0306 - Die Erde spie den Schrecken aus
Reaktion verlassen.
Einem Gegner, dem man gegenüber steht, sieht man in den Augen an, wann er angreift. Man kann die Hiebe bis zu einem gewissen Grade voraus berechnen. Die erhobene Klinge wird auf jeden Fall von oben herabsausen und ist mit quer gehaltenem Schwert zu parieren. Eine im Zentrum des Körpers gehaltene Klinge ist zum Stoß gezückt.
Doch das erkannte Professor Zamorra nicht. Er sah nur das auf- und abzuckende Schwert und legte alle Kunst in die Abwehr. Im Lauf der unzähligen Kämpfe hatte er genügend Umgang mit Hiebund Stichwaffen aller Art gesammelt und er vermochte sich notfalls gegen ein halbes Dutzend Angreifer zur Wehr zu setzen.
Aber dieser Kampf war anders. Die Waffe führte kein sichtbarer Gegner.
Er konnte nur verteidigen. Wo sollte Professor Zamorra angreifen? In welcher Form sollte er den unsichtbaren Schwertführer verletzen oder dazu bringen, den Kampf aufzugeben?
»Du kämpfst sehr gut, Zamorra!« nickte Amun-Re. »Immer noch vermagst du es, das Schwert zu schwingen. Nicht mehr so brillant wie damals in der Arena von Atlantis oder in den Kampfgruben von Weridar. Aber das Schauspiel, das du mir bietest, erfreut mich!«
Professor Zamorra antwortete nicht. Er vernahm die Worte des Amun-Re nur am Rande, mit denen er ihm von einem Abenteuer in einer anderen Zeit berichtete, das Professor Zamorra noch gar nicht bestanden hatte. Also würde er tatsächlich irgendwann einmal das alte Atlantis sehen und Amun-Re in der damaligen Zeit bekämpfen. Daß Amun-Re ihn aus der Vergangenheit kannte, wußte Professor Zamorra schon länger.
»Ich vermisse die geheimen Hiebe, die dir damals dein Freund, der Krieger mit den zwei Schwertern beibrachte. Damit warst du den Kämpfern überlegen, die ich dir in der Arena von Atlantis entgegen stellte!« hechelte Amun-Re. »Nun, mit der Zeit kann man schon mal Dinge vergessen.«
Professor Zamorra sagte nichts. Der rasende Kampf nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Mehrfach war die Schneide der Klinge vorn über seine Haut gefahren und hatte geringfügige Schnittwunden verursacht. Das Hemd, das er trug, war durch Stiche zerfetzt und die Hose mehrfach zerrissen, weil Professor Zamorra sich vor den Attacken des Schwertes mit gewaltigen Hechtsprüngen in Sicherheit brachte.
Obwohl er sich so oft es ging im Fitneßcenter von Château Montagne in Form brachte, begannen seine Kräfte doch nach einer Weile zu erlahmen. Dicke Schweißtropfen perlten über seine Stirn. Der Atem ging rasselnd und die Abwehrbewegungen wurden immer langsamer.
»Nun, Zamorra, wirst du etwa schon müde?« kicherte Amun-Re. »Das darfst du nicht. Ich werde dafür sorgen, daß du schnell wieder munter wirst!«
Bevor Professor Zamorra das Schwert hochreißen konnte, zischte die Klinge auf ihn zu, die Amun-Re mit der Kraft seines Geistes führte, ohne auch nur einen Finger zu bewegen. Professor Zamorra schrie auf, als sich die Klinge in seine linke Hüfte bohrte.
»Beim nächsten Mal mußt du besser reagieren. Sonst macht es mir keinen Spaß mehr, mit dir diesen Kampf zu spielen!« kicherte Amun-Re.
»Ted!« keuchte Professor Zamorra. »Ted! Hilf mir! Ich bin am Ende!«
»Das kann er nicht mehr!« höhnte der Schwarzzauberer. »Wenn er es versucht, dann ist er tot. Ich habe seinen Willen bereits geblockt. Schade, Zamorra. Da du jetzt sterben wirst, ist er mir eigentlich egal. Dennoch werde ich ihn dorthin schaffen, wo ihn der Patriarch hinhaben will.«
»Das werde ich verhindern!« knurrte Professor Zamorra und versuchte, sich auf den Zauberer zu werfen. Zwei Schwerthiebe der aus dem Nichts geführten Klinge warfen ihn zurück.
»Ein Toter kann nichts mehr verhindern, Zamorra. Und du bist tot - auch wenn du jetzt noch lebst!« grollte die Stimme des Zauberers. »Doch bald wirst du es sein. Der lange Kampf zwischen uns ist dann endlich vorbei. Niemand wird dann meinen Griff nach der Macht stoppen können!«
»Dann bring es zu Ende, Amun-Re!« keuchte Zamorra. »Dein Anblick widert mich an und läßt Übelkeit in mir aufsteigen!«
»Wer so um den Tod fleht - dem sei er gewährt!« sagte Amun-Re gehässig. »Und ich schenke dir den schönsten Tod, den ich geben kann - den Tod von der Hand eines Freundes!«
Im selben Moment segelte die Klinge, die vorher von unsichtbarer Hand gegen Zamorra geschwungen wurde, zu Ted Ewigk hinüber, der die Waffe fassungslos anstarrte.
»Da du in meiner Gewalt bist, kannst du dich meinem Willen nicht entziehen!« knarrte die Stimme des
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