0307 - Die letzte Kugel für den Boß
G-man! Hat Canogan von dem zweiten Mann gesprochen, der sich hier aufgehalten haben muss? Er nennt sich Rowfield? Wissen Sie irgendetwas über ihn?«
»Ja«, brachte sie stockend hervor. »Ja, er telefonierte mit ihm. Als ich kam, sagte er, ich müsse ihn zu einer alten Werft am Hudson Ufer fahren. Sie liege kurz vor Ludlow direkt am Fluss, und als ich antwortete, ich könnte nicht Auto fahren, fluchte er, ging zum Telefon, und rief einen Mann an, den er Rowfield nannte. Er sagte, er könne nicht wegkommen, und Rowfield solle ihn abholen, aber offenbar weigerte sich Rowfield, denn Larry schrie ihn an, er würde seine verdammte Feigheit noch bereuen und er, Larry, werde ihn sich kaufen.«
Ich hatte keine Zeit zu verlieren. Vielleicht hatte sich Rowfield, aus Angst vor Canogans Drohung, aus dem Versteck in der alten Werft schon abgesetzt. Ich schritt über den immer noch reglosen Gangster zum Telefon. Ich hob den Apparat vom Boden auf und griff nach dem Hörer, aber ich erstarrte, als ich ihn in der Hand hielt. Einer von uns hatte im Kampf auf den Hörer getreten. Ich hielt nur zerbrochenes Bakelit und verworrene Drähte in der Hand.
***
Nancy Kelly schien ein wenig die Nerven wiedergewonnen zu haben. »Passen Sie auf, Miss!«, sagte ich ihr in aller Eile, während ich aufsammelte, was an Schießeisen in der Bude herumlag.
»Kümmern Sie sich um Canogan! Bringen Sie das Blut aus seiner Wunde zum Stillstand, aber lassen Sie ihn so liegen. Ich glaube nicht, dass er bald zu sich kommen wird, und auf jeden Fall wird er zu schwach sein, um irgendetwas zu unternehmen. Ich telefoniere die Polizei herbei und man wird sich um Sie kümmern.«
Ich verstaute die Kanonen in den Taschen, verließ das Haus und ging durch die Waldschneise zur Straße zurück. Der Chevrolet sah Vertrauen erweckender aus, als mein alter Ford, und da Pa Tai den Schüssel hatte stecken lassen, klemmte ich mich hinter das Steuer.
Ich bugsierte die Karre auf die Straße zurück und fuhr in Richtung Ludlow.
Endlich tauchte im Scheinwerferlicht ein Straßenschild auf, auf dem stand: Ludlow 4 Meilen. Kurz darauf sah ich rechts die Umrisse eines großen, aber windschiefen Gebäudes.
Ich bremste, stieg aus und ging auf den Bau zu. Ich hörte das dumpfe Brüllen der Kühe in den Ställen.
Aus einer Hundehütte fuhr ein schwerer Köter auf mich zu. Ich wich mit einem Riesensatz zur Seite aus. Der Hund wurde von der Kette an seinem Halsband zurückgerissen und nun, da er meine Hosenbeine nicht erwischen konnte, begann er wütend zu kläffen.
Die Haustür wurde geöffnet, und eine breite Männergestalt tauchte auf.
»Ist da jemand?«
»FBI«, antwortete ich. »Ich brauche Ihre Unterstützung.«
»Kommen Sie ans Licht!«, befahl der Farmer.
»Ihr Hund dürfte damit nicht einverstanden sein.«
Der Farmer stieß einen scharfen Pfiff aus, worauf der Hund sein Gebell einstellte, und in seine Hütte kroch.
Ich ging so weit nach vorn, dass das Licht aus dem Flur auf mein Gesicht fiel. Dann stoppte mich eine Bewegung des Farmers, eine Bewegung, mit der er den Lauf des Jagdgewehres in seiner Hand auf meine Brust richtete.
»Vor zwei Tagen haben ein paar Burschen hier einen Einbruch versucht«, sagt er. »Bleiben Sie ein wenig auf Abstand, Mister.«
»Hören Sie, ich bin wirklich FBI-Beamter. Ich muss dringend telefonieren.«
»Ich habe kein Telefon.«
»Haben Sie einen Wagen?«
»Ja!«
»Okay, bis Ludlow sind es nur ein paar Meilen. Nehmen Sie Ihren Schlitten und fahren Sie hin und alarmieren Sie die Polizei und das FBI-Hauptquartier in New York. In einem der Ferienhäuser am Fluss, etwa fünfzehn Meilen stromaufwärts, liegt ein ermordeter und ein angeschossener Gangster. Ein Girl ist auch noch da. Man soll sich darum kümmern, und außerdem soll man ein zweites Team zur alten Werft schicken. Wissen Sie, wo diese Werft ist? Sie muss sich hier irgendwo in der Nähe befinden.«
»Anderthalb Meilen weiter treffen Sie auf die Zufahrtsstraße, aber sie ist in sehr schlechtem Zustand. Die Werft liegt seit dreißig Jahren still.« Er gab diese Auskünfte höchst widerwillig.
»Danke Ihnen«, sagte ich. »Bitte fahren Sie sofort los!«
»Hören Sie, Mister!«, knurrte er. »Sie sehen nicht aus wie ein Polizeimann. Ich glaube, Sie wollen mich aus meinem Haus locken, damit Sie und Ihre Kumpane den Einbruch gefahrlos wiederholen können, der vorgestern Nacht nicht klappte, was?«
Der Kerl hielt mich mit seinen Misstrauen nur auf.
»Zum Henker!«, schrie ich
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