0308 - GrÃŒner Mond ÃŒber Jelly-City
Keegan und Menchos hoben den alten Mann auf und trugen ihn zum Wagen.
„Das gefällt mir nicht", sagte Keegan im Flüsterton. „Einen Krankenwagen habe ich mir immer anders vorgestellt. Die Pritsche sieht aus, als hätte man vor wenigen Tagen noch Steine darauf befördert."
Der große Kolonist war herangekommen und deutete auf den Bewußtlosen.
„Das ist der dritte in dieser Woche, den wir verbrennen müssen", erwähnte er beiläufig. „Der Befehl lautet, daß Kranke nicht gebraucht werden. Es darf nicht zu Seuchen kommen."
Keegans Augen öffneten sich weit.
„Sie verbrennen ihn", sagte er fassungslos.
Menchos fühlte nacktes Entsetzen. „Wir können nicht mehr tun, Grange", sagte er. „Wir können nicht helfen."
Keegan kam um den Wagen herum. Seine rechte Hand suchte in der Bereitschaftstasche herum.
Plötzlich zog er einen Allzweckschlüssel hervor und schmetterte ihn dem Kolonisten gegen den Kopf.
Obwohl Keegan hager war, verfügte er über große Kraft.
Menchos konnte den aufstöhnenden Mann gerade noch auffangen, bevor er zu Boden ging.
„Auf die Pritsche mit ihm", sagte Keegan. „Jetzt sind wir der Verbrennungsdienst."
Sie legten den Kolonisten neben den alten Mann. Keegan klappte die Seitenflächen hoch und befestigte sie. Dann ging er wortlos nach vorn und nahm auf dem Fahrersitz Platz. Menchos öffnete die zweite Tür des Wagens und blickte seinen Freund an. In Keegans hagerem Gesicht zeigten sich deutlich seine Gefühle.
„Damit kommen wir nicht durch, Grange", sagte Menchos.
„Der Wagen ist unverdächtig", sagte Keegan. „Damit kommen wir unangefochten zur Funkstation.
Vielleicht können wir den alten Mann an einem sicheren Platz unterbringen."
Menchos deutete nach hinten. „Was geschieht, wenn der große Kerl zu sich kommt? Dann macht ganz Jelly-City Jagd auf uns."
Keegan warf einen Blick durch das Rückfenster. Er dachte angestrengt nach. Schließlich lockerte er die Bremsen und fuhr los. Ein paar Minuten folgten sie einem großen Transportwagen, der in der gleichen Richtung fuhr. Als das zum Teil eingestürzte Gebäude der Funkzentrale sichtbar wurde, lenkte Keegan den Wagen an den Straßenrand. Das Funkgebäude machte einen verlassenen Eindruck.
„Wahrscheinlich haben die Kolonisten die intakten Geräte in ein anderes Gebäude gebracht", vermutete Menchos niedergeschlagen. „Dann finden wir sie nie."
„Wir haben immer noch die Chance, daß wir in die Notanlage eindringen können", erinnerte Keegan.
„Jetzt müssen wir aber diesen Wagen loswerden."
Die Hofeinfahrt der Funkzentrale war von Trümmern verschüttet. Die Fenster, die nicht zusammengestürzt waren, wirkten wie große leere Höhlen. Ein einzelner Träger ragte wie ein drohend erhobener Finger aus dem Dach des Gebäudes.
Keegan steuerte den Wagen in den Hof, so weit es ging. Die beiden Prospektoren sprangen heraus.
Der Kolonist auf der Pritsche war noch bewußtlos. Der alte Mann rollte mit den Augen. Seine Haut wirkte wächsern. Die blutleeren Lippen bebten.
Keegan deutete auf den verschütteten Eingang.
„Wir bringen den Alten ins Haus", entschied er.
Sie trugen den Kranken hinein. Wie Menchos vermutet hatte, gab es innerhalb des Gebäudes kein intaktes Gerät mehr. Einzelne Grundplatten und Sockel bewiesen, daß die Beeinflußten alle brauchbaren Anlagen weggebracht hatten. Die einzige Hoffnung der beiden Männer war jetzt die unterirdische Notanlage.
Sie fanden einen kleineren Raum, der nur unwesentlich von der Zerstörung betroffen war. Dort legten Sie den Kranken auf einen Tisch. Keegan suchte eine Wasserstelle und brachte Menchos einen nassen Lappen.
„Kümmere dich um ihn", sagte er zu Menchos. „Ich bringe inzwischen den Wagen fort. Ich parke ihn in einer Seitenstraße und komme dann hierher zurück. Wenn der Wagenbesitzer zu sich kommt, soll er sich Gedanken machen, was geschehen ist."
Der Plan erschien Menchos gefährlich, aber er wußte, daß er seinen Partner nicht aufhalten konnte.
Sie nickten sich zu, und Keegan ging hinaus. Menchos nahm den feuchten Lappen und wischte dem Kranken über die Stirn. Gleich darauf sah er, daß der Mann tot war. Er schleuderte den Lappen davon und richtete sich auf. Ihre Bemühungen waren nutzlos gewesen. Ohne ärztliche Hilfe hatte der alte Kolonist sterben müssen.
Menchos verließ den kleinen Raum, weil ihm die Nähe des Toten unangenehm war. Innerhalb des Gebäudes herrschte totenähnliche Stille. Ab und zu drang von draußen Motorengeräusch
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