0307 - In der Lavahölle
Ash-Naduur!«
»Und dorthin gelangst du auch!« grollte Lucifuge Rofocale. »Doch ich benötige die ungefähre Umgebung, wie sie auch bei diesen Felsen zu finden ist. Von hier aus sende ich dich direkt nach Ash-Naduur, Zamorra!«
»Mit dem zeitlosen Sprung der Druiden ist das alles weniger kompliziert!« seufzte Zamorra.
»Ich bin kein Druide!« fauchte Satans Ministerpräsident. »Unsere Zauberei ist eine andere. Und da ich selten in dieser Form davon Gebrauch mache, wollte ich kein Risiko eingehen. Die Landschaft mußte sich langsam zur Steinwüste verwandeln. Daher haben wir verschiedene Sprünge unternommen, bei denen sich die Landschaft jedesmal etwas veränderte. Doch der Krater des Ätna gleicht den Felsen von Ash-Naduur. Und dorthin sende ich dich nun!«
»Sieh an. Auch ein solcher Macht-Dämon hat seine Schwachpunkte!« dachte Professor Zamorra. »Auch Lucifuge Rofocale kann nicht alles. Es ist gut, das zu wissen. Und dieses Wissen zu nützen, wenn es die Situation erfordert!«
»Ich bin bereit!« sagte er laut. »Springen wir!«
»Du gehst allein, Zamorra!« erklärte die Dämonenherrscher. »Denn was jetzt kommt, fordert meine äußerste Kraft. Ich werde lange benötigen, bis ich mich regeneriert habe. Und nun -schließe die Augen und denke an nichts. An gar nichts…!«
Vor den Dämonenaugen des Lucifuge Rofocale begann die Luft zu flirren. Professor Zamorras Gestalt verlor die Konturen und wurde langsam transparent.
Plötzlich war sie verschwunden.
Erschöpft brach Lucifuge Rofocale zusammen. Alle Kraft war aus seinem Körper gewichen. Schweratmend lag er auf dem Boden.
In diesem Augenblick geschah es.
Tiefes unterirdisches Grollen kündete an, daß sich die glutflüssige Lava im Kamin des Vulkans immer schneller nach oben schob. Der Ausbruch des Ätna stand kurz bevor.
Der Dämonenherrscher wußte genau, was das bedeutete. In diesem geschwächten Zustand konnte er nicht in die Hölle zurück. Doch der Vulkanausbruch würde ihm die nötige Kraft wieder geben.
Die Flamme ist das Element des Teufels. Ein Bad in der rotflüssigen Lava würde ihn erstarken lassen.
Befriedigt nahm Satans Ministerpräsident wahr, daß die ersten Feuerfontänen über den Rand des Kraters schossen. Glühende Lavastückchen prasselten auf ihn herab und setzten den Körper seiner Tarnexistenz in Brand.
Gleichzeitig machte sich ein wohliges Gefühl in ihm breit. Die Konzentration aus Feuer und glutflüssigem Gestein begann zu wirken.
Schon schwappten die ersten Lavabäche über den Rand, während kopfgroße, glühende Gesteinsbrocken durch die Luft wirbelten. Tief unten im Tal flohen die Menschen aus den Häusern. Der Ausbruch war seit langem von den Wissenschaftlern voraus gesagt worden und überraschte niemanden mehr. Daher ahnte auch kein Mensch, daß dort oben am Kraterrand ein Dämon lag und darauf wartete, ein Bad im rotflüssigen Gestein zu nehmen.
Befriedigt erkannte Lucifuge Rofocale, daß der Lavastrom sich träge, aber stetig auf ihn zubewegte.
Minuten später war die Körpersubstanz des Teufels in der Lava eingeschlossen. Die Statur des Geschäftsmannes im Streifenanzug verging im Feuer. Was danach entstand, glich dem Alptraum eines Irrsinnigen. Lucifuge Rofocale hatte die Gestalt angenommen, in der er sich meistens den Sterblichen zeigt, die den Mut haben, ihn zu rufen. Wenn sie dann diese Gesalt sehen, dann bleibt ihnen vor Schreck und Grauen das Herz stehen und der Teufel kann die Seele mitnehmen, ohne einen Pakt zu schließen oder sonst etwas dafür tun zu müssen.
In dieser Gestalt, die eine Parodie auf die erschreckendsten Formen des Leben darstellt, ging Satans Ministerpräsident auf den Krater des Vulkans zu, aus dem pausenlos Lava strömte und glühende Asche hoch in die Lüfte gewirbelt wurde.
Der Sprung in den Krater des Ätna hätte für jedes Wesen dieser Erde den sofortigen Tod bedeutet. Für Lucifuge Rofocale jedoch bedeutete es die Heimkehr.
Denn der Krater des Ätna ist einer der Schlünde, die zum Höllenreich führen…
***
Auf dem Gipfel eines Berges fand Pater Aurelian genau den Platz, den er für sein Vorhaben benötigte. Die Albaner Berge bei Rom tragen kaum Baumbestand und die kahle Kuppe der Erhebung, die Pater Aurelian erstiegen hatte, ließ ihm genug Platz, die Ritualkreise zu schaffen, in denen das Weltentor nach Ash-Naduur entstehen sollte.
Pater Aurelian spürte die gigantische, geistige Kraft, die jetzt in ihm versammelt war. Er wußte nur zu gut, daß die Brüder
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