0308 - Todespfeile aus dem Jenseits
Teri in einen dämmerigen Raum gesperrt. Es gab nur kahle Steinwände, keine Möbel, und nur durch ein winziges Fensterchen dicht unter der Zimmerdecke fiel ein schmaler Lichtstreifen. Teri versuchte noch einmal, per zeitlosem Sprung auszubrechen, aber wieder legte sich der graue Schfeier vor ihre Gedanken und hinderte sie daran, sich zu konzentrieren. Sie schaffte nicht einmal einen Blindsprung.
»Wir kommen hier nicht weg«, sagte sie bedrückt. »Damit müssen wir uns abfinden. Und das alles nur wegen unseres blöden Streiches.«
»Den holen wir nach«, sagte Nicole entschlossen. »Sobald wir wieder draußen sind. Und wir kommen ’raus, das weiß ich.«
»Wie denn? Durchs Fenster?« Teri zeigte nach oben. »Das sind genau zwei Ziegelsteine, die fehlen. Wir sind zwar ziemlich rank und schlank, aber dafür reicht’s auch nach einer Hungerkur noch nicht.«
»Wir müssen versuchen, weitere Steine zu lockern«, sagte Nicole. »Kannst du mich tragen, hochheben, daß ich an das Loch herankomme?«
»Willst du etwa mit bloßen Händen ein Loch in die Wand graben?«
»Ich kann’s zumindest mal versuchen«, sagte Nicole. »Deine magischen Kräfte dürften wohl nicht nur in Hinblick auf den zeitlosen Sprung blockiert sein. Stimmt’s, oder habe ich recht?«
Teri nickte. »Das ist sehr bedrückend«, gestand sie.
Nicole stieg auf ihre Schultern. Jetzt konnte sie das kleine Fensterloch bequem erreichen und begann an den umliegenden Steinen zu rütteln und zu zerren. Aber sehr bald mußte sie feststellen, daß es vergebliche Mühe war. Sie riß sich höchstens die Hände auf, hatte aber darüber hinaus keinen Erfolg.
Sie ließ sich wieder absetzen. Fieberhaft überlegte sie, was sie noch anstellen konnte. Im Grunde blieb nur eine Möglichkeit: Der Versuch, die Dämonen zu übertölpeln, wenn sie kamen, um die beiden Mädchen wieder abzuholen. Das war dann aber auch zugleich schon die allerletzte Chance. Denn wenn sie abgeholt wurden, dann mit Sicherheit nur noch, weil der Blutgötze ihrer harrte.
Noch ehe Nicole oder Teri einen Plan entwickeln konnten, wurde die Stahltür bereits wieder geöffnet. Die beiden Dämonen, die im Korridor standen, waren zu Mischwesen geworden. Sie hatten zwar noch einigermaßen menschliche Körperform, aber ihre Köpfe hatten sich verändert. Einer trug einen riesigen Geierschnabel im Gesicht, das von drei großen Facettenaugen beherrscht wurde, der andere besaß einen Schlangenkopf, aus dessen Maul eine lange Chamäleonzunge hervorschnellte, sich wieder zusammenrollte und erneut ins Freie schoß. Die beiden Dämonen setzten sofort ihre magischen Kräfte ein und ließen den beiden Mädchen nicht die geringste Chande. Sie wurden in unsichtbare Fesseln gelegt, die sie an jeder unerlaubten Bewegung hinderten. Andererseits wurde ihnen aber auch jede andere Bewegung aufgezwungen. Die unsichtbaren Fesseln zwangen die Beine, vorwärts zu gehen. Wider Willen traten Nicole und Teri auf den Korridor hinaus. Der Schlangenköpfige ging voran, der mit dem Geierschnabel machte den Abschluß. Nicole fror bei dem Gedanken, diesen riesigen Schnabel in Aktion zu sehen, so wie die wirklichen Geier ihn benutzten…
Sie begriff, daß sie dem Tod so nah war wie selten zuvor. Weder Zamorra noch Gryf konnten ahnen, wo sie sich befanden. Sie wußten es doch selbst nicht. Auf fremde Hilfe durften sie sich also nicht verlassen. Wenn sie hier lebend entweichen wollten, mußten sie sich selbst helfen.
Aber wie?
Sie wurden wieder hinauf geführt, diesmal in einen anderen Teil des bis auf die Kellerverliese äußerst luxuriös gestalteten Hauses. Nicole fragte sich, ob sie sich vielleicht in Hollywood befanden, im Prominenten viertel. Aber das schied wahrscheinlich aus. Es wäre zu naheliegend gewesen.
Vor ihnen öffnete sich eine riesige Tür, einem Portal gleich. Dahinter erstreckte sich ein Saal, der mit Sicherheit mehr als die Hälfte des gesamten Hauses einnehmen mußte, und damit mußte das Haus auch noch über eine gigantische Ausdehnung verfügen. Am Saalende erhob sich eine steinerne Statue von bizarrem Äußeren, eine Art Fabelwesen, dessen Anblick allein schon grauenerregend war. Nicole fühlte, wie ihr ein Schauer über den ganzen Körper lief, und sie sah auch auf Teris Rücken eine Gänsehaut.
Das war der Blutgötze.
Vor ihm befand sich ein riesiger, flacher schwarzer Stein. Er war nicht nur schwarz, sondern schien darüber hinaus jegliches Licht zu schlucken, das ihn traf. Der Blutaltar des
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