0309 - Wir und die rätselhaften Morde
Gärtner. Er verrichtet die grobe Arbeit und wäscht den Wagen. Die beiden Mädchen, Anni, die Köchin, und Rose, das Hausmädchen, wohnen nicht hier. Ab 8 Uhr abends haben sie frei.«
»Wissen Sie, ob Mister Lyons Feinde hatte?«
»Eine ganze Menge. Es gab Hunderte von Leuten, die seine merkwürdige Auffassung von Kunst nicht teilten. Ich weiß, dass er Drohbriefe erhielt; und bei seiner letzten Ausstellung hat es einen Skandal gegeben. Wenn Sie mich fragen: Es gibt eine Menge Menschen, die sich ein Vergnügen daraus gemacht hätten, ihn abzuservieren. Sehen Sie sich nur dieses Monstrum hier an. Er nannte es ›Zorn‹. Na, so sieht es ja auch aus.«
Draußen erklangen Schritte, es klopfte, und die Tür wurde geöffnet.
Davor stand ein weit über sechs Fuß großer Neger.
Er hatte die Figur eines Schwergewichtboxers, das Gesicht einer Bulldogge und trug einen feuerroten Pyjama.
Er stand da und glotzte uns an.
»Das ist Jack«, sagte der Diener.
Jack hatte inzwischen den Toten gesehen.
Er machte drei, vier lange Schritte, fletschte seine blendendweißen Zähne, rollte die Augen und fragte:
»Wer war das? Ihr etwa?«
Dabei ballte er seine riesigen Fäuste.
»Halt die Luft an, Jack. Die Herren sind vom FBI«, sagte Alf.
Vor dem Haus knirschte der Kies, der Schlag eines Wagens wurde zugeschmettert; Schritte erklangen und polterten die Treppe herauf.
Der Mann, der ins Atelier stürzte, war ein Mittfünfziger, ein dicker, stiernackiger Bursche mit einer mächtigen Glatze.
Er hatte buschige Augenbrauen, ein Doppelkinn, und hielt eine schwarze Zigarre zwischen den Zähnen.
»Ich bin Wills«, dröhnte seine Stimme. »Wer sind Sie?«
»Cotton und Decker vom FBI New York«, sagte ich langsam.
»Okay. Kennen Sie den Mörder schon?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Aber ich kenne ihn. Ich kann Ihnen ganz genau sagen, wer es war - oder besser, wer den Auftrag gab. Es waren niemand anders als Nita Cabrini und Roger Cain.«
»Wer sind die beiden und was für ein Motiv hätten sie?«
»Was, Sie kennen Nita Cabrini nicht? Sie ist genau wie Kitty ein Star am Broadway und im Fernsehen. Die beiden sind wie Hund und Katze, Todfeindinnen. Noch schlimmer aber ist Cain, Nitas Produzent. Er ist der größte Lump, der in den Staaten herumläuft. Ich bin mit ihm verfeindet, seit ich denken kann, und zwar nicht nur wegen Kitty. - Vor ungefähr einer Woche bekam Kitty die große Rolle bei Hellinger am Broadway, eine Rolle, auf die die Cabrini gespitzt hatte. Ich weiß, dass sie in aller Öffentlichkeit drohte, sie werde es Kitty besorgen, sie werde ihr das Genick abdrehen, und Cain sagte wiederholt, er werde mir einen Streich spielen, an den ich mein Leben lang denken würde.«
»Das alles ist gewiss sehr interessant, Mister Wills«, sagte mein Freund, »aber wie hängen diese Feindschaft und Eifersucht mit dem Mord an Mister Lyons zusammen?«
»Die beiden konnten nichts gegen Kitty unternehmen. Sie wären sofort in Verdacht geraten. Darum brachten Sie Dave um. Sie wollten Kitty damit treffen. Der gute, alte Dave war so harmlos wie ein frisch geborenes Lamm. Niemand sonst würde einen Grund gehabt haben, ihn zu ermorden.«
»Entschuldigen Sie, Mister Wills, aber wir haben vor wenigen Minuten das Gegenteil gehört.« Ich warf einen bezeichnenden Blick auf die Bilder.
Wills folgte meinem Blick.
»Lächerlich«, sagte er. »Das sind Spielereien. Dave hatte Phantasie und bildete sich ein, er müsse Picasso übertreffen.«
»Wissen Sie, wo Mrs Lyons sich zur Zeit aufhält?«, fragte ich.
»Mrs Lyons? Ach so, Sie meinen Kitty. Das kann ich ihnen beim besten Willen nicht sagen. Sie ist mit Billy Blank zu irgendeiner Party gegangen und wird so bald nicht wiederkommen.«
»Wer ist denn Billy Blank?«, fragte ich.
»Eigentlich heißt er Doktor Blank. Er ist Kittys Psychiater. Er behandelt sie psychotherapeutisch. Er versetzt sie in eine Wachhypnose und versucht - ich muss sagen, mit bestem Erfolg - sie auf diese Weise von ihren Komplexen zu heilen.«
»Was für Komplexe hat die Dame denn? Hoffentlich sind es keine Mordkomplexe.«
»Lächerlich«, sagte Wills wieder und blickte uns halb mitleidig, halb entrüstet an. »Kitty ist eine unverstandene Frau. Sie hat bis heute den richtigen Mann noch nicht gefunden. Sie hat Lampenfieber, sie ist grundlos nervös und mitunter fast hysterisch. Aber ich habe festes Vertrauen zu Billy. Es wird ihm gelingen, sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen.«
»Ist dieser Doktor Billy Blank ein
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