031 - Sie kamen aus dem Jenseits
hatte.
Er würde mit Sicherheit wieder versuchen, seinen Sohn in seine Gewalt zu bringen, denn Radheera wartete nach wie vor auf Albert. Wo? Wo wartete das Mitglied der Grausamen 5?
Wenn wir das gewußt hätten, wäre uns bedeutend wohler gewesen. Wir hätten nicht gezögert, den Magier-Dämon anzugreifen. Mit vereinten Kräften hatten wir bestimmt gute Siegeschancen gegen hin.
Wir hatten auch Rufus, den Dämon mit den vielen Gesichtern, zur Strecke gebracht. Dieser Erfolg hatte mein Selbstvertrauen sehr gestärkt, ohne daß ich mich deshalb nun für einen Supermann gehalten hätte.
Ich kannte meine Grenzen und war bestrebt, sie niemals aus den Augen zu verlieren, denn sonst wurde das Risiko zu hoch für mich, und die Gegenseite hatte es nicht leicht, sich Tony Ballard, den Dämonenhasser, für immer vom Hals zu schaffen.
Ich schob mir ein Lakritzbonbon in den Mund. Albert Montana zündete sich eine Zigarette an. Estella – brünett und 19 Jahre alt – saß wie ein kleines Häufchen Elend auf der Sitzbank und starrte unentwegt auf den Fernsehapparat, der ihr ihren Vater als greises Monster gezeigt hatte.
Sybil Montana nahm sich einen Drink.
Als sie die Flasche zuschraubte, fiel ihr ein, daß sie uns fragen sollte, ob wir auch einen Drink haben wollten.
Sie hielt inne, wandte sich uns zu und fragte: »Darf ich Ihnen auch etwas anbieten?«
Wir lehnten nicht ab, bekamen jeder ein Glas, das reichlich mit Bourbon gefüllt war. Sybil Montanas Blick pendelte zwischen mir und Mr. Silver hin und her.
»Was wird weiter geschehen?« fragte sie.
»Das können wir leider nicht voraussagen«, antwortete der Ex-Dämon.
»Jason versuchte Albert auf dem Flugplatz zu töten. Wird er’s noch einmal probieren?«
»Entweder das, oder es kommt zu einem zweiten Entführungsversuch«, meinte der Hüne.
»Glauben Sie, daß Sie das verhindern können?« fragte Sybil Montana bange.
»Wir wissen nicht, welche Tricks Jason Montana anwenden wird, um sein Ziel zu erreichen. Radheera hat ihn zu seinem Werkzeug gemacht, und wie wir gesehen haben, kann er als solches Dinge tun, die ihm vor einem halben Jahr noch unmöglich gewesen waren. Außerdem können ihm zum Beispiel gewöhnliche Kugeln nichts anhaben. Er hat sich von Grund auf verändert.«
»Werden Sie ihn…« Sybil Montana fiel es sichtlich schwer, es auszusprechen. Sie setzte noch einmal an. »Werden Sie Jason töten?«
»Wir werden diesen Greis höchstwahrscheinlich vernichten müssen«, sagte Mr. Silver.
Sybil biß sich auf die fahle Unterlippe.
»Zunächst aber werden wir versuchen, ihn lebend in unsere Gewalt zu bekommen«, fuhr der Ex-Dämon fort.
»Wozu?« fragte Sybil.
»Jason Montana ist zwar sehr gefährlich, aber das größte Übel ist zweifellos Radheera. An ihn müssen wir kommen, und Jason muß uns den Weg zu ihm zeigen.«
»Wird er das denn tun?« fragte Sybil zweifelnd.
Mr. Silver schmunzelte. »Wir werden ihm keine andere Wahl lassen. Drücken Sie uns die Daumen, daß wir den Greis auf Anhieb gut in den Griff kriegen, Mrs. Montana.«
Die Frau senkte den Blick. »Wie kann ich Ihnen für das danken, was Sie für meinen Sohn, für uns alle tun?«
»Wir erachten es als unsere Pflicht, Menschen, die von finsteren Mächten bedroht werden, zu helfen«, sagte ich.
»Sie haben dabei bestimmt schon sehr oft Ihr Leben aufs Spiel gesetzt.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Das läßt sich hin und wieder leider nicht vermeiden.«
»Sind Sie verheiratet, Mr. Ballard?«
»Nein. Die Gefährlichkeit meines Jobs erlaubt es mir nicht, eine Familie zu gründen. Ein Opfer, das ich meinem Beruf bringen muß.«
»Haben Sie nicht manchmal den Wunsch, einen anderen Beruf auszuüben?«
»Nein, Mrs. Montana, denn mir ist klar, daß ich mich vor dieser Verantwortung nicht drücken darf. Es gibt nur sehr wenige Männer, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die schwarze Macht zu bekämpfen. Wenn sie eines Tages aufgeben würden, wäre es schlecht um die Welt bestellt, das Böse würde sie überschwemmen.«
Sybil blickte auf ihren Sohn. »Radheera darf ihn nicht auch noch kriegen. Ich habe meinen Mann an diesen Dämon verloren. Albert muß mir erhalten bleiben!«
»Wir werden nicht von seiner Seite weichen!« versprach Mr. Silver.
Im selben Moment vernahmen wir ein gespenstisches Poltern.
Über uns. JasonMontana, dachte ich sofort. Nachdem er sein Geisterbild auf dem Fernsehschirm entstehen ließ, schien er nun persönlich zu Hause eingetroffen zu sein.
***
Cruv
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