Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
stand; und ich war so töricht, ihr zuzusagen. Wir gingen in mehrere Geschäfte und kamen schließlich in ein großes Warenhaus. Jane kaufte nur wenig, doch darüber machte ich mir keine Gedanken, weil ich wußte, daß sie sehr sparsam war und auch nicht viel Geld hatte. Ich kannte die Firma nicht genauer und war auch noch nie dort gewesen. Als wir durch die Seidenabteilung gingen, wandte sich Jane plötzlich mit einem ängstlichen Ausdruck an mich und flüsterte mir zu: Steck das weg! Bevor ich begriff, was vorging, schob sie etwas in meinen Muff. Es war kalt an dem Tag, und ich trug einen der großen Muffe, wie sie damals modern waren. Gleich darauf berührte mich jemand an der Schulter, ich drehte mich um und sah einen vornehmen Herrn, der in bestimmtem Ton zu mir sagte: Bitte, begleiten Sie mich ins Büro des Geschäftsführers. Ich war bestürzt und verwirrt und kann mich nur noch darauf besinnen, daß Jane mir ins Ohr flüsterte: Du darfst deinen Namen nicht sagen. Sie stand ebenfalls unter Verdacht, wir wurden beide in ein großes Büro geführt, wo uns ein älterer Herr verhörte. Wie heißen Sie? fragte er mich. Der erste Name, der mir einfiel, war der meines Hausmädchens, Madge Benson. Ich hätte damals Jane auf der Stelle anzeigen und sagen sollen, daß ich Lady Mary Danton sei. Mein Muff wurde untersucht, und man fand ein großes Stück Seide darin. Als der ältere Herr sich in einer Ecke des Büros mit einem anderen Mann besprach, beschwor ich Jane, ein Geständnis zu machen, und sagte ihr, daß es ganz unerhört wäre, so etwas zu tun. Um Gottes willen, sag kein Wort! flüsterte sie mir zu. Was auch immer kommen mag, ich nehme die Verantwortung auf mich. Der Untersuchungsrichter ... - Ich werde doch nicht vor den Untersuchungsrichter kommen? fragte ich entsetzt. - Doch, du mußt es tun, Jonathan würde es nie überwinden und dir Vorwürfe machen, wenn ich vor Gericht käme. Sie sprach ganz leise und schnell. Ich kenne den Untersuchungsrichter in Paddington. Ich werde zu ihm gehen und ihm alles sagen, du wirst morgen entlassen. Mary, du mußt mir helfen! In diesem Augenblick kam der Geschäftsführer mit einem Polizisten zurück, dem er mich übergab. Ich habe den Diebstahl, den man mir zur Last legte, damals nicht bestritten und auch Jane nicht belastet. Später erfuhr ich, daß sie dem Geschäftsführer sagte, ich sei eine entfernte Verwandte von ihr, sie habe mich zufällig in dem Geschäft getroffen. Ich mußte die Nacht in einer Untersuchungszelle des Polizeigefängnisses zubringen. Es war entsetzlich. Als ich am nächsten Morgen vor den Untersuchungsrichter geführt wurde, glaubte ich fest, daß Jane Wort gehalten und inzwischen etwas unternommen hätte. Doch sie war nicht beim Untersuchungsrichter gewesen. Ich wurde unter dem Namen Madge Benson aufgerufen, der Geschäftsführer des Warenhauses trat als Zeuge gegen mich auf und erklärte, daß seine Firma seit einiger Zeit große Verluste durch Ladendiebstähle erlitte, er vermute, daß ich schon öfters Waren entwendet habe. Es war eine harte Erfahrung für mich, aber ich zweifelte nicht, daß der Richter mich der Geringfügigkeit des Vergehens wegen entlassen würde. Ich schämte mich sehr, so auf der Anklagebank sitzen und mich anstarren lassen zu müssen. Noch heute kann ich nicht darüber sprechen, ohne rot zu werden. Der Richter hörte sich die Aussagen des Geschäftsführers schweigend an, dann sah er zu mir herüber. Ich wartete. - Diese Art von Vergehen nimmt derart überhand, daß ich einmal ein Exempel statuieren muß. Ich verurteile Sie zu einem Monat Gefängnis. - Der Gerichtssaal, der Richter und alle Anwesenden begannen sich um mich zu drehen. Als ich wieder zu mir kam, saß in einer Zelle, eine Wärterin stand neben mir und reichte mir ein Glas Wasser. Jane hatte mich betrogen! Und es blieb nicht die letzte Gemeinheit, die sie mir antat. Ich war schon zwei Wochen im Gefängnis von Holloway, als sie mich dort besuchte. Mit anderen Gefangenen mußte ich in einem Schuppen arbeiten, in dem Versuche im Färben von Stoffen angestellt wurden. Sie wissen wahrscheinlich wenig von Gefängnissen, aber im ganzen Land wird die Arbeitskraft der Gefangenen nutzbar gemacht. In Maidstone werden zum Beispiel alle Formulare gedruckt, die die Gefängnisbehörden brauchen, in Exeter Sättel hergestellt, in Shepton Mallet wird gewoben, in Manchester Baumwolle verarbeitet, und so weiter. In Holloway also versuchte die Direktion, eine Färberei

Weitere Kostenlose Bücher