031 - Sie kamen aus dem Jenseits
Er konnte immer nur eine schwarze Aktivität zeigen.
Wenn also die schwarze Macht an mehreren Stellen gleichzeitig losschlug, mußte Yuums Auge eine Auswahl treffen.
Es berücksichtigte zuerst die Schwere der Gefahr, und wenn es zu gleichrangigen Angriffen kam, entschied sich Yuums Auge für jenen Ort, der näher war und somit schneller von den Mitgliedern des »Weißen Kreises« erreicht werden konnte.
Dieses Ereignis konnte man dann in Yuums Auge sehen. Es präsentierte sich wie auf einen Bildschirm. Wenn nichts passierte, senkte sich ein Lid über das Auge.
Es erweckte dann den Anschein, als würde es schlafen, doch das war nicht der Fall. Yuums Auge schlief niemals. Es war immer wach, immer auf dem Posten, damit ihm nichts entging, was die schwarze Macht in die Wege leitete.
Das Auge des Weisen aus der Unendlichkeit war eine große Hilfe für den »Weißen Kreis«, und Pakka-dee war mächtig stolz darauf, daß es ihm gelungen war, es zu schaffen.
Daß es funktionierte, hatte Tony Ballard selbst schon gesehen.
Daryl Crenna führte es ihm vor, und das Auge zeigte ihnen ein glühendes Skelett, das einem Silbersarg entstieg.
Es war das Skelett der Zauberin Arma gewesen, die der Sarg der tausend Tode freigab, und Tony konnte sich des roten Skeletts sofort annehmen.
Dieser Sarg der tausend Tode war für Mason Marchard alias Fystanat bestimmt gewesen. Metal, der Silberdämon, hatte den Auftrag erhalten, den Mann aus der Welt des Guten, der zum
»Weißen Kreis« stoßen wollte, abzufangen. [11]
Metal hatte sich mit seiner Freundin Arma sofort nach London begeben, und er hätte Fystanat auch vernichtet, wenn ihm nicht Tony Ballard und Mr. Silver zu Hilfe gekommen wären.
Statt Mason Marchand verlor damalsArma ihr Leben, und seither sann Metal grimmig nach Rache. Doch Fystanat war nicht leer ausgegangen.
Arma hatte Ratten geschaffen, die den Mann aus der Welt des Guten verletzten. Seither war er magisch gelähmt. Wie ein Brett lag er in Daryl Crennas Haus auf der Ledercouch, und niemand wußte, wie man ihm helfen konnte.
Zur Zeit befanden sich nur er und Cruv im Haus. Der häßliche Gnom saß neben Fystanat und versuchte den deprimierten Freund aufzuheitern.
»Kennst du den?« fragte Cruv. »Sagt ein Alkoholiker zum anderen: ›In letzter Zeit trinke ich bedeutend weniger‹ – ›Wieso?‹ fragt der andere. ›Weil ich das meiste verschütte.‹«
Cruv zitterte mit beiden Händen, doch Fystanat lachte nicht.
»Nun komm schon, Junge. Mach doch nicht so eine Leichenbittermiene. Davon wird man ja gemütskrank.«
»Das bin ich schon.«
»Mußt du mich unbedingt damit anstecken?«
»Lieg du mal so lange wie ich hier herum. Ob dir dann auch noch nach Scherzen zumute ist?«
»Du mußt dich mit deiner Situation abfinden, Fystanat.«
»Das kann ich nicht.«
»Tun wir nicht alles, was wir können? Hast du irgendeinen Grund, dich wegen schlechter Behandlung zu beklagen?«
»Nein, Cruv, ihr seid alle großartig zu mir. Aber sieh mich doch an. Wie ein Klotz liege ich da, kann nicht einmal den kleinen Finger bewegen. Wie lange soll ich das noch ertragen?«
»Wir werden eine Möglichkeit finden, dich von dieser Starre zu befreien«, sagte der Gnom.
»Ach, Cruv, langsam glaube ich nicht mehr so recht daran.«
»Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.«
»Was nützt es, zu hoffen, wenn’s aussichtslos ist.«
»Das ist es nicht, Fystanat. Bestimmt nicht.«
»Pakka-dee hat alles versucht.«
»Ist Pakka-dee für dich die letzte Instanz?«
»Kennst du sonst noch jemanden, der mir helfen könnte? Tony Ballard und seine Freunde sind mit ihrem Latein in meinem Fall ja auch am Ende.«
»Ich bin trotzdem felsenfest davon überzeugt, daß du dich eines Tages von dieser Couch erheben wirst.«
»Du bist ein unverbesserlicher Optimist. Beinahe krankhaft ist das schon.«
»Still, sonst kneife ich dich in die Nase.«
»Untersteh dich, du lächerlicher Knirps.«
»Gegen dich bin ich der Größte«, kicherte Cruv. »Ich könnte auf deinem Bauch Purzelbäume schlagen. Du wärst nicht in der Lage, mich daran zu hindern.«
»Das vergesse ich nicht, Kleiner. Ich habe ein Gedächtnis wie ein Elefant. Was du mir heute antust, weiß ich in zehn Jahren noch.«
»Ich hoffe, du hast nicht die Absicht, so lange hier faul herumzuliegen und uns die Arbeit tun zu lassen.«
»Das war nicht fair, Cruv.«
»Entschuldige«, sagte der Gnom. »Ich wollte dir nicht wehtun. – Ich werde mal einen Kontrollblick auf Yuums Augen werfen.
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