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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Wagentür und stieg nach Eunice ein.
    »Fragen Sie nichts!« flüsterte sie. »Hier ist ein Cape, nehmen Sie es um.«
    Eunice fühlte sich sicher. Vielleicht erwartete Jim sie irgendwo. Wo mochte Digby Groat sein, und wie war es dieser Frau gelungen, ihn zu umgehen? Sie legte die Hände an die Schläfen. Sie mußte warten, Geduld haben. Sie würde alles noch erfahren - und Jim wiedersehen!
    Die beiden Herren, die sich für den abfahrtbereiten Abendzug interessierten, der nach Norden ging, fanden nichts Ungewöhnliches an einer jungen Dame im Gesellschaftskleid, die von einer älteren Frau in Trauer begleitet wurde. Der Detektiv auf dem Bahnsteig musterte jeden Herrn, der eine Dame begleitete, argwöhnisch, nur das junge Mädchen und seine Begleiterin, die in einem reservierten Abteil Platz nahmen, beobachtete er nicht.
    In ihrer Unruhe hatte an diesem Tag Lady Mary verschiedene Posten und Sperren aufgesucht und war bei der Überwachung einiger Zugsabgänge behilflich gewesen. Soeben war sie auch nach Euston gekommen und ging nun mit einem Detektiv von Scotland Yard den ganzen Bahnsteig entlang. Sie sah das Mädchen im Abendkleid, aber es gelang ihr nicht, einen Blick auf das Gesicht zu werfen.
    »Heute abend gehen keine weiteren Züge von hier ab«, stellte der Beamte fest.
    Drinnen im Abteil flüsterte die schwarze Frau Eunice zu:
    »Setzen Sie sich in die Ecke, schauen Sie nicht hinaus! Groat stellt uns nach, er ist auf dem Bahnsteig.«
    In diesem Augenblick hörten sie den schrillen Pfiff der Lokomotive. Langsam fuhr der Zug aus der Halle.
    »Kann ich jetzt einmal hinausschauen?« fragte Eunice.
    Kaum hatte sie durchs Fenster gesehen, schrie sie auf.
    »Dort!« schrie sie wild. »Dort steht Mrs. Fane - nein, meine Mutter, Lady Mary!«
    Sie wurde sogleich zurückgerissen.
    »Setzen Sie sich!« rief eine haßerfüllte Stimme. Der Vorhang wurde vor das Wagenfenster gezerrt.
    Eunice wußte, daß es Digby Groat war, noch bevor sie in sein gelbes Gesicht starrte.

35
    Das Erkennen auf dem Bahnsteig war gegenseitig gewesen. Lady Mary hatte das bleiche Gesicht und die weitaufgerissenen Augen nur eine Sekunde lang sehen können, dann war der Wagen an ihr vorbei. Im ersten Moment stand sie wie gelähmt.
    »Sehen Sie - dort! Halten Sie den Zug an!«
    Der Detektiv sah sich um, aber kein Beamter war in der Nähe. Schnell eilte er zur Sperre, Lady Mary blieb dicht hinter ihm, doch konnte er niemanden finden, der genügend Autorität besaß, um etwas zu unternehmen.
    »Ich will den Stationsvorsteher suchen«, rief er. »Können Sie inzwischen telefonieren?«
    An der Sperre befand sich eine Telefonzelle.
    Lady Marys erster Gedanke galt Jim.
    Er saß in seinem Zimmer, als das Telefon läutete. Müde hob er ab.
    »Eunice befindet sich im Zug nach Norden, der soeben Euston verlassen hat«, teilte ihm Lady Mary mit. »Wir versuchen, den Zug in Willesden aufhalten zu lassen, aber ich fürchte, es wird uns nicht gelingen. Um Gottes willen, Jim, unternehmen Sie etwas zu ihrer Rettung!«
    »Wie lange ist der Zug schon fort?«
    »Kaum eine Minute.«
    Er warf sofort den Hörer hin, riß die Tür auf und rannte die Treppe hinunter. Blitzartig fiel ihm etwas ein, und sein Entschluß war gefaßt. Zwei Stockwerke tiefer gab es ein Drahtseil, einzementiert in die Hausmauer, das quer über das Bahngeleise zu einem anderen Häuserblock hinübergespannt war. Dort drüben, jenseits der Schienen, hing eine Straßenlaterne an dem Kabel. Vom Treppenhausfenster aus müßte er das Drahtseil erreichen können. Er riß das Fenster auf. Da - gleich seitlich unter dem Fenster die Verstrebung. Aus dem Tunnel kam dumpf der Pfiff der Lokomotive. Die Züge fuhren hier der Steigung wegen etwas langsamer. Er kauerte auf dem Sims, packte das Seil und schwang sich hinaus. Es schwankte und senkte sich bedenklich. Hand über Hand arbeitete er sich gegen die Mitte. Zu seiner Bestürzung tauchten schon die Lichter der Lokomotive in der Tunnelöffnung auf. In größter Eile hangelte er weiter. Die Maschine keuchte und war schon vorüber, als er den Schienenstrang erreichte. Ein paar Sekunden, jetzt war er über dem Zug angelangt, er mußte die Beine hochziehen, um nicht gegen die Wagendächer zu schlagen. Kurz entschlossen ließ er sich los. Die Fahrgeschwindigkeit bewirkte, daß er flach aufschlug und in Gefahr war, vom gewölbten Dach herabzurutschen, doch bekam er einen Ventilator zu fassen, konnte sich ein wenig hochziehen und mit den Knien anstemmen. Gleich darauf

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