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0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis

0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis

Titel: 0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jazz-Trompeten zum Begräbnis
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wartete auf Sie.«
    Es klang so unwahrscheinlich, dass es wahr sein konnte.
    »Hat Mabel Brown den aufdringlichen Kerl, den Rutman meine ich, jemals beschrieben?«
    »Nicht direkt. Sie sagte nur, er habe eine Verbrecher-Visage und sehe widerlich aus. Sie hielt ihn für einen Geisteskranken.«
    »Dass er rothaarig war, hat sie nicht gesagt?«
    »Ich kann mich nicht entsinnen.«
    ***
    Ich sagte Phil Bescheid, der an diesem Abend im Hotel geblieben war, um sich von dem Hieb über den Schädel zu erholen.
    Mein Freund kam in Yvonne Winters Apartment, bezog in der Diele auf einem Sessel Posten und passte auf, dass niemand eindrang. Diese Sicherheitsmaßnahme war aus zwei Gründen erforderlich. Zum einen war Yvonne Winter derart mit den Nerven fertig, dass sie vor Angst nicht mehr allein bleiben wollte. Zum anderen hatte ich das Schloss der Wohnungstür so zerschossen, dass die Tür nicht mehr abgesperrt werden konnte.
    Im Osten zog bereits ein orangefarbener Streifen über den Horizont, als ich mich wieder in den Buick schwang und zum Olympic Boulevard fuhr.
    Es war nicht sehr weit bis dorthin. Ich fuhr langsam, genoss die Morgenkühle, die frische Luft, die vom Pazifik herüberwehte und die Ruhe, die um diese Zeit noch in der Zweieinhalb-Millionen-Stadt herrschte.
    Olympic Boulevard 1040 war ein altes schmalbrüstiges Haus, das in einem verwilderten Garten stand, der von einem mannshohen schmiedeeisernen Zaun umgeben war.
    Ich parkte den Buick an der Bordsteinkante und schritt durch den Vorgarten.
    Die Eingangstür des Hauses war verriegelt.
    Ich drückte auf die Klingel neben der ein Namensschild hing. Die Buchstaben darauf waren von Wind und Wetter ausgeblichen, sodass man sie beim besten Willen nicht entziffern konnte.
    Nachdem ich vier Mal geläutet hatte, öffnete sich im zweiten Stock ein Fenster, und ein alter Mann schob seinen haarlosen faltigen Schädel ins Freie.
    »Was ist denn los?«
    »Polizei«, sagte ich. »Bemühen Sie sich mal herunter und öffnen Sie mir die Tür.«
    »Einen Augenblick.«
    Der Augenblick dehnte sich auf vier Minuten aus. Dann wurden hinter der Tür Geräusche laut. Im Schloss kratzte und knirschte ein Schlüssel. Dann schwang der rechte Flügel der zernarbten Tür nach innen und quietschte dabei so fürchterlich in den Angeln, dass in meinen Backenzähnen die Nerven zuckten.
    Vor mir stand eine seltsame Gestalt.
    Ich schätzte den Mann auf achtzig Jahre. Er mochte niemals groß gewesen sein. Jetzt aber hatten ihn das Alter oder eine Krankheit so gebeugt, dass er den Oberkörper fast waagerecht hielt. Die Schultern waren emporgezogen, der
    26 Rücken war krumm wie eine Sichel. Um die Gestalt schlotterte ein grauer fleckiger Morgenmantel.
    Obwohl sich der Alte sichtlich bemühte, gelang es ihm nicht, den Kopf so weit in den Nacken zu legen, dass er mir ins Gesicht blicken konnte. Ich sah auf seinen schrumpeligen Kopf, während der Alte den Blick ungefähr auf meinen Bauchnabel gerichtet hatte. Als ich mich vorbeugte und den Kopf schieflegte, konnte ich dem Alten ins Gesicht blicken.
    Es war runzelig und grau. Die lange dünne Nase bewegte sich nervös, die blutleeren Lippen zuckten, die Augen waren so glanzlos, wie verstaubtes Glas.
    Ich begriff, dass ich einen Menschen vor mir hatte, den entweder der Alkohol, wahrscheinlicher aber Heroin oder ein anderes Rauschgift zugrunde gerichtet hatte.
    Ich hielt ihm meinen Ausweis unter die kurzsichtigen Augen.
    »Ja, was wollen Sie? Ich kokse nicht mehr, ich bin doch entwöhnt, weiß doch jeder vom Drogendezernat.«
    Ich hatte recht gehabt mit meiner Vermutung.
    »Ich komme nicht vom Drogendezernat. Ich bin FBI-Beamter und interessiere mich für einen Ihrer Mieter. Ihnen gehört dieses Haus?«
    »Natürlich gehört es mir. Für welchen Mieter interessieren Sie sich?«
    »Für Walter Rutman.«
    »Soso.«
    »Bitte, zeigen Sie mir sein Zimmer.«
    Der Alte ließ mich durch den dunklen Flur treten, der bestialisch nach Abfällen stank.
    Dann schloss er sorgfältig die Tür und trottete schließlich vor mir her zur Treppe. Wir stiegen in den ersten Stock. Auch hier stank der Flur. Es gab vier Türen. Vor der ersten links machte der Alte halt.
    »Hier wohnt er. Aber ich weiß nicht, ob er da ist. Wäre ein Wunder. Ich habe ihn noch nie gesehen.«
    »Was? Sie haben ihn noch nie gesehen?«
    Der Alte nickte, wobei sich sein Oberkörper wie ein Pumpenschwengel bewegte.
    »Sie meinen, Sie haben ihn in den letzten Tagen noch nicht gesehen?«
    »Nein, ich habe

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