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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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furchtbar wütend.
    »Und wenn ich es nicht tue?« fragte er schnaubend.
    »Dann mache ich mit Ihnen das gleiche, was Sie mit dem Hund gemacht haben. Glauben Sie, daß ich dazu nicht imstande bin?«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen.
    »Nehmen Sie jetzt die Klammern von dem Hund!«
    Ihre Blicke maßen sich. Böser Haß glühte in Digbys Augen, aber dann fügte er sich. In einer Minute war das Tier befreit. Jim nahm den kleinen, zitternden Hund in die Arme und streichelte ihn. Düster beobachtete Digby die Szene.
    »Ich werde Ihnen das nicht vergessen - es soll Ihnen noch leid tun, daß Sie mich bei meiner Arbeit gestört haben!«
    Jim sah ihn fest an.
    »Ich habe mich noch nie vor Drohungen gefürchtet und tue es auch jetzt nicht. Ich gebe gerne zu, daß die Wissenschaft Tierversuche braucht, aber nur unter gewissen Voraussetzungen. Sadisten Ihrer Art bringen die Wissenschaft nur in Mißkredit. Sie, Mr. Groat, haben nicht die leiseste Absicht, der Wissenschaft oder gar der Menschheit zu dienen. In diesem Laboratorium habe ich zwei Tiere angetroffen - das größere lasse ich zurück!«
    Er schlug die Tür hinter sich zu. Digbys Eitelkeit war maßlos gekränkt.
    Nach einigen Augenblicken kam Jim nochmals zurück.
    »Haben Sie die Haustür geschlossen, als Sie nach oben gingen?«
    Digby runzelte die Stirn.
    »Ja. Warum fragen Sie?« Die Beleidigung, die ihm Jim zugefügt hatte, schien er vergessen zu haben.
    »Sie steht weit offen. Vermutlich hat der mitternächtliche Besucher inzwischen Ihr Haus verlassen.«

6
    Als Eunice am Morgen erwachte, war alle Furcht verflogen, und sie schämte sich wegen ihres Betragens in der Nacht. Trotzdem - die graue Karte war eine Tatsache. Sie zog sie unter dem Kissen hervor und grübelte darüber nach. Wer immer in ihr Zimmer eingedrungen sein mochte, ihr Feind konnte es nicht gewesen sein. Da kam ihr ein Gedanke, der ihr Herzklopfen verursachte. Jim? Könnte es nicht Jim ... Doch nein - eine innere Stimme sagte ihr, daß Jim nicht in Frage kam. Unmöglich konnte es seine Hand gewesen sein, die sie berührt hatte, denn sie kannte ihre Form genau und erinnerte sich zu gut an seinen warmen und starken Händedruck.
    Sie ging zum Frühstück ins Speisezimmer und fand dort Mr. Groat, tadellos gekleidet und guter Laune. Man konnte ihm nicht die geringste Ermüdung anmerken, obwohl er sich erst um vier Uhr schlafen gelegt hatte. Höflich begrüßte er sie.
    »Guten Morgen, Miss Weldon, ich hoffe, Sie haben sich von Ihrem nächtlichen Schrecken erholt?«
    »Es tut mir leid, daß ich Ihnen Umstände und Mühe gemacht habe.« Sie lächelte ein wenig verlegen.
    »Ach, das ist nicht der Rede wert. Ein Glück, daß unser Freund Steele zugegen war, der Sie beruhigen konnte - ach ja, da fällt mir ein, ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe Ihnen gestern abend ein kleine Lüge gesagt.«
    Sie sah ihn an.
    »So?«
    »Ja - ich erzählte Ihnen doch, daß ich meinem Hund einen Glassplitter aus der Pfote gezogen hätte. Es war aber in Wirklichkeit gar nicht mein Hund, ich hatte ihn auf der Straße aufgelesen und wollte ein kleines Experiment mit ihm machen. Sie wissen, daß ich Arzt bin?«
    »Also darum die entsetzlichen Laute?« fragte sie erschrocken und begann in der bloßen Erinnerung wieder zu zittern.
    »Nein, nein, der Hund fürchtete sich nur. Ich hatte ja noch gar nicht begonnen. Ihr Freund hat mich dann überredet, den Köter laufenzulassen.«
    »Gott sei Dank!« Sie atmete erleichtert auf.
    »Steele dachte zuerst, daß ich meine Experimente mache, ohne die Tiere zu chloroformieren, aber das ist natürlich absurd. Es ist sehr schwer, Leuten, die nicht vom Fach sind, zu erklären, welche Fortschritte die medizinische Wissenschaft durch die Tierversuche gemacht hat.«
    Digby Groat wußte genau, daß Jim wieder mit Eunice zusammentreffen und ihr dann von seinem Erlebnis im Laboratorium auf seine Art erzählen würde. Es war daher notwendig, daß er als erster von dieser Geschichte sprach, um ihr die Spitze zu nehmen. Er wollte das Mädchen nicht abschrecken, sondern im Gegenteil möglichst gute Beziehungen herstellen. Digby hatte schon viele Frauen gekannt, aber wirklich verliebt war er noch nie gewesen. Eunice Weldon hatte von allen bisher den tiefsten Eindruck auf ihn gemacht, darum hatte er sie ins Haus geholt, und er fand sie heute noch viel schöner und begehrenswerter als vor einigen Tagen.
    »Meine Mutter kommt nie zum Frühstück herunter«, bemerkte er im Lauf der Unterhaltung.

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