031 - Die blaue Hand
auf.
»Mr. Groat! Bitte, kommen Sie schnell!«
Eunice rief es aufgeregt von oben herunter. Digby stieß einen ärgerlichen Ruf aus und eilte hinaus. Die Tür blieb offenstehen.
Jim erhob sich rasch, blickte auf den Tisch, der Brief lag darauf, Digby hatte ihn liegenlassen. Blitzschnell steckte ihn Jim ein, schon war er draußen im Gang. Vorn bei der großen Treppe stand Jackson und schaute nach oben. Zuerst sah er Jim nicht, aber dann entdeckte er die unheimliche Gestalt. Er wollte gerade einen Ruf ausstoßen, als ihn Jims Faust traf. Er fiel zu Boden.
»Was ist los?« fragte Digby auf der Treppe, der nicht wußte, was geschehen war. Doch Jim befand sich schon auf der Straße.
Allmählich verlangsamte er seinen Schritt und blieb unter einer Straßenlaterne stehen, um den Brief zu lesen. Der größte Teil hatte keine Bedeutung für ihn, nur eine Zeile war interessant: Steele verfolgte Sie, wir wollen ihn heute abend noch stellen! Er las den Satz ein paarmal und ging langsam weiter.
Manchmal schaute er zurück, ob er verfolgt würde, konnte jedoch nichts feststellen. Als er aber über den Portland Place ging, bemerkte er zwei Männer - sie gingen hintereinander, etwa zwanzig Meter von ihm entfernt.
Er überquerte die Marylebone Road und befand sich im einsamsten Teil Londons. Er begann zu laufen, und er war ein guter Läufer, er hatte sowohl für kurze Strecken als auch für den Zweimeilenlauf trainiert. Sie kamen hinter ihm her. Er grinste. Dann hörte er, wie die Tür eines Autos zugeworfen wurde - sie hatten sich also einen Wagen genommen. Das ist wenig sportlich! sagte sich Jim, drehte kurzerhand um und eilte in entgegengesetzter Richtung. Der Wagen hielt an, die beiden veranlaßten den Fahrer, umzukehren. Jim ging nun ganz langsam. Er hatte sich einen Plan zurechtgelegt, der seine Gegner verwirrte, weil er so einfach war. Er ging nämlich langsam, weil er in einiger Entfernung einen Polizisten auf sich zukommen sah. Als das Auto neben ihm anhielt, sprang er schnell zur Tür und riß sie auf.
Im Schein der Wagenbeleuchtung sah er einen alten Bekannten, der sein Kinn rieb.
»Kommen Sie heraus, Jackson, und erklären Sie mir, warum Sie mich in den Straßen dieser friedlichen Stadt verfolgen!«
Jackson folgte der Aufforderung nicht, aber Jim packte ihn an der Weste und zog ihn heraus. Der Fahrer verfolgte den Vorgang interessiert. Der Begleiter war offensichtlich ein Fremder, ein kleiner, dunkler Mann mit schmalem, braunem Gesicht. Beide standen nun verdutzt da.
»Morgen können Sie zu Digby Groat zurückgehen und ihm sagen, daß ich mit genügend Beweismaterial gegen ihn vorgehen, ihn ins Gefängnis und an den Galgen bringen werde, wenn er noch einmal Mitglieder der Bande der Dreizehn hinter mir herschickt. Haben Sie mich verstanden?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie da reden«, entgegnete Jackson vorwurfsvoll. »Vielmehr werden wir Sie zur Anzeige bringen, weil Sie uns aus dem Wagen gezerrt haben.«
»Bitte, tun Sie das! Hier kommt gerade ein Polizist.« Jim packte Jackson am Kragen und schleppte ihn zu dem Polizisten, der schon auf die Gruppe aufmerksam geworden war. »Ich glaube, dieser Mann will eine Anzeige gegen mich erstatten!«
»Nein, das will ich nicht!« schrie Jackson. Entsetzt dachte er an Digby, der über diese Wendung nicht erbaut sein würde.
»Auch gut«, erklärte Jim. »Dann bringe ich diesen Mann zur Anzeige. Ich zeige ihn an, weil er Waffen bei sich trägt, ohne einen Erlaubnisschein zu besitzen.«
20
Polizeistationen sind unromantisch und langweilig. Digby Groat, der in höchster Wut dorthin kam, um seine Leute zu befreien, war so aufgeregt, daß er nicht einmal die humorvolle Seite der Sache entdeckte.
Wieder draußen, entließ er Antonio Fuentes mit einem schrecklichen Fluch und überhäufte den unglücklichen Jackson mit Vorwürfen.
»Sie elender Tölpel, ich habe Ihnen nur aufgetragen, den Mann nicht außer Sicht zu lassen! Bronson hätte das ausgeführt, ohne daß Steele das geringste gemerkt hätte. Warum haben Sie einen Revolver mitgenommen?«
»Wie konnte ich wissen, daß er sich einen so gemeinen Trick einfallen ließe? Nebenbei bemerkt, ich wußte nicht, daß es verboten ist.«
Digby wußte, daß er in eine unangenehme, ja gefährliche Lage geraten war. Der Vorfall bestätigte nur seine alte Theorie, daß große Pläne durch Kleinigkeiten über den Haufen geworfen werden und geschickt geplante Verbrechen durch erbärmliche Versehen zu Fall kommen. Es war Jim gelungen,
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