0307 - In der Lavahölle
ausgefallen war, tobte sich in Italien so richtig aus. Dreißig Grad waren keine Seltenheit.
»Ich glaube nicht, daß ihr helfen könnt. Haltet euch aber trotzdem zur Verfügung!« sagte Professor Zamorra. »Wenn ihr wieder Botschaften empfangt, dann ruft sofort an. Das Telefon wird ständig besetzt sein!«
Zamorra legte den Hörer auf und erhob sich. Im selben Moment kam Nicole Duval durch die Tür. Das hübsche Gesicht der zierlichen Französin war besorgt.
»Ich habe einiges mitgehört!« sagte sie. »Sie greifen also an!«
»Es ist alles etwas verworren!« sagte der Meister des Übersinnlichen. »Asmodis hätte sicher nichts riskiert, wenn der Ruf nicht dringend gewesen wäre. Eigentlich hat er Lucifuge Rofocale gerufen!«
»Du mußt nach Ash-Naduur. Zu den geheimnisvollen Felsen!« sagte Nicole leise.
»Dort wird sich das Schicksal entscheiden!« nickte Professor Zamorra. »Und Lucifuge Rofocale besitzt die Macht, mich dorthin zu bringen!«
»Du willst Satans Ministerpräsident um Hilfe bitten?« fragte Nicole.
»Ich muß es tun — im Dienste der Menschheit!« sagte der Parapsychologe. »Die DYNASTIE bedroht uns genauso gut wie die Hölle. Die Hilfe, die uns Lucifuge Rofocale sicherlich gewähren wird, ist also in seinem eigenen Interesse. Man kann nicht von einem Pakt mit der Hölle reden. Auch nicht davon, daß wir die Hilfe des Teufels erbitten. Ich werde Lucifuge Rofocale rufen und ihm die Lage schildern. Er wird froh sein, wenn er mich nach Ash-Naduur bringen kann!«
»Aber es gibt doch gewissen Gesetze…« begehrte Nicole auf.
»Silent leges inter arma! - Im Waffenlärm schweigen die Gesetze!« zitierte der hochgebildete Parapsychologe den römischen Staatsmann Cicero.
»… die es einem Weißen Magier verbieten, überhaupt mit Dämonen Kontakt aufzunehmen!« setzte Nicole Duval unbeirrt ihren Einwand fort.
»Du vergißt Vassago!« sagte Professor Zamorra. »Der dritte Geist, den die Goethia nennt. Man erzählt von ihm, daß er ein mildes Wesen hat und hofft, daß ihm dereinst vergeben werde, daß er sich in den Tagen des Kampfes durch LUZIFER betören ließ und man ihn wieder in den Chor des Seeligen aufnehmen werde. Du kennst doch das Gebilde, was man ›Vassagos Spiegel‹ nennt?«
»Eine einfache Schüssel mit Wasser!« nickte Nicole. Obwohl sie sich wenig mit der Theorie der Geisterreiche und Höllenhierarchien beschäftigte, besaß sie doch ein gewissen Grundwissen.
»Richtig!« lobte Professor Zamorra. »Dieses Wasser erfüllt den gleichen Zweck wie die Kristallkugeln der Hellseher. Wenn Vassago gewillt ist, kann er im Spiegel des Wassers die Dinge zeigen, die man sehen will. Oder man kann mit den Wesen reden, zu denen man Kontakt wünscht!«
»Dennoch ist Vassago ein Dämon!« begehrte Nicole auf. »Ein mächtiger Prinz der falschen Hierarchie. Fast so hoch im Rang wie Asmodis!«
»Er besitzt zwei Siegel, die vollständig verschieden voneinander sind!« sagte der Meister des Übersinnlichen, während Nicole Duval nur staunen konnte, wie tief das Wissen um die Machtstrukturen in LUZIFERS Reich in seinem Gedächtnis hafteten. Andererseits war es gerade dieses Wissen, was Professor Zamorra aus ausweglosen Situationen rettete.
»Unter dem zweiten Siegel vermag ihn auch ein Weißer Magier gefahrlos anzurufen. Und er kann die Verbindung zu Lucifuge Rofocale herstellen. Ich denke doch, daß sich in der Küche noch eine saubere Wasserschüssel finden wird… !«
***
»Tina Berner. Das Mädchen, das vor Troja in der Zeit verschollen war!« sagte Pater Aurelian zu sich selbst. »Sie wurde damals von unheimlichen Kräften in die Rüstung des Kriegsgottes Ares hineingerissen. In dieser Rüstung sollen sich alle Schlachten und Kämpfe der Erdgeschichte widerspiegeln. Doch bis jetzt fehlt jede Spur von ihr und ihrer Freundin Sandra. Nun haben wir einen Anhaltspunkt. Die Forschungsabteilung des Möbius-Konzerns muß das Original dieser Schrift nach der erweiterten C-14-Methode untersuchen. Dann kann Zamorra mit dem Vergangenheitsring in diese Zeit springen und die beiden Girls zurückholen!«
Pater Aurelian angelte aus dem Geheimfach im Tisch eine Flasche Rotwein hervor, die man ihm im letzten Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte. Wie man ihm glaubhaft versicherte, sei es der gleiche Wein, den auch der Papst bevorzugt.
Genießerisch sog Pater Aurelian die Blume des Weins ein und bescheinigte seiner Heiligkeit einen vorzüglichen Geschmack. Langsam trank er einen kleinen Schluck. Dann widmete
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