031 - Sie kamen aus dem Jenseits
sofort wieder an Ireen Bean denken. Sie war Radheeras Marionette. Sie befand sich in diesem Hallenbad, und ich mußte sie finden, bevor noch ein Mensch sein Leben verlor!
***
Gary Bean befand sich allein in der Aula. Brad Corday kümmerte sich im Erste-Hilfe-Raum um Magalie van Cleef. Tony Ballards Worte hatten in Bean ein starkes Echo hervorgerufen.
Ein stärkeres, als er sich selbst eingestehen wollte. Als Ireen damals vor einem halben Jahr spurlos verschwand, glaubte Gary Bean, die Welt müsse für ihn einstürzen.
Er hatte geglaubt, sie hätte ihn verlassen, aber er konnte sich nicht vorstellen, aus welchem Grund sie es getan hatte. Sie hatten eine glückliche, harmonische Ehe geführt.
Sie hingen beide sehr an ihrer Tochter. Gary Bean hielt es für ausgeschlossen, daß es Ireen übers Herz brachte, auch Mara zu verlassen, ohne ein Wort zu sagen.
Ein halbes Jahr war vergangen, und Bean versuchte sich allmählich daran zu gewöhnen, Ireen nicht wiederzusehen.
Monatelang hatte er gehofft, von irgendwoher eine Nachricht von seiner Frau zu erhalten. Doch Ireen meldete sich nicht.
Es war schwer für Gary Bean, sich damit abzufinden, daß seine Frau mit anSicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr lebte. Doch nun kreuzte Tony Ballard auf und behauptete, Ireen wäre noch am Leben.
Aber es wäre ein anderes Leben, das sie jetzt führe. Ein böses, gemeines, hinterhältiges Leben, das sie einem Magier-Dämon namens Radheera verdanke, und das dieser ihr nehmen würde, sobald sie Ersatz beschafft hatte.
Ersatz, dachte Gary Bean. Entweder Mara oder ich soll sie ablösen. In eine Jenseitswelt will Radheera einen von uns beiden bringen.
In eine Welt, die Coor heißt. Ich habe noch nie von ihr gehört.
Wie sieht es dort aus? Wieso altert man dort so rasch? Wenn es sich nicht vermeiden läßt, soll Radheera mich zu seinem Sklaven machen. Nicht Mara…
Nein, mich…
Aber war damit etwas gewonnen? In einem halben Jahr würde dann Mara an die Reihe kommen, und er, ihr Vater, würde sie holen.
Er zündete sich nervös eine Zigarette an. Seine Hände zitterten. Jemand sprach ihn an. Eine Frau. Ihre Stimme klang alt, verbraucht, krächzend. Aber da waren noch ein paar vertraute Schwingungen drinnen.
Gary Bean ließ die Zigarette fallen. »Ireen!« stieß er erschüttert hervor. Bestürzt drehte er sich um und erblickte eine uralte Frau, die nicht einmal entfernt so aussah, wie Ireen ausgesehen hatte.
Das sollte bis vor einem halben Jahr seine Frau gewesen sein?
Unmöglich! Aber die Stimme… Es war Ireens Stimme, die er vorhin vernommen hatte.
»Ireen?« fragte er heiser.
Die Greisin nickte. »Ich bin es, Gary.«
»Großer Gott…«
»Ich habe mich sehr verändert, nicht wahr?«
»Du bist nicht wiederzuerkennen.«
Sie zuckte mit den dürren Schultern. »Schicksal. Nun bist du an der Reihe. Du wirst meinen Platz einnehmen.«
»Als Sklave von Radheera.«
»Richtig. Es ist ein qualvolles Leben.«
»Du möchtest mich zu ihm bringen?«
»Ja, das habe ich vor.«
»Was ist, wenn ich mich weigere?«
»Das kannst du nicht. Ich bin in der Lage, dich zu zwingen, mit mir zu gehen.«
Gary Bean schüttelte wütend den Kopf. Jedes Wort glaubte er nun von dem, was Tony Ballard gesagt hatte. »Nein, Ireen, ich werde dich nicht zu Radheera begleiten. Soll sich dieser Teufel einen anderen Sklaven suchen. Mich kriegt er nicht.«
Es funkelte grausam in den Augen der Greisin. »Es hat keinen Zweck, sich zu widersetzen!« sagte sie scharf. »Du mußt mit mir gehen.«
»Moment mal«, stieß Gary Bean bleich hervor. »Du bist in diesem Hallenbad aufgetaucht. Also wolltest du ursprünglich Mara…«
»Ja, das hatte ich vor. Aber ich habe umdisponiert, als ich dich sah. Mara kommt in einem halben Jahr an die Reihe. Inzwischen darf sie noch etwas reifer werden.«
»Du gottverfluchte, herzlose Bestie! Du verdammte Hexe!«
schrie Bean.
Das hörte Brad Corday. Er trat aus dem Erste-Hilfe-Zimmer.
Magalie van Cleef lag auf einem Bett, das mit einem weißen Tuch bespannt war.
Als sie die Greisin sah, bekam sie einen Schreikrampf. Sie ließ sich vom Bett fallen, verkroch sich darunter und schrie, schrie, schrie.
Ireen Bean ergriff die Hand ihres Mannes. Sie riß ihn mit sich Richtung Ausgang.
»Hiergeblieben!« schrie Corday. Der vierschrötige Mann rannte hinter den beiden her.
Als er sie beinahe erreicht hatte, fuhr Ireen herum und starrte ihn haßerfüllt an. Ein starker Magiestoß schleuderte den schweren Mann weit
Weitere Kostenlose Bücher