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031 - Die Stunde der Ameisen

031 - Die Stunde der Ameisen

Titel: 031 - Die Stunde der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ertragen müssen.«
    Der Graf stand grinsend auf und deutete eine Verbeugung an. »Ich komme am Nachmittag wieder, meine Liebe.«
    Coco wartete, bis er aus dem Zimmer war, dann stand sie auf und stapfte wütend auf und ab. Sie wußte ganz genau, daß ihr Patenonkel nur kam, um sie zu ärgern – und das gelang ihm immer wieder, wie sie feststellte. Das nutzlose Herumsitzen zerrte an ihren Nerven.
    Eine von Toths Bediensteten, ein junges Mädchen, das unter dem Einfluß des Dämons stand, brachte ihr das Mittagessen. Coco setzte sich an den Tisch und aß lustlos. Dabei irrten ihre Gedanken immer wieder ab. Sie dachte an die Zeit zurück, als sie siebzehn Jahre alt gewesen war – an die Zeit, als die Familie Zamis mit den Winkler-Forcas' gekämpft hatte.

    Vergangenheit
     
    Die Fahrt war ohne Zwischenfälle verlaufen. Auch bei der Zollabfertigung hatte es keine Schwierigkeiten gegeben. Die Beamten waren magisch beeinflußt worden und hatte uns ohne Kontrollen weiterfahren lassen. Wir waren, ohne ein einziges Mal anzuhalten, bis nach L'Aquila durchgefahren. Ich war schon einmal in der Provinzhauptstadt gewesen, mit acht Jahren, konnte mich aber an nichts mehr erinnern.
    Es war dunkel, als wir von der Strada Statale 17 abbogen und die Viale di Rorta Paganica entlangfuhren. Links tauchte ein großer Tennisplatz auf, dann war der riesige Parco del Castello zu sehen. Schließlich bogen wir in die Via Garibaldi ein und kamen am Palazzo Pranchini vorbei. Zwei Gassen weiter verlangsamte mein Vater das Tempo und blieb vor dem prunkvollen Palazzo Trinci stehen. Er mußte nur wenige Augenblicke warten, dann schwang das schmiedeeiserne Tor auf. Er fuhr in den Garten, sein Sohn Georg folgte. Hinter den beiden schweren Wagen wurde das Tor geschlossen.
    Der Palazzo Trinci war vor langen Jahren von Michael Zamis' Bruder Ingvar erworben worden. Dieser hielt sich aber meist in den Abruzzen auf, wo er seit fünfzig Jahren das Castello della Malizia besaß. Das Kastell lag in einer unwegsamen Schlucht, die nur sehr schwer zu erreichen war.
    Die Wagen blieben vor dem Palazzo stehen, und Vater stieg aus. Aus dem hohen Hauptportal trat eine breitschultrige Gestalt. Sie trug einen dunklen Umhang, der das weiße Haar betonte. Ich erkannte den Mann sofort. Er war Ingvar, der Bruder meines Vaters. Die beiden Männer begrüßten sich und verschwanden im Palazzo. Jetzt stiegen auch wir aus.
    Im Inneren des Palazzo war es angenehm kühl. Die Räume waren groß und verschwenderisch eingerichtet. Überall hingen kostbare Gobelins an den Wänden, und die Parkettböden waren mit Teppichen bedeckt. Jedes Zimmer war in einem anderen Stil gehalten.
    Michael und Ingvar Zamis erwarteten uns in einem mit dunklem Holz verkleideten Zimmer. Im Kamin brannte ein kleines Feuer.
    Mein Onkel trat einen Schritt vor und verbeugte sich leicht. »Ich heiße euch herzlich willkommen.« Er musterte der Reihe nach seine Gäste. Auf mir verweilte sein Blick besonders lange, während er den Hüter des Hauses nur flüchtig ansah. »Setzt euch!« sagte er und deutete auf einen schwarzen Eichentisch, der eine achteckige Form hatte.
    Ich ließ mich etwas abseits nieder, und der Hüter des Hauses blieb hinter mir stehen.
    »Wir haben alles für den Kampf vorbereitet«, sagte Ingvar Zamis. »Den Winkler-Forcas' werden die Augen übergehen, wenn sie bemerken, was alles auf sie wartet. Und morgen verständigen wir Skarabäus Toth. Ich bin neugierig, ob es die Winkler-Forcas' wagen, den Kampf hier fortzusetzen.«
    »Das tun sie sicher«, sagte Vater.
    »Das hoffe ich«, sagte mein Onkel Ingvar, und ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. Ich betrachtete ihn fasziniert. Sein Alter war nicht zu schätzen. Das braungebrannte Gesicht mit den grünen, leicht schräg stehenden Augen war mit tiefen Falten übersät, doch überaus anziehend; es war ein männliches Gesicht, wie ich es mochte.
    »Es ist ein wenig langweilig geworden in letzter Zeit«, sagte Ingvar. »So ein Kampf bietet uns eine willkommene Abwechslung. Es ist nur bedauerlich, daß Demian sterben mußte. Aber wir werden seinen Tod fürchterlich rächen.«
    »Was sollen wir mit Coco tun?« fragte mein Vater, und vermied es, mich anzusehen.
    »Das ist allerdings ein Problem.« Ingvar wandte den Kopf und fixierte mich. Mein Herz schlug schneller. Plötzlich hatte ich Angst. »Im Augenblick bildet sie keine Gefahr für uns. Aber sie kann eine werden. Und da weiß ich nicht, ob wir nicht ein zu großes Risiko eingehen,

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