0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis
ihn noch nie gesehen. Wenn ich sage, ich habe ihn noch nie gesehen, dann habe ich ihn noch nie gesehen.«
»Schon gut«, beruhigte ich ihn. »Wem haben Sie denn das Zimmer vermietet?«
»Einem Mann, der hier anrief.«
»Schön-Tun Sie mir jetzt den Gefallen. Warten Sie dort hinten an der Treppe. Ich werde mir erstmal das Zimmer ansehen. Dann wissen wir ja, ob Mister Rutman da ist.«
Ich zog den Haussuchungsbefehl aus der Tasche, den ich vom Richter erhalten hatte, und hielt ihn dem Alten hin. Er blickte darauf, machte kehrt und trottete zur Treppe, wo er sich neben dem morschen Gelände auf den Boden setzte.
Ich überzeugte mich davon, dass die Smith & Wesson locker im Schulterhalfter saß. Dann klopfte ich an die Tür.
Niemand rief: »Herein.«
Nach mehrmaligem Klopfen probierte ich die Klinke. Das Zimmer war nicht verschlossen.
Vorsichtig trat ich ein. Der Raum lag in Halbdunkel getaucht. Die Vorhänge waren geschlossen, ließen jedoch das erste Tageslicht durchschimmem.
Ich fand den Lichtschalter und ließ die Deckenleuchte aufflammen.
Das Zimmer hatte weiß gekalkte Wände, in denen es zahllose Risse und Löcher gab. Der Boden bestand aus rohen Dielen. Ein kleiner weinroter Teppich lag in der Mitte. Von der Decke baumelte ein verstaubter Lampenschirm.
Es gab ein zerwühltes Feldbett, einen Schrank, einen Tisch mit zwei wackeligen Stühlen und ein Waschbecken.
Auf dem Tisch stand ein Aschenbecher. Er war zum Überlaufen voll. Ich zählte mehr als dreißig Zigarettenstummel. Im Schrank hingen drei Anzüge, ein brauner und zwei blaue. Es war billige Qualität. Die Etiketten waren herausgerissen worden. Ferner fand ich gebrauchte Wäsche, billige Hemden, einen Koffer mit alten Journalen, eine halb volle Flasche Whisky und schmutzige Wäsche.
Auf dem Rand des Waschbeckens lagen eine Zahnbürste, ein grüner Schwamm und eine alte Haarbürste.
Ich nahm sie in die Hand und fand meine Vermutung bestätigt.
Zwischen den Borsten steckten büschelweise rote Haare.
Vorsichtig klaubte ich sie heraus und steckte sie in einen alten Briefumschlag, den ich in meiner Jacke verstaute.
Dann verließ ich das Zimmer und ließ mir von dem Alten erzählen, wie er dieses Zimmer vermietet hatte.
»Vor einem Monat rief mich ein Mann an und sagte, dass er Walter Rutman heiße und ein Zimmer bei mir mieten wolle. Er bot mir fünfzig Dollar. Und das ist eine gewaltige Menge für diese Bruchbude. Ich sagte also ja. Rutman erklärte mir, er werde wahrscheinlich mitten in der Nacht einziehen, ich sollte doch die Haustür offen lassen. Ich tat das auch. Angst habe ich nicht, denn in meinem Alter hat man nichts mehr zu verlieren. Außerdem habe ich keinen Cent. Am nächsten Morgen fand ich auf der Türklinke von Rutmans Zimmer eine Fünf zig-D ollar-Note.«
»Haben Sie geklopft und sich bedankt?«
»Ja, aber es antwortete niemand. Daraufhin bin ich eingetreten. Aber das Zimmer war leer.«
»Völlig leer?«
»Nein. Im Schrank hingen Anzüge, es roch nach Marihuana-Zigaretten - da kenne ich mich aus.« Der Alte kicherte blöde. »Und das Waschbecken war benutzt worden.«
»Sonst nichts?«
»Doch. Auf dem Tisch lag ein Zettel. Darauf stand, dass er, Rutman, um einen Hausschlüssel bitte, da er meist sehr spät in der Nacht komme. Daraufhin legte ich meinen zweiten Hausschlüssel auf den Tisch. Er lag dort zwei Tage. Ich glaubte schon, mein neuer Mieter sei für immer verschwunden. Aber dann plötzlich, in der dritten Nacht, kam er wieder. Er verließ jedoch schon im Morgengrauen das Haus - mit dem Schlüssel. Seitdem habe ich Rutman nicht mehr bemerkt. Er kommt nur alle fünf oder sechs Tage. Ich vermute«, kicherte er wieder und rieb sich dabei die gichtigen Hände, »Rutman kommt hier nur gelegentlich mit einem Mädchen her, das ihn nicht mit auf sein Zimmer nehmen kann.«
Das alles war sehr sonderbar, und ich entschloss mich, das Zimmer noch einmal zu untersuchen - diesmal genau.
Ich hatte Erfolg. In der rechten Brusttasche des braunen Anzuges fand ich 28 einen weißen Briefumschlag. Als ich ihn öffnete, flatterte eine Fünfzig-Dollar-Note heraus.
***
Im FBI-Büro untersuchten wir den Schein und stellten fest, dass es eine Blüte war. Sie gehörte in eine der fortlaufend nummerierten Falschgeld-Serien, die in letzter Zeit in Los Angeles und Umgebung aufgetaucht waren.
»Wir müssen diesen Walter Rutman kriegen«, sagte ich zu Morrisson. »Es scheint ein zwielichtiger Bursche zu sein, dem man jede Gewalttat Zutrauen
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