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0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis

0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis

Titel: 0308a - Jazz-Trompeten zum Begräbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jazz-Trompeten zum Begräbnis
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gefasst, jeden Augenblick mit jemandem zusammenzustoßen.
    Ich lauschte auf verhaltene Atemzüge, konnte jedoch nichts vernehmen, obwohl ich mein Gehör gewaltig anstrengte.
    Irgendwo an der Wand musste es einen Lichtschalter geben. Wahrscheinlich neben der Türfüllung. Ich machte zwei Schritte über den dicken weichen Teppich und blieb ganz plötzlich wie erstarrt stehen.
    In diesem Augenblick ertönte auf dem Flur ein markerschütternder grauenhafter Schrei. Nur Yvonne Winter konnte ihn ausgestoßen haben.
    Ich raste los, krachte in der Dunkelheit mit dem Schädel gegen die Tür, dass mein Gehirn wackelte, kam trotzdem in die Diele und erreichte die Wohnungstür genau in dem Augenblick, als von außen der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde.
    Ich rüttelte an der Klinke, warf mich mit der Schulter gegen die Tür. Umsonst. Sie war massiv gebaut, gab nicht nach.
    Ich knipste das Licht an und richtete die Mündung meiner Pistole auf das Schloss.
    Auf dem Gang vernahm ich keuchenden Atem. Dazwischen ein halb ersticktes Würgen. Füße kratzten über den Boden. Ich zog durch. Fünf Mal hintereinander.
    Dann riss ich an der Klinke. Aber das Schloss gab noch immer nicht nach.
    Noch zwei Kugeln. Als ich die Tür aufriss, sah ich Yvonne Winter auf dem Boden 24 hegen. Ihre Haare waren zerzaust, sie hatte die Schuhe verloren. Ihr Make-up war verschmiert, das Kleid unter dem offenen Pelzmantel an der Schulter zerrissen.
    Am Hals hatte die Frau große rote Würgemale.
    Ich beugte mich über sie. Ihr Atem ging stoßweise und rasselnd. Aber sie lebte, und der Blick ihrer Augen, die vor Entsetzen weit waren, richtete sich auf mich.
    Sie hob die rechte Hand und deutete nach links.
    Ich wandte den Kopf und sah, dass das Flurfenster weit offen stand, obwohl ich es vor kaum zwei Minuten geschlossen hatte.
    Als ich zum Fenster lief, öffnete sich eine Tür einen Spalt weit, und das bleiche Gesicht einer blonden jungen Frau wurde sichtbar.
    Als sie mich mit der Pistole in der Hand sah, drückte sie rasch die Tür wieder zu. Von den anderen Bewohnern, die durch meine Schüsse und Yvonne Winters Schrei bestimmt aus dem Schlaf geschreckt worden waren, ließ sich niemand blicken.
    Ich hatte jetzt das Fenster erreicht und beugte mich hinaus.
    Die Feuerleiter lag in helles Mondlicht getaucht. Sie endete in einer schmalen Gasse, die wenige Yards weiter links auf den Lincoln Boulevard mündete.
    Kein Mensch war zu sehen.
    Eine Verfolgung wäre völlig sinnlos gewesen.
    Folglich schloss ich das Fenster und kehrte zu Yvonne Winter zurück, die jetzt taumelnd auf die Füße kam.
    Ich brachte sie in ihre Wohnung, fand eine Flasche Whisky und flößte der Frau einen kräftigen Drink ein.
    Langsam gewann sie ihre Fassung wieder. Sie sagte: »Er muss auf der Treppe gestanden haben, hinter der Biegung, sodass wir ihn nicht gesehen haben. Als Sie die Wohnungstür schlossen, blieb ich daneben stehen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass jemand hinter mir stände. Ich blickte mich um und schaute genau in das Gesicht eines großen Mannes. Ich schrie. Dann packte er mich an der Kehle, drehte den Wohnungsschlüssel um, riss mich zu Boden und würgte mich. Als Sie die Tür schlossen, ließ er mich los, rannte zum Fenster und verschwand über die Feuerleiter.«
    »Kannten Sie ihn?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Noch nie gesehen.« Vorsichtig massierten ihre Hände die roten Stellen am Hals.
    »Aber Sie können ihn mir beschreiben?«
    »Ja. Er war groß, ungefähr so wie Sie. Bestimmt sehr stark. Er hatte einen grauen oder grünen Sportmantel an. Sein Gesicht ist mit Pockennarben übersät. Es sieht aus, als sei es zerhackt. Ein brutales tierisches Gesicht. Die Nase ist so kurz und aufgestülpt, dass die Nasenlöcher fast senkrecht im Gesicht sitzen. Der Mann trug keinen Hut. Er hatte brandrotes Haar.«
    »Rotes Haar?«
    »Ja.«
    Ich flößte ihr noch einen Whisky ein und gönnte ihr eine Minute Ruhepause, ehe ich fragte: »Woher wussten Sie eigentlich, Miss Winter, dass ich heute Abend im Moonbeam war?«
    »Das wusste ich nicht. Es war reiner Zufall, dass ich Sie dort sah. Ich war mit einem Mann verabredet. Ich nahm mir ein Taxi dorthin, sah mich in der Kneipe um und fragte den Wirt, ob der betreffende, er heißt Jack Efferson, schon da gewesen sei. Der Wirt verneinte. Zufällig sah ich Sie. Kurz entschlossen stieg ich in Ihren Wagen. Ich kannte ihn von Ihrem Besuch in der Sundown Bar, denn ich habe ein ausgezeichnetes Gedächtnis für Autonummern, und

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