0307 - Die letzte Kugel für den Boß
bin immer noch scharf darauf, sein Bankkonto anzuzapfen. Ist er hier?«
Canogan hob seine rechte Hand. Ich sah, dass es ihm Mühe machte, und der Ausdruck von Schmerz zuckte über sein Gesicht. Er schob das Girl zur Seite. Sie ließ es willenlos geschehen, taumelte gegen den Vorhang und hielt sich instinktiv daran fest.
Canogan kam in das Zimmer herein.
»Kennst du ihn?«, fragte er mit einer Kopfbewegung zu dem Toten. »Er wollte mich umlegen, aber ich verkaufte ihm die Fahrkarte zur Hölle. Ist er Rowfields Mann?«
»Nein«, antwortete ich, »den schickten andere.«
Zu spät merkte ich, dass diese Antwort ein Fehler war. Hätte ich Pa Tai als Rowfields Mann bezeichnet, so hätte Canogan seinen derzeitigen Chef sofort an mich verraten. Jetzt nickte er nur kurz mit dem Kopf und kam noch näher heran.
»Verbinde mich, Slade! Sie versteht nichts davon.«
Er wechselte die Pistole in die rechte Hand über, ohne den rechten Arm zu heben.
Ein flüchtiges Grinsen, das seine Schmerzen verdecken sollte, teilte seine Lippen.
»Die Finger kann ich noch krumm machen.«
Mit einer überraschend schnellen Bewegung riss er mir die 42er aus dem Halfter und schleuderte sie in den Raum hinein. Bevor ich irgendetwas unternehmen konnte, wich er zwei Schritte zurück und war außer Reichweite.
»Nackt bist du mir lieber, Slade«, sagte er. »Los, kümmere dich jetzt um meinen Arm. Ich hab’s nötig. Mir wackeln die Knie. - Nancy, hol das Verbandszeug aus der Küche!«
Sie taumelte hinaus, und bis sie zurückkam, standen Canogan und ich uns Auge in Auge gegenüber.
»Wo ist Rowfield?«, wiederholte ich meine Frage.
»Wir besuchen ihn nachher«, antwortete er »Ich bin ziemlich froh, das du gekommen bist, Slade. Das Girl versteht nicht einmal mit einem Auto umzugehen.«
»Hast du sie angerufen und ihr gesagt, sie solle herkommen?«
»Na klar! Irgendeine Hilfe brauchte ich, und Rowfield weigerte sich einfach, noch einmal herzukommen. Ihm wäre es völlig gleichgültig gewesen, wenn ich hier verblutet wäre, und das werde ich ihm heimzahlen. Er ist halb verrückt vor Angst vor irgendwelchen Leuten, aber ich werde ihm zeigen, dass mit mir auch nicht zu spaßen ist.«
Nancy Kelly brachte das Verbandszeug, das sie in dem Drugstore gekauft hatte. Sie legte es auf einen Stuhl.
Canogan wechselte die Waffenhand.
»Vorwärts, Slade! Das Zeug, das sie mir umgewickelt hat, reißt du am besten wieder runter. Der Verband taugt nichts, Er muss stramm sitzen.«
Ich ging auf ihn zu und berührte den Verband. Er zuckte zusammen.
»Mach schon!«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Gleichzeitig drückte er mir den Revolver in die Rippen.
Ich wickelte den Verband ab. Canogan gelang es nicht seine Schmerzen zu unterdrücken. Er stöhnte.
Als ich die Wunde freigelegt hatte, sah ich, dass der Einschuss zu tief saß, um wirklich harmlos zu sein.
Canogan schrie Nancy Kelly an, sie solle mir das Verbandszeug geben. Sie gehorchte.
»Du brauchst einen Arzt«, sagte ich, während ich ihn neu verband.
»Ich halte es schon noch eine Weile aus«, knurrte er, obwohl sich sein Gesicht zusehends veränderte Es verlor den letzten Rest von Farbe und fiel ein.
Ich knüpfte den letzten Knoten des Verbandes über seine rechte Schulter.
»Fertig, Canogan!«, sagte ich.
Er bewegte vorsichtig die rechte Schulter.
»Gut gemacht, Slade«, antwortet er leise. Seine Mundwinkel zuckten wie zu einem Lachen. »Ich glaube, ich kann jetzt sogar einen Wagen fahren, und ich brauche dich nicht mehr.«
Ich hatte vom ersten Augenblick an damit gerechnet, dass er so reagieren würde, und ich schlug zu, bevor er ausgesprochen hatte. Er war ein schwer verletzter Mann, aber ich konnte ihn nicht mehr schonen.
Von oben nach unten traf der Handkantenschlag das Gelenk der linken Hand, in der er den Revolver hielt. Canogans Finger öffneten sich, und der Trommelrevolver fiel auf den Boden.
Ich bückte mich rasch, um die Waffe aufzuheben. Ich hoffte, ich würde ihn, mit einer Kanone in der Hand, in Schach halten können, ohne mich mit ihm herumschlagen zu müssen.
Der Mörder reagierte blitzschnell. Ein Fußtritt schleuderte die Waffe aus meiner Reichweite, ein Stoß mit dem Knie traf voll mein Gesicht. Mein Kopf flog in den Nacken, und ich selbst stürzte hintenüber.
Canogan sprang zur Seite, wo sein Revolver jetzt lag. Ich war rasch genug wieder auf den Beinen, aber ich musste hart zugreifen, um ihn zurückzureißen. Er warf sich herum, und seine
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