0307a - Marionetten des Satans
Kampfmittel der Armee, das unter dem Decknamen ›Regenbogen‹ läuft. Der CIC hat sofort die Probe an sich genommen. Immerhin hat man den Ärzten bestätigt, dass keine Lebensgefahr besteht, das Gas betäubt nur. In einigen Stunden lässt die Wirkung nach. Also die ideale Sache für einen General.«
»Vorausgesetzt, der Wind macht mit«, murmelte ich.
»Der CIC witterte natürlich sofort Spionage. Ich hatte viel Mühe, den Colonel davon zu überzeugen, dass der Fall in unsere Zuständigkeit fällt, es ist mir auch gelungen. Natürlich lässt der CIC deswegen die Finger nicht vom Drücker.«
»Hatte der Colonel eine Vorstellung, woher Veranazzo das Gas haben könnte?«, fragte ich.
Mr. High schüttelte den Kopf.
»Nein. Er sagte, es handle sich um eine völlige Neuentwicklung aus dem Armeelaboratorium in Brockhaven, die noch nicht produktionsreif sei. Da aus Brockhaven mit Sicherheit nichts gestohlen worden ist, vermutete er, dass es jemandem gelungen ist, sich die Formel und die Beschreibung des Verfahrens zu beschaffen. Danach soll es kein besonderes Problem sein, das Gas zurechtzubrauen.«
»Erforderlich wäre aber immerhin ein chemisches Laboratorium«, sagte ich.
Mr. High nickte.
»Und ein Chemiker. Beides glaube ich, Ihnen liefern zu können. Jerry, Sie sprachen doch von dieser Fabrik in New York, die aus gepressten Pflanzen Tehuantepecsaft verkauft.«
»Ja«, sagte ich, »die Atropos beliefert die Firma.«
Mr. High blätterte in seinen Papieren.
»Ich habe mich ein wenig darum gekümmert. Die Fabrik gehört einem gewissen Roland Carslake. Der Mann ist von Beruf, Chemiker. Er hat das Verfahren entwickelt, nach dem der Saft der-Tehuantepec-Pflanze gewonnen wird.«
»Und?«, fragte ich.
»Zu der Fabrik gehört ein großes Laboratorium - viel zu groß für eine einfache Gemüsekocherei. Gewiss, Chemie gehört in dieser Branche zum Geschäft - aber nicht in diesem Umfang, zumal sie praktisch nur einen einzigen Artikel produzieren. Es gibt nur eine Erklärung. Carslake ist ein leidenschaftlicher Chemiker und experimentiert gern herum.«
»Wobei es natürlich nicht ausgeschlossen ist, dass auch einmal Giftgas dabei herauskommt.«
»Genau. Hinzu kommt, dass Carslake auch Eigentümer der Glasburn Incorporated ist, die er durch Soker Kane verwalten lässt.«
»Endlich einmal ein Fall, in dem die Fakten nahtlos und ohne Bruch ineinandergreifen«, begeisterte sich Phil. »Mit der Atropos treiben sie Schmuggel, das Gemüsegeschäft dient als Tarnung und wirft dabei noch einen ganz hübschen Gewinn ab, und dieser Carslake ist der Boss.«
»Diese Schlussfolgerung hat viel für sich«, sagte Mr. High. »Es kommt nämlich noch hinzu, dass Carslake gestern das Land verlassen hat. Ich habe festgestellt, dass er die Maschine nach Mexiko City genommen hat. Die Fabrik leitet inzwischen ein anderer guter Bekannter von uns: Jingle Jumbo.«
»Das reinste Familientreffen«, sagte Phil. »Was hindert uns eigentlich noch, den ganzen Verein auffliegen zu lassen?«
»Die Tatsache, dass wir zwar eine wunderbare Theorie, aber keinen einzigen Beweis haben«, sagte Mr. High. »Mit dem bisherigen Material holt jeder mittelmäßige Rechtsanwalt die Burschen schon aus der Voruntersuchung heraus - da gibt es für mich überhaupt keinen Zweifel. Beweise brauchen wir.«
»Das müsste zu schaffen sein«, meinte ich. »Wir wissen die Namen, wir wissen ungefähr, was sie treiben - so einen guten Anhaltspunkt hatte ich selten.«
»Aber die Bande ist gerissen«, sagte der Chef. »Außerdem sind sie jetzt gewarnt und werden sich vorsehen.«
»Das glaube ich nicht«, widersprach ich. »Ich bin'überzeugt davon, dass sie keine Ahnung haben, wie viel wir wissen.«
»Ihr Besuch bei der Glasburn Inc. dürfte der Bande die Augen geöffnet haben. Von da bis zu Carslake und bis zur Atropos ist nur ein Schritt. Wenn sie fähig sind, Schlüsse zu ziehen - und das sind sie, davon bin ich überzeugt - dann wissen sie Bescheid.«
Ich sah auf die Uhr.
»In drei Stunden läuft die Atropos aus. Und wir wissen nicht, was die Bande als Nächstes vorhat. Es ist zum Verrücktwerden. Jetzt könnten wir sie mühelos hochgehen lassen - wenn sie erst einmal im Ausland sind, ist das anders.«
»Die Gangster haben bestimmt etwas vor«, fuhr Mr. High fort. »Und ich bin überzeugt, dass dieses Gas eine erhebliche Rolle dabei spielt. Aber solange wir nichts wissen, sind uns die Hände gebunden.«
»Wir könnten das Schiff vor dem Auslaufen durchsuchen«,
Weitere Kostenlose Bücher