0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis
unsere verwunderten Gesichter an und sagte: »Ein bisschen ausgefallen, ich weiß. Es bezieht sich auf Lester Browns Beerdigung. Der Mann war ein Jazz-Fan. Seine Frau sorgte dafür, dass einer der letzten Wünsche den er kurz vor seiner Ermordung geäußert hat, erfüllt wurde. Er wollte mit Musik begraben werden. Offenbar hat er geahnt, dass es ihn bald erwischen wird.«
Wieder blieb es einige Sekunden still. Dann sagte ich: »Sie müssen John gefoltert haben. Woher sollten sie sonst wissen, dass er täglich hier anrufen muss. Er hat ihnen von dem Anruf erzählt, aber er hat das Losungswort verschwiegen, damit Sie erkennen, dass er in Gefahr ist.«
Mister High nickte. »Der Bursche, der sich für John ausgibt, wollte übermorgen, oder spätestens Mittwoch wieder anrufen. Das wird natürlich nicht geschehen. Hinter dieser Ankündigung steckt nur eins. Die Kerle wollen Zeit gewinnen. Wahrscheinlich, um eine noch in der Produktion befindliche Falschgeldserie fertigzustellen. Dann werden sie verschwinden, wenn wir sie bis dahin nicht haben.«
»Montags, Dienstags, Mittwoch«, knurrte Phil. »Das ist verdammt knapp.«
»Wir müssen es schaffen. Vielleicht haben sie John noch nicht umgebracht. Sie, Jerry fliegen noch heute Nacht. Um zwei Uhr geht eine Maschine.«
Mister High griff zum Telefon und ließ sich mit dem FBI-Distrikt in Los Angeles verbinden.
***
Ich flog in dieser Nacht von der Ost- zur Westküste des Kontinent, schlief in der Maschine einige Stunden und gelangte in den frühen Morgenstunden in Los Angeles an.
Es war ein herrlicher, wolkenloser Juli-Tag, und ich bedauerte, dass ich dienstlich und nicht als Urlaubsreisender hier war.
Ich suchte mir erst ein kleines Hotel am Lincoln- Boulevard, frühstückte und nahm dann ein Taxi zur Western Avenue, wo das hiesige FBI-Büro liegt.
Ich unterhielt mich mit einem Kollegen namens Tom Morrisson, der wie ein alternder Freistilringer aussah und ständig schwarze Zigarren paffte.
Über die Herkunft des Falschgeldes konnte er mir keinen Fingerzeig geben, man hatte sämtliche Offset-Druckereien und Klischee-Anstalten, ohne sie ist die Herstellung von Banknoten nicht möglich, in Los Angeles und der näheren Umgebung durchforscht. Ohne Erfolg. Demnach musste es sich um eine versteckte Druckerei handeln, die nicht als Firma in Erscheinung trat.
»Das verursacht mir einiges Kopfzerbrechen«, meinte Morrisson und kaute an seiner Zigarre, »zur Herstellung von Falschgeld ist ein enormer Aufwand erforderlich. Ich habe mich bei unseren Spezialisten genau informiert. Um Blüten herzustellen, die auch nur einigermaßen Aussicht auf Absatz haben sollen, braucht man Fachleute aus dem Druckgewerbe, der Foto-Reproduktion und der Chemografie. Man muss Verbindungen zu Papierfabriken 6 haben, um eine den Banknoten möglichst ähnliche Papiersorte zu bekommen, die mit Wasserzeichen versehen ist. Man benötigt eine Klischee-Anstalt und eine Offset-Presse für den Mehrfarben-Druck. Sämtliche Maschinen kosten Hunderttausende. Außerdem sind große Räume erforderlich. Verhältnismäßig viel Personal ist notwendig, womit sich das Risiko eines Verrats erhöht. Mir ist rätselhaft, wie die Bande existieren kann, und vor allem, wo?«
»Jetzt, Morrisson, geht es nur um John Greer. Sie haben ihn doch hier in eine Kneipe geschickt. Erzählen Sie bitte genau, was sich dort abspielte!«
»Das war vorgestern, also Samstag Abend, in einer Kneipe am Colorado Boulevard in Pasadena. Ich hatte Greer empfohlen, sich dort umzusehen, denn hauptsächlich sind dort in den letzten vierzehn Tagen gefälschte 100-Dollar-Noten aufgetaucht. Die Kneipe heißt Moonbeam und wird von der Stadtpolizei nur geduldet, weil dort gelegentlich schwere Jungs erwischt werden, die der Inhaber verpfeift. Ich lasse mich in dem Etablissement regelmäßig sehen. Deshalb fiel es nicht auf, als ich am Samstag aufkreuzte. Greer stand an der Theke und gab eine Runde nach der anderen. Ich tippte ihm auf die Schulter sagte in etwa: Na, Kleiner, haben sie dich aus dem Zuchthaus wieder herausgelassen. Scheinst ja gut mit Bucks eingedeckt zu sein. Hoffentlich sind es nicht wieder Blüten. Dann habe ich dem Wirt gesagt, er solle sich kein Falschgeld andrehen lassen und bin gegangen.«
Ich notierte mir die Adresse des Moonbeam und die von Lester Browns Büro. Dann verließ ich das FBI-Büro.
Auf der Western Avenue war reger Verkehr. Chromblitzende Luxusschlitten rollten auf der Straße vorbei. Ich sah viele hübsche Mädchen
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