Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

Titel: 0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod schminkt sich die Lippen
Vom Netzwerk:
wir unsere Pläne nicht durchführen können. Eine wirkliche Frau mußten wir den Augen der Zeugen bieten, und sie mußte sogar die Hauptrolle bei unseren kleinen Raubzügen spielen, damit alle an die Lady-Gang glaubten.«
    Er legte eine kleine Pause ein und fuhr dann fort:
    »Ich weiß, daß ihr Bullen eine skeptische Bande seid. Ich konnte nicht einen Typ wie Al in Frauenkleider stecken. Ihm hätte niemand die Rolle geglaubt. Also suchte ich in allen Staaten der USA nach Jungs, die zwar das Handwerk verstanden, die auch hart genug waren, , es mitzumachen, aber die so aussahen, daß man sie mit ’ner Perücke, einem Weiberrock und einem bißchen Schminke in eine Frau verwandeln konnte. Gib zu, G-man, daß ich gut gewählt habe.«
    Er zeigte auf Jack und Tonio.
    »Und Alwyn Hart gehörte natürlich auch zu deinem Verein?«
    »Ja, Alwyn war verdammt schnell mit der Kanone. Er war es, der in der North Trade Filiale den Wächter umblies, aber er war zu undiszipliniert. Vor dem ersten Überfall habe ich alle Jungs hier im Hause zurückgehalten. Die Beobachtungen der ausgesuchten Banken führten Al und ich durch. Jenny gab unterdessen den Jungens Unterricht, wie sie sich graziös als Damen zu bewegen hatten, selbst wenn sie eine MP unter dem Arm hielten oder eine Kasse ausräumten. Alles sollte voll weiblicher Anmut geschehen.« Er lachte lauthals.
    »Wir hatten verabredet,' von der Beute keinen Cent auszugeben, bis wir unseren Feldzug zu Ende geführt hatten, aber Hart hielt es nicht aus. Er brannte durch, um die erste Rate seines Anteils durchzubringen, und ich weiß, daß nichts euch Burschen rascher auf die richtige Fährte bringt, als ein Mann, der plötzlich einen Haufen Dollar auf den Kopf haut. Wir brauchten sechs Tage, um Alwyn zu finden, und wir legten ihn um.«
    »Ihr ermordetet nicht nur Alwyn Hart«, sagte ich leise.
    »Natürlich nicht«, entgegnete er kalt, »aber das gehört eigentlich schon zum zweiten Teil meines Planes. Ich habe von Anfang an damit gerechnet, daß ihr nie auf hören würdet, den Verein zu verfolgen, der eine Serie von Banküberfällen durchgeführt hat, bei denen es einige Tote gegeben hat. Wir würden also nicht in den ruhigen Genuß unserer Dollar kommen, wenn wir euch nicht auch die Täter lieferten. Tote Gangster zu verfolgen, ist auch für das FBI eine sinnlose Angelegenheit. Daß in einer Gang leicht Krach entsteht, wenn es an das Teilen der Beute geht, weiß jeder Leser von Kriminalromanen, und in diesem Punkt stimmen die Romane sogar ausnahmsweise mit der Praxis überein. Warum sollte das in einer Lady-Gang anders sein? Und warum sollte der Krach nicht so ausarten, daß die Damen schließlich untereinander aufräumen? — Da wir Alwyn Hart bei seinem Streifzug durch New Yorks Nachtlokale stoppen mußten, mußte die Lady-Gang beim nächsten Überfall ein Mitglied weniger aufweisen, aber wir mußten euch auch beweisen, wo dieses Bandenmitglied geblieben war. Die Bilder in deiner Brusttasche beweisen, daß ihr die Dame gefunden habt.«
    Er sprach kalt und ironisch. Ich fühlte, wie mir die Kehle eng wurde.
    »Als nächstes wollen wir der Lobbier Company einen Besuch abstatten. Ich weiß nicht, ob du die Firma kennst. Sie transportiert Geld, aber es wäre völlig sinnlos, zu versuchen, eines der Transportautos zu überfallen. Wir würden uns dabei nur blutige Köpfe holen. Ich habe einen viel besseren Plan ausgeheckt. Die Autos der Lobbier Company werden im Innenhof der Firma beladen. Selbstverständlich ist es für einen gewöhnlichen Menschen völlig unmöglich, in diesen Hof zu gelangen. Die beiden Tore, das eine nach der Zwölften, das andere zur Dreizehnten Straße, sind aus massivem Stahlblech und werden von je einem Wächter bewacht. Andererseits wird die eine Seite des Innenhofes von einem Gebäude gebildet, in dem unter anderem eine mittlere Kleiderfabrik untergebracht ist. Es gibt von dieser Fabrik aus eine Tür in den Hof der Lobbier Company, allerdings ist den Angestellten der Kleiderfabrik, meistens Mädchen und Frauen, verboten, diese Tür zu benutzen. Sie ist außerdem von außen verriegelt, so daß nur ein Wächter der Lobbier die' Tür öffnen kann. Diese Vorsichtsmaßnahmen sind verständlich, wenn man sich überlegt, daß im Gebäude der Lobbier Hunderttausende von Dollar gewissermaßen griffbereit herumliegen, denn die Gesellschaft befördert und transportiert nicht nur Geld, sie zählt und bündelt es auch. Allerdings habe ich fest-, gestellt, daß auch diese

Weitere Kostenlose Bücher