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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schlecht geschmeckt«, sagte sie.
    »Sprechen Sie nicht.«
    Digby war sehr erschrocken über den Zustand, in dem er sie fand, als er von seiner Erkundungsfahrt zurückkehrte. Sie sah furchtbar blaß aus, ihr Atem ging schwer, und ihr Puls war so schwach, daß er ihn kaum wahrnehmen konnte. Er hatte diesen Zusammenbruch befürchtet.
    Es beruhigte ihn, als er jetzt sah, wie allmählich wieder etwas Farbe in ihr wachsbleiches Gesicht kam. Auch der Puls wurde stärker.
    Bald nachdem sie die Medizin genommen hatte, fühlte sich Eunice von den Schmerzen befreit. Der Wechsel vollzog sich so rasch, daß es ihr wie ein Wunder erschien und sie mit großer Dankbarkeit erfüllte. Dann fiel sie in Schlaf.
    Digby seufzte erleichtert und machte sich wieder an seine Arbeit. Es war eine angenehme Beschäftigung. Die ganze Tischplatte bedeckten Päckchen mit Fünftausenddollarnoten. Es war ihm gelungen, die ganzen Guthaben der Dreizehn von der Bank abzuheben und in amerikanische Dollars umzutauschen. Es wäre verfänglich gewesen, in Brasilien englische Banknoten zu wechseln, falls die Nummern der Scheine durchgegeben würden.
    Als er das Geld gezählt hatte, steckte er es in einen Gürtel mit vielen Taschen, schnallte ihn um und verkleidete sich für die Reise. Eine graue Perücke machte ihn vollständig unkenntlich.
    Kurz vor acht Uhr erwachte Eunice wieder. Außer einem peinigenden Durst fühlte sie kein weiteres Mißbehagen. Eine kleine Lampe auf dem Waschtisch erhellte den Raum nur spärlich. Sie trank lange und gierig aus dem großen Glas, das sie auf dem Tischchen neben dem Bett fand. Das erste, was ihr auffiel, war ein schönes Gesellschaftskleid mit silbernen Spitzen, das über der Stuhllehne hing. Gleich darauf entdeckte sie, an ihr Kopfkissen geheftet, eine Karte. Sie war grau - doch entsprach die Tönung nicht ganz jener anderen Karte, die sie in der ersten Nacht in Digbys Haus gefunden hatte. Eunice las die Botschaft, ohne sie gleich zu verstehen, aber dann begann ihr Herz wild zu schlagen.
    Ziehen Sie die Kleider an, die Sie hier finden. Wenn Sie meinen Rat genau befolgen, kann ich Sie vor einem schrecklichen Schicksal bewahren. Ich komme zu Ihnen, aber Sie dürfen nichts zu mir sagen. Wir werden nach Norden fahren, um Digby Groat zu entkommen.
    Unter diesen Zeilen - der Abdruck einer blauen Hand! Eunice zitterte an allen Gliedern. Allmählich kamen die Ereignisse der letzten Tage in ihr Gedächtnis zurück. Sie befand sich in der Gewalt Digby Groats, und die geheimnisvolle Frau in Schwarz wollte sie befreien. Es erschien ihr unglaublich, wunderbar. Sie erhob sich und wäre beinahe wieder zurückgesunken, ihre Füße trugen sie kaum. Sie klammerte sich an den Tisch. Langsam begann sie, sich anzukleiden.
    Sie vergaß ihren furchtbaren Durst, ihre Schwäche. Mit zitternden Händen legte sie das schöne Kleid an, schlüpfte in die seidenen Strümpfe und Schuhe. Warum nur hatte die schwarze Frau ein solch auffallendes Kleid gewählt, wenn sie doch fürchten mußte, von Digby Groat entdeckt zu werden? Aber Eunice konnte nicht zusammenhängend denken und nahm sich vor, ihrer Befreierin blind zu folgen. Sie ordnete das Haar vor dem Spiegel und sah erschrocken ihr Gesicht. Tiefe, schwarze Ringe lagen um ihre Augen; sie sah aus, als ob sie schwer krank sei.
    Wie gut, daß Jim sie jetzt nicht sehen konnte. Die Erinnerung an Jim belebte sie wieder. Sie hatte ihn beleidigt, und was hatte er nicht alles für sie getan. Sie dachte an die letzte Begegnung mit ihm, als er ihr sagte, daß sie die Tochter von Lady Mary sei. Das konnte doch nicht wahr sein! Und doch hatte es Jim gesagt, und deshalb mußte es stimmen. Sie wollte über alles nachdenken, aber es fiel ihr zu schwer. Erinnerungen, Gedanken, Zweifel, Fragen und Vermutungen wirbelten in ihrem Kopf durcheinander. Lady Mary Danton ihre Mutter! Also auch die Frau, die damals in Jims Wohnung gekommen war -.
    Plötzlich hörte sie ein Klopfen an der Tür und erhob sich. War es Digby Groat?
    »Treten Sie ein!« rief sie schwach.
    Die Tür ging auf, aber niemand trat ein. Eine verschleierte Frau in schwarzen Kleidern stand auf dem Treppenabsatz vor der Tür und winkte.
    »Wohin wollen wir gehen?« fragte Eunice. »Ich danke Ihnen, ich danke Ihnen tausendmal für alles ...«
    Die Frau antwortete nicht, sie ging die Treppe hinunter voraus. Eunice folgte ihr. Draußen war es dunkel, Nacht, es regnete, die Nebenstraße lag verlassen da, nur ein Taxi stand vor dem Haus. Die Frau öffnete die

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