belial… war das nicht ein Dämon?
»Was ist mit Belial?«
»Belial hält deine Gefährtin gefangen, Zamorra. Du wirst von uns Nachricht erhalten. Du wirst tun, was zu tun ist, um sie zu retten. Denn gehorchst du nicht, werden wir sie töten - langsam und gründlich.«
»Wer bist du?« fragte Ted eiskalt. Er wußte, daß er sich keine Gefühlsaufwallungen erlauben konnte. »Nenne deinen Namen.
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