0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis
Namensgleichheit.«
»Sie sagten, Sie wollten mich nach Hause fahren, Mister G-man. Ich wohne am Lincoln Boulevard.«
»Das trifft sch ausgezeichnet. Dort steht nämlich auch mein Hotel.«
Ungefähr eine Dreiviertelstunde fuhren wir schweigend durch die Nacht.
Dann zeigte Yvonne Winter nach rechts.
»Dort, das Apartment-Haus.«
Ich hielt vor dem Eingang, steig aus und half der Frau aus dem Wagen.
»Vielen Dank fürs Mitnehmen.«
Sie gab mir die Hand und lächelte, wie ich im weißen Mondlicht erkennen konnte. »Hoffentlich sehe ich Sie bald mal wider in der Sundown Bar, Mister G-man.«
»Ganz bestimmt«, versprach ich.
Sie drehte sich um und ging auf die Haustür zu.
Schon wollte ich kehrtmachen und wieder in den Buick steigen, als Yvonne Winter plötzlich stehen blieb und an dem fünfstöckigen eleganten Haus emporstarrte.
Sämtliche Fenster waren dunkel - bis auf eins. Es lag im vierten Stock. Hin- ter den geschlossenen Vorhängen war schwacher Lichtschein erkennbar, der in diesem Augenblick verlöschte.
Wie ein gehetztes Reh kam die Frau zurück.
»Haben Sie das gesehen?«, fragte sie mit bebender Stimme.
»Sie meinen den Lichtschein? Ist das Ihr Zimmer?«
Sie nickte. »Ich wohne allein. Ich schließe immer ab. Der Hausmeister ist noch nie in meiner Wohnung gewesen. Was sollte er auch jetzt nach Mitternacht dort zu suchen haben. Es ist bestimmt jemand eingedrungen, der…«
»Der was?«
»Ich weiß nicht.« Sie klammerte sich an meinen linken Arm. »Allein gehe ich nicht hinauf. Da stimmt etwas nicht.«
»Ich komme mit.«
Diesmal kurbelte ich die Fensterscheiben des Buicks hoch und schloss die Tür sorgfältig ab, bevor ich mit Yvonne Winter das Haus betrat.
Von der Eingangshalle führten eine Treppe und ein Lift hinauf.
Wir benutzten den Lift.
Ich sah einen langen Gang, der rechts und links vor großen Milchglasfenstern endete. Beide waren geöffnet. Von dem Gang, dessen einziger Schmuck in einer meergrünen Tapete bestand, zweigten ungefähr ein Dutzend Türen ab.
Ich schloss die beiden Flurfenster und stellte dabei fest, dass neben dem einen an der Außenwand des Hauses die Feuerleiter entlanglief, wie es die Bauvorschrift will.
Vor Yvonnes Winters Tür blieben wir stehen und lauschten.
Nichts war zu vernehmen.
Im ganzen Haus herrschte Ruhe.
Es war so still, dass ich das Surren eines Autos vernahm, das in der Feme über den Lincoln Boulevard rollte.
Ich zog meine Smith & Wesson aus dem Schulterhalfter, lud die Waffe durch und schob den Sicherungsflügel nach vorn.
Dann bedeutete ich der Frau, durch ein Zeichen, zurückzutreten. Ich baute mich neben der Tür auf.
Ich drückte auf die Klinke. Aber die Tür war verschlossen.
»Den Schlüssel«, wisperte ich.
Sie gab ihn mir.
Vorsichtig schob ich ihn ins Schlüsselloch, schloss auf, drückte auf die Klinke und stieß die Tür dann auf .
Die Diele war dunkel.
Ich streckte den linken Arm aus, griff um die Türverschalung herum, fand den Lichtschalter und knipste an.
Die Diele war leer bis auf den Garderobenständer, an dem ein roter und ein grüner Damen-Sommermantel hingen.
Von der Diele zweigten drei Türen ab, wahrscheinlich zum Wohnzimmer, zum Bad und zur Küche. Alle Türen waren geschlossen.
»Welche führt zum Wohnzimmer?«, fragte ich leise.
Yvonne Winter deutete auf die mittlere.
Ich ging auf sie zu, bückte mich und spähte durchs Schlüsselloch. Dahinter war alles finster. Ich lauschte. Nichts.
Nur von irgendwo ertönte das Ticken eines Weckers.
Ich schlich zurück zur Wohnungstür. Yvonne Winter stand noch immer auf dem Flur.
»Bleiben Sie hier«, sagte ich. »Falls jemand in Ihrer Wohnung versteckt ist, könnte es zu einer Schießerei kommen. Ich schließe die Wohnungstür, damit Sie nicht durch eine verirrte Kugel gefährdet werden können.«
Ich zog vorsichtig die Wohnungstür zu, knipste dann in der Diele das Licht aus und schlich auf Zehenspitzen zu der Tür zum Wohnraum. Ich drückte auf die Klinke.
In meiner Rechten lag die Smith & Wesson. Die Mündung wies auf die Tür. Ich stieß die Tür auf. Sie schwang lautlos nach innen. Ich wartete ungefähr zehn Sekunden, dann glitt ich geduckt in den Raum.
Das Ticken des Weckers war jetzt deutlich zu vernehmen. Die Uhr musste irgendwo vor mir in der Finsternis stehen. Und j&tzt sah ich auch die Leuchtziffern.
Der Wecker stand auf einem Kaminsims oder auf einem niedrigen Schrank, denn die Leuchtziffern befanden sich ungefähr in Brusthöhe.
Ich war darauf
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