031 - Die Stunde der Ameisen
Ankunft der feindlichen Familie. Sie hatte sich als Stützpunkt einen alten, halb verfallenen Bauernhof gewählt, den sie mit verschiedenen magischen Fallen gesichert hatte.
Ein weiterer Tag verging. Die Winkler-Forcas' verließen den Bauernhof nicht. Wahrscheinlich beratschlagten sie ausführlich ihre weiteren Schritte.
Ich jedenfalls bekam von all dem nicht sehr viel mit, da ich weiter im Verlies eingesperrt wurde. Dreimal täglich bekam ich eine ausgiebige Mahlzeit, und ansonsten durfte ich lesen und Musik hören. Doch die Zellentür blieb verschlossen.
Bald kam es zur ersten Auseinandersetzung. Den Winkler-Forcas' war es gelungen, die magischen Augen der Zamis-Familie zu entdecken und zu vernichten. Damit aber hatte Michael Zamis bereits gerechnet.
Am späten Nachmittag verließen zwei Forcas' den alten Bauernhof und machten sich auf den Weg zum Schloß. Der Hof lag in einem kleinen Tal, von dem aus man das Kastell nicht sehen konnte. Die beiden Dämonen trugen einige Gegenstände bei sich, die ihnen Schutz bei einem eventuellen Angriff bieten sollten. Als sie das Schloß sahen, blieben sie stehen. Sie suchten die Umgebung nach magischen Fallen ab, entdeckten aber keine. Als sie gerade einige seltsam geformte Gegenstände aufbauen wollten, sahen sie eine Staubwolke, die langsam näher kam. Sie unterbrachen ihre Tätigkeit.
Eine gewaltige Schafherde wurde auf sie zugetrieben. Zwei Schäferhunde hielten die Herde zusammen. Im Hintergrund erblickten sie zwei uralte Schäfer, die langsam hinter der Herde hergingen.
Die beiden Forcas' räumten ihre Geräte ein und zogen sich zurück. Sie kletterten eine Wand hoch und verbargen sich in einer kleinen Höhle.
Die Herde kam rasch näher. Es mußten mindestens hundert Schafe sein, die stumpfsinnig blökten. Die ersten Tiere liefen unterhalb des Schlupfwinkels der zwei Forcas' vorbei. Plötzlich flimmerte die Luft. Die Herde war für einige Sekunden in eine dichte Staubwolke gehüllt, die einige Meter hoch stieg und den Forcas' die Sicht raubte. Als sich der Staub legte, waren die Forcas' für einen Augenblick wie gelähmt. Und dann war es zu spät für sie, geeignete Gegenmaßnahmen zu treffen. Sie hatten sich täuschen lassen. Die Schafherde hatte sich verwandelt – in blutrünstige, gelbe, luchsartige Geschöpfe, die blitzschnell die Wand hochkletterten und sich geifernd auf die Forcas' stürzten.
Die beiden wehrten sich verzweifelt. Die Bestien sprangen sie an, verbissen sich in ihren Armen und Beine und rissen sie zu Boden. Scharfe Krallen zerfetzten ihre Kehlen. Plötzlich ertönte ein scharfer Pfiff, und die Bestien ließen von ihren toten Opfern ab. Sie sprangen zu Boden und verwandelten sich wieder in sanfte Schafe.
»Zwei Forcas' weniger«, sagte einer der Hirten und verwandelte sich in Vera Zamis. Der zweite Hirte änderte ebenfalls seine Gestalt und wurde zu Selmar Zamis, einem von Ingvars Söhnen.
»Wir haben sie getäuscht«, sagte Selmar zufrieden. »Jetzt treiben wir die Schafe weiter auf den alten Bauernhof zu. Vielleicht können wir auch die anderen hereinlegen.« Er stieß einen seltsam hohl klingenden Pfiff aus, woraufhin sich zwei Schafe aus der Herde lösten und vor ihm stehenblieben. Er bewegte die rechte Hand, und die beiden Schafe verwandelten sich wieder in blutrünstige Ungeheuer. Selmar konnte sich mit den Tieren nur durch Pfiffe verständigen. Er gab einige seltsame Töne von sich, und die Bestien legten die Ohren an und hetzten die Felswand hoch. Sekunden später fielen die beiden toten Forcas' herunter.
»Wir werden ihre Beine verwenden«, sagte Selmar. »Dann können wir wieder den Henker einsetzen.« Er pfiff nochmals. Die zwei Bestien packten die Toten und verschwanden mit ihnen in Richtung des Kastells.
Selmar und Vera nahmen wieder ihre Tarnung an und setzten sich, die Schafherde vor sich her treibend, in Bewegung. Ihr Ziel war der Bauernhof, in dem sich die Winkler-Forcas verschanzt hatten. Nach fünfzehn Minuten hatten sie das Tal erreicht. Es wurde rasch dunkel.
Das Bauernhaus sah verlassen aus. Nirgends war ein Licht zu sehen. Als die Schafherde noch etwa hundert Meter vom Haus entfernt war, blieb Selmar stehen und pfiff erneut. Wieder wirbelte Staub auf, der die Schafherde einhüllte. Die Schafe verwandelten sich in die blutgierigen Bestien und rasten auf das Bauernhaus zu. Aber sie kamen nicht weit. Plötzlich flammten überall dunkelblaue Lichter auf, die sich in Richtung der Herde bewegten, sich sammelten und, um
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