0307 - In der Lavahölle
am Gegner sind!« sagte Aurelian mehr zu sich selbst. »Der Spiegel wird mir Antwort geben!«
Ein kurzes Leuchten des Metalls zeigte an, daß die Kraft des Brustschildes erwacht war.
»Ich wünsche zu erkennen, wo sich der Träger des Machtkristalles jetzt befindet!« sagte Aurelian langsam. »Ich will wissen, wo Ted Ewigk jetzt ist!«
Sofort verschwamm die hellsilberne Fläche.
Wie auf einem Fernsehschirm sah Pater Aurelian in einen Raum, der offensichtlich das Büro einer Chefetage war.
»Ted Ewigk. Ich will Ted Ewigk sehen!« flüsterten Aurelians Lippen.
Wie eine Kamera schwenkte das Bild über den Raum. Und zeigte das Gesicht eines Mannes. In dem schreckenstarren Gesicht erkannte Pater Aurelian die markanten Züge von Ted Ewigk.
Doch der Reporter mußte soeben dem Teufel selbst gegenüber stehen…
***
»Hier ist der richtige Platz!« sagte Professor Zamorra und deutete auf eine kleine Waldlichtung. »Wir sind weit genug von Château Montagne entfernt, um unsere Heimstatt nicht in unmittelbare Gefahr zu bringen. Was immer Lucifuge Rofocale vielleicht versuchen wird. Es wird ihm nicht gelingen, in Château Montagne etwas einzuschleusen, was später die Bannzeichen von innen wieder entfernen kann!«
»Du denkst doch an alles, Chérie!« staunte Nicole. »Ich hatte schon angenommen, daß du Satans Ministerpräsidenten in der Burgküche selbst beschwören wolltest!«
»Da hätte er eine andere Hölle vorgefunden. Und die wollte ich ihm ersparen!« lächelte der Meister des Übersinnlichen. »Daß wir das Personal beurlaubt haben, macht sich in gewissen Dingen des täglichen Bedarfs sehr unangenehm bemerkbar!«
»Du bist diese Woche dran mit dem Abwasch!« sagte Nicole Duval spitz. »Denn ich koche ja jetzt!«
»Wenn du das aufgewärmte Dosenfutter ›Kochen‹ nennst, dann hast du die falsche Nationalität!« murrte Professor Zamorra. »Wir Franzosen sind kulinarische Genießer!«
»Ich freue mich schon wieder auf deine Omelettes in der nächsten Woche!« flötete Nicole. »Niemand vermag so vorzügliche Omelettes zu zaubern wie du!«
»Was glaubst du, wovon ich in meiner Studienzeit gelebt habe!« sagte Professor Zamorra. »Eier waren das Billigste und mit einigen Zutaten kann man immer neue Geschmacksvarianten erzielen. Aurelian und ich hatten zeitweilig eine Bude zusammen. Wenn du mal eine Reisdiät machst, dann wende dich an ihn. Aber sonst bin ich froh, wenn wir wieder unsere geregelte Küche haben. Und wenn Raffael Bois über unser Wohl wacht !«
»Wir werden es schaffen, Chérie!« sagte Nicole Duval mit fester Stimme. Professor Zamorra nickte. Dann stellte er die Schüssel einfach ins grüne Gras. Ohne besondere Vorbereitung goß er klares Wasser, das sie in mehreren Flaschen mitgebracht hatten, hinein. Einen Moment wartete er, bis der Wasserspiegel glatt war.
Nun mußte Vassago angerufen werden, um den Spiegel mit Leben zu erfüllen.
Professor Zamorra entfaltete das Papier, auf das er mit roter Tinte das zweite Siegel Vassagos gemalt hatte.
»Ich rufe dich an und beschwöre dich, hoher Vassago!« rief Professor Zamorra mit lauter, vernehmlicher Stimme. »Gerüstet mit der Kraft der Höchsten Majestät befehle ich dir bei Beralanensis, Baldachiensis, Paumachia und Apologiae-Sedes und bei den allmächtigsten Prinzen und den Herrn von Aplogia in der Neunten Legion rufe ich dich an -und mit dem Anruf beschwöre ich dich! Leih mir deine Dienste, o hoher Prinz Vassago und zeigte mir dein Angesicht in deinem Spiegel!«
Für einen Moment blieb alles still. Die Welt schien den Atem anzuhalten. Professor Zamorra spürte, wie seine Handflächen feucht wurden. Wenn Vassago nicht erschien und ihm nicht helfen wollte, war alles umsonst. Nur ein Magier der Schwarzen Zunft konnte einen Dämonen mit seinem Zwang hervorbeschwören. Da Zamorra als Weißer Magier nur das Erscheinen erbitten konnte, war es Vassago freigestellt, ob er sich überhaupt blicken lassen würde.
Doch schon im nächsten Augenblick erkannte Professor Zamorra, wie in der Tiefe des Wassers etwas entstand. Erst glich es einem Lichtpunkt in der Nacht. Ein gelbweißliches Glühen, das trotz des hellen Wassers von eigenartiger Intensität war.
Obwohl Professor Zamorra Vassago noch nie angerufen hatte, wußte er, daß der Dämon mit dem sanften Wesen erschien.
Schnell wurde der Lichtpunkt größer. Schon waren die unschönen Konturen eines fast dreieckigen Gesichtes zu erkennen. Eine abnorme Fratze mit Triefaugen und einem sabbernden
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