0307 - Die letzte Kugel für den Boß
linke Faust traf voll mein Gesicht. Ich taumelte zwei Schritte zurück. Der Gangster packte den Stuhl, auf dem das Verbandszeug lag, und schleuderte ihn nach mir.
Ich wich zur Seite aus. Der Stuhl krachte gegen die Wand.
Canogan griff mit der Wildheit eines angeschossenen Tieres an. Er warf sich gegen mich und drückte mich gegen das Fenster. Ich riss dabei die halbe Gardine herunter, und das Telefon, das auf der Fensterbank gestanden hatte, stürzte zu Boden. Der Mörder versuchte, mir den Schädel unter das Kinn zu stoßen. Ich wollte ausweichen, geriet mit dem Ellbogen in die Fensterscheibe, die klirrend zersprang.
Canogan keuchte. Plötzlich schrie er auf, weil er den rechten Arm bewegte, aber er stoppte die Bewegung nicht. Er fuhr mit der rechten Hand in die Hosentasche, riss sie heraus. Ich sah, wie es in seiner Hand aufblitze, als er den Knopf des Schnappmessers berührte und die Klinge herausschnellte.
Ich schlug zu, bevor er zustoßen konnte. Ich traf sein Gesicht mit einem hochgerissenen Haken, der ihn zurückwarf. Sein Messerhieb ging ins Leere.
Die Klinge, vielleicht die Klinge, die David Howard getötet hatte, zischte, wie ein funkelnder Blitz, vor meinen Augen vorbei.
Er sprang mich sofort wieder an. Ich schlug rechts zu, aber er besaß die Instinkte einer Katze, wich dem Hieb aus, und das Messer sauste auf mich nieder.
Es gelang mir, sein Handgelenk abzufangen. Die Schneide zerschlitzte den Ärmel und nahm einen Fetzen Haut mit.
Canogan brüllte auf. Der Anprall musste grässliche Schmerzen in seiner Wunde hervorrufen, aber er gab nicht auf.
Er schleuderte den linken Arm um meinen Nacken, riss mich an sich heran, um mir jede Möglichkeit zum Zuschlägen zu nehmen, und versuchte gleichzeitig die Hand mit dem Messer aus der Umklammerung zu befreien.
Wir rangen miteinander. Die Schmerzen hätten einen normalen Menschen ohnmächtig werden lassen, aber Canogan schienen sie nichts von seiner Kraft zu nehmen.
»Nancy!«, schrie er keuchend. »Oh, verdammt! Hilf mir! Nimm eines von den Schießeisen! Knall ihn ab! Knall ihn endlich ab!«
An seiner Schulter vorbei konnte ich das Mädchen sehen. Es stand wie versteinert am Vorhang, aber als Canogans Ruf es traf, setzte es sich mit langsamen, seltsam steif wirkenden Schritten in Bewegung. Traumwandlerisch ging es auf eine Stelle des Zimmers zu, und dann sah ich, wie es sich bückte.
Es gelang mir, den rechten Arm zwischen meinen und Canogans Körper zu schieben und ihn anzuwinkeln. Die Hebelwirkung drückte Canogans Brust von mir fort. Ich bekam etwas Luft, und ich führte mit der rechten Faust einen Schlag von unten nach oben, der sein Gesicht traf.
Es durchschüttelte ihn. Ich feuerte zwei, drei Hiebe ab, ohne dabei sein Handgelenk mit der Linken loszulassen. Sein Körper wurde halb herumgedreht, ynd er stieß einen wilden Schmerzensschrei aus.
Ich traf ihn noch einmal mit dem Ellbogen, denn ich hatte Platz genug, mit der rechten Hand nach links herüberzugreifen, seine Faust aufzudrücken, dass er das Messer nicht länger zu halten vermochte.
Er schlug mit der freien Faust nach mir, einen schwachen Schlag, den ich ungerührt nahm. Ich ließ sein Handgelenk los und stieß ihn mit beiden Händen vor die Brust.
Er taumelte zurück, fing sich, duckte sich, als wolle er zu einem neuen Angriff ansetzen, aber plötzlich schwankte er. Der frisch angelegte Verband war längst wieder durchgeblutet.
Canogans Augen schlossen sich. Sein Körper wurde schlaff, und er brach nach vorn zusammen.
Ich wischte mir das Blut aus den Mundwinkeln.
Nancy Kelly stand mitten im Raum. Sie starrte entsetzt auf den Gangster. In den Händen hielt sie Canogans Revolver. Sie hielt ihn wie eine Frau, die niemals mit einer Waffe umgegangen ist, in beiden Händen.
Ich sprach sie leise an. Sie hob den Kopf, sah mich an. Der Revolver in ihren Händen schwankte.
»Lassen Sie das«, sagte ich ruhig- »Es hat keinen Zweck mehr.«
Ich ging auf sie zu und nahm ihr die Waffe aus den Fingern. Sie ließ es widerstandslos geschehen.
Plötzlich schlug sie die Hände vor das Gesicht und brach zusammen. Ich fing sie auf und schleppte sie zur Couch.
Sie wurde von einem verzweifelten Schluchzen geschüttelt, aber ich konnte sie nicht schonen.
»Hören Sie, Miss«, sagte ich und zog ihr die Hände vom Gesicht. »Wenn Sie einigermaßen unbeschadet aus dieser Geschichte herauskommen wollen, so müssen Sie sich zusammenreißen. Ich bin kein Gangster, ich bin FBI-Beamter. Verstehen Sie?
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