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0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen

Titel: 0305 - Der Tod schminkt sich die Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod schminkt sich die Lippen
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Chance haben, hier herausgeholt zu werden, bevor sie uns…«
    Sie vollendete den Satz nicht. Jane Larrow vollendete ihn an ihrer Stelle.
    »Ann und Liz befürchten, daß sie nach Südamerika verkauft werden sollen. Mädchenhandel… Sie verstehen.«
    »Was sollen sie sonst mit uns Vorhaben?« mischte sich die dunkelhaarige Liz Burn ein. »Sie werden uns an ein obskures Lokal in Südamerika verschachern, wie sie es schon mit Leslie gemacht haben. Meinen Sie nicht auch, Mister G-Man? Ich bin froh, daß die Polizei ihnen auf die Spur gekommen ist.«
    »Wer ist Leslie?«
    »Sie wurde auch hier gefangengehalten, aber sie holten sie vor einigen Tagen heraus.«
    »Hatte sie schwarzes, gewelltes Haar?« fragte ich.
    Ann Raffling und Liz Burn sprangen auf.
    »Sie kennen sie? Haben Sie sie befreit?«
    »Durch sie kamen wir auf die Spur der Bande«, antwortete ich ausweichend. Ich sah, daß Jane Larrows Gesicht ruhig und unbewegt blieb.
    »Wie lange sind Sie hier?« fragte ich Liz Brun.
    »Zwei Monate«, antwortete sie, »und Ann haust noch ein paar Tage länger in dem Loch.«
    »Und wie kamen Sie her?«
    Sie lachte erbittert auf.
    »Nun, sie haben uns in eine schäbige Falle gelockt. Ich las ein Inserat in der Zeitung. Es wurden begabte Tänzerinnen gesucht. Auch Anfängerinnen. Bei besonderer Begabung Stipendium möglich. Vorzustellen in der Dancing School in der 36. Straße. Ich ging hin. Ein halbes hundert Girls hatte sich auf die Anzeige gemeldet, aber diese Bestie, diese Jenny Huster, ließ sich Zeit und nahm jede einzeln von uns vor, quetschte uns nach den Familienverhältnissen aus und ließ uns ein wenig vorhüpfen. Mich pries sie in den höchsten Tönen. Sie sind enorm begabt, mein Kind, sagte die falsche Hexe. Ich werde Sie für ein Stipendium vorschlagen. Rufen Sie mich morgen an. — Als ich am nächsten Tag anrief, erklärte sie mir, Mister Dean, der die Stipendien zu vergeben hätte, wolle mich kennenlernen. Sie nannte einen Treffpunkt, und dort wurde ich von diesem schnurrbärtigen Teufel Harry Dean erwartet. Er bluffte mich mit seinen feinen Manieren, seinem Cadillac, seinem angeblichen Chauffeur und den zweihundert Dollar, die er mir als Stipendienvorschuß in die Hand drückte. Ich ging auf alle seine Vorschläge ein, kündigte mein möbliertes Zimmer, weil ich angeblich in der Schule wohnen sollte, aber als ich mit meinen zwei Koffern die Schule betrat, da wurde ich über die Hintertreppe in einen Wagen verfrachtet und hergebracht. Seitdem habe ich kein Tageslicht mehr gesehen. Liz und Leslie waren schon hier.« Sie biß sich auf die Unterlippe und fuhr wütend fort:
    »Wir zerbrachen uns die Köpfe darüber, warum ausgerechnet wir drei von den Girls, die sich auf die Annonce gemeldet hatten, ausgesucht worden sind, aber wir haben es schnell herausgefunden. Keine von uns, weder Ann noch Liz noch ich besitzen Angehörige. Das war der Grund. Nach uns würde kein Hahn krähen, wenn wir in Santos oder Rio verschwanden.«
    Ich starrte in die Neonröhre, die unmittelbar unter der Decke klebte und den Bau mit grellem, kalkigem Licht erfüllte.
    Jane Larrow suchte meinen Blick. »Wollen Sie eine Zigarette?« fragte sie. »Ich habe noch ein paar.«
    »Dreht ein wenig die Kurbel!« befahl sie den beiden anderen. »Die Luft ist wieder miserabel.«
    Ann und Liz standen auf und machten sich daran, die Kurbel der Ventilationsanlage zu drehen.
    »In diesem fensterlosen Loch wird die Luit nach drei oder vier Stunden so schlecht, daß wir ohne die Ventilationseinrichtung ersticken werden.« Sie beugte sich nahe zu mir und fragte leise:
    »Ist Leslie tot?«
    Ich begriff, daß sie von dem schwarzhaarigen Mädchen sprach, dessen Leiche wir auf dem Schuttplatz an der 14. Straße gefunden hatte. Ich nickte.
    Sie stieß einen kleinen, gepreßten Seufzer aus.
    »Ich dachte es mir«, flüsterte sie. »Sagen Sie es nicht den anderen. Lassen Sie sie im Glauben, es ginge nur um einen Mädchenhandel.«
    »Sind.Sie auf die gleiche Weise hergekommen?«
    »Nein, Sie können annehmen, ich kam freiwillig.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich arbeite für die Norfolk Insurance Lt.«
    »Eine Versicherungsgesellschaft? Himmel, wollten Sie die Bande versichern?«
    Sie lächelte flüchtig. »Ich bin Detektivin der Gesellschaft.«
    »So etwas gibt’s?«
    »Alle großen Versicherungsgesellschaften beschäftigen eigene Detektive, um sich gegen Versicherungsbetrügereien zu schützen, und die North Trade ist bei der Norfolk Insurance gegen Verluste

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