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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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»Wollen Sie es mir versprechen?«
    »Aber gern - ich bin hier, um Ihnen Gesellschaft zu leisten.«
    Die Tür ging auf, Mrs. Groat seufzte tief auf, als Digby eintrat. Er war im Gesellschaftsanzug und rauchte eine Zigarette. Er schien überrascht, Eunice zu dieser Stunde hier zu finden.
    »Die Schwester ist wohl ausgegangen? Wie fühlst du dich heute, Mutter?«
    »Sehr gut, mein Junge!« Sie zitterte. »Wirklich sehr gut. Miss Weldon leistet mir Gesellschaft.«
    »Das ist ja glänzend. Hoffentlich hat dich Miss Weldon nicht zu sehr erschreckt.«
    »Aber nein«, sagte Eunice ärgerlich. »Wie können Sie annehmen, daß ich Ihre Mutter erschrecke?«
    »Ich dachte, Sie hätten ihr vielleicht von unserem geheimnisvollen Besucher erzählt!« Er lachte und rückte sich einen Sessel zurecht. »Du hast doch nichts dagegen, wenn ich rauche, Mutter?«
    Jane Groat schüttelte den Kopf und sah Eunice flehend an.
    »Ich muß die Frau erwischen«, sagte Digby und blies den Zigarettenrauch zur Decke.
    Mrs. Groat senkte den Blick. Sie schien nachzudenken.
    »Von welcher Frau sprichst du, mein Junge?«
    »Von der Frau, die nachts ums Haus streicht und ihr Zeichen auf meiner Laboratoriumstür zurückläßt.«
    »Vielleicht war es ein Einbrecher, Digby?«
    »Eine Frau als Einbrecherin? Sie ließ deutlich Fingerabdrücke zurück. Ich habe die Fotografie nach Scotland Yard geschickt, und man hat dort die Fingerabdrücke einer Frau identifiziert, die eine Gefängnisstrafe in Holloway abgesessen hat.«
    Durch ein Geräusch aufmerksam geworden, wandte sich Eunice zu Mrs. Groat um. Sie hatte sich aufgerichtet und starrte Digby erregt an. Ihr Gesicht zuckte.
    »Was für eine Frau?« fragte sie heiser. »Von wem sprichst du?«
    Digby war ebenso erstaunt wie Eunice, was für einen Eindruck die Mitteilung auf seine Mutter gemacht hatte.
    »Ich spreche von der Frau, die hier ins Haus kam und uns alle beunruhigte, indem sie ihr Zeichen zurückließ.« »Was meinst du damit?«
    »Sie hat auf meiner Tür den Abdruck einer blauen Hand ...«
    Bevor er den Satz beenden konnte, sprang seine Mutter auf und machte einen Schritt.
    »Eine blaue Hand - eine blaue Hand!« rief sie entsetzt. »Wie heißt die Frau?«
    »Die Polizei hat mir mitgeteilt, daß es sich um eine Madge Benson handelt«, sagte Digby.
    Einen Augenblick stand Mrs. Groat steif da.
    »Eine blaue Hand - blaue Hand ...« murmelte sie und wäre zusammengebrochen, wenn Eunice nicht gesehen hätte, daß sie ohnmächtig wurde. Schnell eilte sie hin und fing sie auf.

19
    Im dunklen Gang vor der Tür lauschte gespannt ein Mann. Er war Digby Groat den ganzen Abend gefolgt und hatte nach ihm auch das Haus betreten. Als er Schritte im Zimmer hörte, schlüpfte er in einen Seitengang und wartete. Eunice kam heraus und ging den Gang entlang.
    Jim Steele sagte sich, daß es nun höchste Zeit sei, sich aus dem Staub zu machen, denn in den nächsten Minuten würde das ganze Haus alarmiert sein, weil die alte Frau zusammengebrochen war.
    Jim hatte einen besonderen Grund gehabt, in dieses Haus einzudringen. Er mußte unter allen Umständen den Inhalt eines Briefes erfahren, den Digby am Abend bekommen hatte. Jim war ihm überallhin gefolgt, ohne eine besondere Beobachtung machen zu können. Aber dann war Digby Groat am Piccadilly ausgestiegen, als wolle er eine Zeitung kaufen - da trat ein Fremder an ihn heran und überreichte ihm schnell einen Brief. Und diesen Brief mußte Jim sehen.
    Er kam ungesehen ins Erdgeschoß und zögerte. Sollte er ins Laboratorium verschwinden? Oder... Von oben hörte er hastige Schritte, entschlossen verschwand er durch die weiße Tür in Digbys Laboratorium. Verstecken konnte er sich hier nicht, das wußte er vom ersten Mal her. Solange niemand kam und Licht machte, war er hier sicher. Er vernahm Schritte und drückte seinen Filzhut tiefer ins Gesicht. Den unteren Teil seines Gesichts hatte er schon mit einem schwarzseidenen Taschentuch bedeckt. Wenn es zum Äußersten kam, mußte er sich einen Weg nach draußen mit Gewalt bahnen und sein Heil in der Flucht suchen. Niemand würde ihn in dem alten, grauen Anzug erkennen.
    Sein Herz hämmerte - jetzt kam jemand herein. Er bückte sich unter den Operationstisch, um wenigstens nicht schon im ersten Moment entdeckt zu werden. Gleich darauf war der Raum von hellem Licht durchflutet. Jim konnte nur die Beine des Mannes sehen, wußte aber, daß es Digby Groat war. Er trat nahe an den Tisch heran und riß einen Briefumschlag

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