0306 - Die Träne des Teufels
linke Hand, um Wikka auf seine Art zu empfangen. Es war nicht mehr nötig, denn die Hexe wurde innerhalb einer kaum meßbaren Zeitspanne zu einem winzigen Etwas, das in den Stein hineinraste.
Mit ihr war das gleiche wie mit den Dolchen passiert, Suko senkte den Kopf. Er schaute auf den Stein, und seine Augen weiteten sich vor Verwunderung.
Nichts war mehr von Wikka zu sehen.
Die Träne des Teufels hatte die Hexe verschluckt. Der Chinese wurde ein wenig blaß, er schüttelte den Kopf und sah im nächsten Moment auf, als er im oberen Gang hastige Schritte hörte. Jemand lief auf die Treppe zu, seine Gestalt zeichnete sich ab, und Suko, der bereits eine gespannte Haltung angenommen hatte, entkrampfte sich wieder, als er den Mann erkannte.
Es war der Geisterjäger!
***
Suko hatte sehr laut sein magisches Wort gerufen. Auch mich hatte es erreicht und gestoppt. Zum Glück war die Gefahr vorbeigewesen, und nach den fünf Sekunden hielt mich nichts mehr im Zimmer. Dennoch warf ich einen Blick auf den Makler, der keine Augen für mich hatte, sondern nur auf seine verletzte Hand starrte und den schwarz verbrannten Stumpf anklagend in die Höhe streckte.
Er hatte schrecklich bezahlen müssen, aber ich konnte ihm auch nicht helfen. Wenigstens nicht mit Taten und auch nicht im Augenblick. Ich bat ihn nur, im Zimmer zu bleiben, das ich so rasch wie möglich verließ.
Den Gang durcheilte ich in Rekordzeit, erreichte die Treppe und blieb dort stehen. Ruckartig hatte ich bremsen müssen und wäre fast noch gefallen. Meine ausgestreckte Hand fand die Wand, daran stemmte ich mich ab, schaute nach unten, so daß sich Sukos und mein Blick zwangsläufig begegneten.
Ich sah meinen Freund lächeln. Er konnte sich das breite Grinsen leisten, denn in seiner rechten Hand befand sich das, um was es so großen Ärger und so große Schrecken gegeben hatte.
Die Träne des Teufels!
Ich blieb auf der drittletzten Stufe stehen und schüttelte den Kopf.
»Jetzt bist du platt, wie?«
»Noch platter«, erwiderte ich. »Woher hast du den Diamanten?«
»Wikka war so nett.«
»Nachdem sie nicht anders konnte.«
Suko hob die Schultern. »Was will man machen, John? Manchmal mußt du die Leute eben zu ihrem Glück zwingen. Da reagieren Dämonen nicht anders als Menschen.«
Ich nickte. »Wie wahr du wieder gesprochen hast.« Zusammen mit Suko schritt ich die restlichen Stufen der gebogenen Treppe hinunter, und wir gesellten uns zu Mandra Korab, der auch einen erleichterten Eindruck machte.
Das merkte ich sehr schnell und fragte: »Was hast du, Mandra? Bist du sauer?«
Eine akustische Antwort bekam ich nicht. Statt dessen öffnete der Inder seine Jacke und präsentierte mir seinen Gürtel.
Er war leer!
Zunächst einmal tat ich nichts. Ich schaute nur, meine Gesichtshaut verlor an Farbe, und ich mußte hart schlucken. Bevor ich sprach, räusperte ich mir die Kehle frei.
»Wie ist das möglich?«
»Magie«, erwiderte Mandra dumpf, während er gleichzeitig die Dämonenpeitsche an Suko zurückgab.
Da er zu keiner weiteren Erklärung mehr ansetzte, schaute ich auf Suko.
Mein Freund hob die Schultern. »John, von mir kannst du nicht viel hören. Ich war im Keller.«
Beide schauten ziemlich enttäuscht. Man konnte den Gesichtsausdruck auch als deprimierend bezeichnen.
Da ich selbst hart genug um den Besitz der Dolche gekämpft hatte, konnte ich mich sehr gut in Mandras Lage hineinversetzen. Aber ich wollte wissen, was geschehen war. Er mußte reden, schließlich waren wir Freunde.
Ich trat auf ihn zu und legte meine Hand auf seine Schulter. »Mandra«, sagte ich mit leiser Stimme. »Wir kennen uns lange genug. Ich bitte dich, sage mir, was geschehen ist.«
»John.« Er holte nach diesem Wort tief Luft. »Verdammt, John, es ist nicht einfach.«
»Das kann ich mir vorstellen. Rede trotzdem.«
Mandra schaute noch einmal auf seinen Gürtel. »Sie sind weg«, flüsterte er mit kratziger Stimme.
»Das sehe ich. Aber wer hat sie dir genommen?«
Ein Blick aus seinen dunklen Augen traf mich. Danach deutete er an mir vorbei und zeigte auf Suko, der schräg hinter uns stand und den Stein in der Hand hielt.
»Dort sind sie.«
Ich begriff nicht sofort. »Suko?«
»Nein, der Stein!«
Jetzt war ich platt. Ich wollte lächeln, es zerfaserte zu einer Grimasse.
»Das ist doch nicht möglich«, erwiderte ich leise. »Der Stein kann die Dolche nicht…«
»Er hat sie verschluckt, aufgesaugt«, sagte Mandra knirschend.
»Verdammt, John, ich würde
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