0309 - Der Horror-Alchimist
Lebend konnte sie vielleicht etwas gegen diesen Wahnsinnigen, der sich Cagliostro nannte, ausrichten. Wenn sie geduldig war und wartete, bis er sich eine Blöße gab…
Nicole teilte ihm ihren Entschluß mit.
»Sehr vernünftig«, lobte der Alchimist mit seltsamem Glanz in den Augen. »Aber denke nicht, du könntest mich übertölpeln. Ich bin schlauer als du. Und ich habe die Macht… !«
Nicole nickte nur, ohne echte Überzeugung.
Der Alchimist gab ihm eine Art Kutte, wie sie Mönche trugen, zum Anziehen. Danach befahl er ihm, Der Alchimist gab ihm eine Art Kutte, wie sie Mönche trugen, zum Anziehen. Danach befahl er ihm, sich zu dem Zombie an der Tür zu gesellen.
Der lebende Leichnam gehorchte widerspruchslos.
Nicole konnte sich eines Fröstelns nicht erwehren. Zu makaber und grotesk war das, was sich vor ihren Augen abspielte.
Aber sie hatte nicht lange Zeit, darüber nachzudenken.
»Nun zu uns, mein Täubchen«, sagte Cagliostro mit vor Erregung zitternde Stimme. »Komm her zu mir. Komm her und - trink!«
Wie hingezaubert hielt er plötzlich einen silbern schimmernden Kelch in der Hand. Nicole hatte nicht bemerkt, wie er ihn gefüllt hatte. Sie war einen Moment lang unaufmerksam gewesen, weil sie den Bewegungen des neu erschaffenen Zombies gefolgt war.
»Jetzt?« fragte sie ablehnend.
Aber ein kurzer Blickwechsel mit dem Alchimisten genügte, um ihr zu sagen, daß es keinen Sinn hatte, nach Ausflüchten zu suchen.
»Was iät das?« fragte sie deshalb, um etwas Zeit zu gewinnen.
»Das Elixier«, antwortete Cagliostro ungeduldig.
»Ja. Aber was ist da drin in diesem Elixier? Wer sagt mir, daß du mich nicht vergiften willst?«
»Warum sollte ich?« erwiderte der Alchimist mit echter Verwunderung. »Wenn ich dich töten wollte, könnte ich das einfacher haben. Ein Wink genügte.« Er zeigte auf die beiden stummen Wächter an der Tür.
Ja, dachte Nicole, ein Wink genügte…
Ohne es zu wollen, ging sie drei Schritte auf den Alchimisten zu.
»Trink«, verlangte er noch einmal und hielt ihr den Kelch mit ausgestrecktem Arm entgegen. »Auf unser Bündnis!«
Nicole starrte ihn an.
Cagliostros Gesicht schien straff vor innerer Spannung. Seine Kiefer mahlten.
Wie ist er nur auf mich gekommen? dachte sie zum tausendsten Mal. Warum gerade auf mich?
Ihre Finger umschlossen den Kelch.
Der Inhalt schien kühl wie das Zinn, aus dem der Becher gegossen war. Die Flüssigkeit, die darin schwamm, war glasklar und geruchlos. Man hätte sie mit normalem Trinkwasser verwechseln können. Aber Nicole wußte es besser.
Wenn ich jetzt trinke, dachte sie, gibt es kein Zurück.
Unsterblichkeit!
Cagliostro hatte ihr die Unsterblichkeit versprochen. Ewiges Leben an seiner Seite…
Und Zamorra?
Würde er sie suchen und befreien? Konnte er sie überhaupt finden, wo sie doch irgendwo zwischen den Zeiten verschollen war?
Nicole hatte Angst. Unendliche Angst, die sie innerlich aushöhlte und ihren klaren Verstand in Mitleidenschaft zog.
»Nebenwirkungen«, flüsterte sie mit rauher Stimme, als ihre Lippen bereits den Rand des Kelches berührten. Ihr Atem verursachte winzige Wellen auf der Oberfläche des Gebräues. »Was für Nebenwirkungen hat das Zeugs?«
»Nur eine«, lächelte Cagliostro sanft. In seinen Augen funkelte es diabolisch. Er nahm vorsichtig Nicoles Hand, die den Becher hielt, und half ihr, ihn so zu kippen, daß der Inhalt automatisch in ihren Mund lief.
Nicole schluckte, ohne zu denken.
»Es tötet Verräter«, sagte der Alchimist.
Da war der Kelch bereits leer.
Im nächsten Augenblick zerbrach der seltsame Zauber, der Nicole in seinen Bann geschlagen hatte. Die Kellertür wurde heftig aufgerissen, und eine verwachsene Gestalt mit viel zu groß geratenem Kopf stürmte in das Laboratorium. Vorbei an den beiden Zombies, die bewegungslos verharrten.
»Ah, Meister!« rief das bucklige Geschöpf. »Es ist soweit… Der Lord hat gerufen! Die Horde ist unterwegs!«
***
»Auch das noch«, knurrte Zamorra im seligen Angedenken an die beiden Grabgestalten, die schon in seinem Hotelzimmer versucht hatten, ihm den Garaus zu machen. »Paß auf, Kommissar, jetzt wird’s ernst!«
Womit er leicht untertrieb.
Diesmal würde ihm kein Gasfeuerzeug, keine brennende Bettdecke helfen!
»Zwölf«, hauchte Hartlaub neben ihm mit zittriger Stimme. »Ein volles Dutzend…«
»Oder mehr!« bekräftigte Zamorra, der bei Zwölf aufgehört hatte zu zählen.
»Wer… wer ist das?« lallte Hartlaub. Er sah nur
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