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0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

Titel: 0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod schminkt sich die Lippen
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störte ihn wenig, daß dabei eine Tasse zerbrach und der Tee verschüttet wurde. Grinsend zeigte er eine lückenhafte Reihe gelber Zähne.
    »Seit sich der Bulle in eurer Mitte befindet, muß man vorsichtiger sein. Der Junge scheint schon wieder ganz gut auf den Füßen zu stehen.« Er drohte mir mit der Faust. »Laß bloß die Finger von der süßen Jane. Die ist mein Schätzchen.« Er winkte Jane Larrow, »Komm mal her, Süße!«
    Sie drehte ihm den Rücken zu.
    Ich stand auf. Es ging besser, als ich erwartet hatte. Langsam marschierte ich auf den Teewagen zu und goß mir eine Tasse Tee ein. Meine Kehle war wie ausgedörrt.
    Die beiden anderen Mädchen lagen noch auf den Pritschen. Der rothaarige Al setzte das Geschwafel seiner Anzüglichkeiten fort, und als Jane Larrow nicht reagierte, kam er langsam in den Raum hinein.
    »Du magst es wohl, wenn man dich ein wenig rauh anfaßt«, rief er.
    Als er noch drei oder vier Schritte von dem Mädchen entfernt war, das sich nicht rührte und auch nicht umdrehte, gab ich dem nächsten Stuhl einen gutgezielten Fußtritt. Das Möbelstück flog dem Gangster vor die Beine. Er fuhr herum und richtete den Lauf der Kanone gegen mich.
    »Übergeschnappt?« brüllte er.
    Ich goß ’ne zweite Tasse ein.
    »Warum schießt du nicht?« fragte ich. »Ist Harry dagegen?«
    »Der Chef fragt einen Dreck danach, ob du heute oder morgen über den Haufen geknallt wirst.«
    »Also knalle!« sagte ich und sah ihn über die Tasse an.
    Natürlich riskierte er es nicht. Wütende Flüche ausstoßend, zog er sich zurück. Die Lust, Jane Larrow zu belästigen, war ihm vergangen. Dröhnend fiel die Stahltür hinter ihm zu.
    »Vielen Dank«, sagte Jane Larrow, »aber bringen Sie sich meinetwegen nicht in Gefahr.«
    »In Gefahr befinden wir uns alle! Trinken wir erst einmal Tee! Immerhin läßt die Gang uns nicht verhungern.« Ungefähr zwei Stunden später wurde die Stahltür wieder aufgerissen, aber dieses Mal tauchte nicht nur Al auf, sondern auch, ebenfalls schwer bewaffnet, die beiden Jünglinge Jack und Tonio, meine speziellen Freunde.
    »Komm, G-man!« rief Al. »Der Arzt ist da. Du sollst behandelt werden.«
    Sie führten mich durch einen Kellergang und über eine gewöhnliche Treppe in die Halle des Hauses. In dem Wohnraum, dessen Rolladen auch heute heruntergelassen waren, warteten Harry Dean und Jenny Huster auf mich.
    »Nimm den gleichen Sessel, G-man!« befahl der Bandenchef.
    Er lächelte mich tückisch an.
    »Leidlich erholt?«
    Ich antwortete nicht.
    Wie gestern hielt er mir seine Zigarettenschachtel hin. Ich bediente mich.
    »Hast du dich über meinen kleinen Harem gewundert?«
    »Nicht besonders. Mit etwas Derartigem habe ich gerechnet.«
    »Die Girls glauben immer noch, ich hätte die Absicht, sie nach Südamerika zu verkaufen. Sie haben wahrscheinlich ein paar Filme über das Thema gesehen, und nun läuft ihre Phantasie einspurig. Ich hoffe, du hast sie nicht aufgeklärt?«
    Ich antwortete nicht. Ich kannte die oft krankhafte Eitelkeit der Gangster. Sie sind so stolz auf die Pläne, die sie ausgebrütet und leider auch in die Tat umgesetzt haben, daß sie zu jedem davon reden, auch zu einem Polizisten, wenn sie glauben, er könnte ihnen nicht mehr gefährlich werden. Harry Dean bildete keine Ausnahme. Ich erkannte es an seinem selbstgefälligen Lächeln.
    »Dabei hatte ich ursprünglich tatsächlich die Absicht, einen kleinen Handel mit taufrischen Girls aufzuziehen«, fuhr er fort. »Die entsprechenden Verbindungen mit Rio batte ich schon geknüpft, und die gebotenen Preise waren nicht einmal schlecht. Wir zogen die Tanzschule als Lockmittel auf, und auch das ließ sich gut an, aber der ganze Plan scheiterte an einer Kleinigkeit. Es gibt einfach nicht genug Girls ohne Eltern, ohne Anhang, ohne Freunde. Unter Hunderten kein halbes Dutzend. Auf dieser Basis ließ sich ein lukrativer Handel nicht aufziehen. Ich schaltete um und gründete eine Gang aus Frauen, eine Lady-Gang, und ließ sie Überfälle auf Banken durchführen. Wie findest du das, G-man?«
    Ich rauchte und antwortete nicht.
    »Oh, du kannst die ganze Raffinesse der Tricks noch nicht beurteilen. Natürlich kann man irgendwelche Mädchen nicht darauf trimmen, eine Kanone in die Hand zu nehmen und eine Bank zu plündern und dabei auch einen Kassierer über den Haufen zu knallen, wenn es nötig sein sollte. Ich kenne nur eine Frau, die die Nerven dazu hat.« Er legte den Arm um die Schulter Jenny Husters. »Ohne Jenny hätten

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