031 - Sie kamen aus dem Jenseits
Tochter wollte mir auch nicht glauben.«
»Können Sie es ihr verdenken?«
»Natürlich nicht. Aber versetzen Sie sich mal in meine Lage. Ich will Radheera kriegen, und ich möchte Sie beide vor Schaden bewahren.«
»Das ist bestimmt sehr anerkennenswert, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß meine Frau ihrer Tochter oder mir etwas antun könnte.«
»Jason Montana hat versucht, seinen Sohn eiskalt zu erschießen. Vater und Sohn waren vor einem halben Jahr ein Herz und eine Seele.«
Cruv meldete sich zu Wort. »Radheera hat Ihre Frau verändert, Mr. Bean. Sie denkt jetzt anders. Sie steht auf der schwarzen Seite.«
»Schwarze Seite – weiße Seite…« Bean wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen. »Gütiger Gott, ich werde mit diesen Dingen heute zum erstenmal konfrontiert, und gleich so massiv. Was erwarten Sie von mir?«
»Daß Sie uns glauben, und daß Sie sich von uns helfen lassen«, sagte ich. »Suchen Sie nach keinen Erklärungen. Nehmen Sie alles fürs erste einmal so hin, wie es ist. Nachdenken können Sie später immer noch.«
»Na schön, Mr. Ballard. Ich akzeptiere vorläufig alles, was Sie sagen. Was nun?«
»Tja, das ist das Problem. Wir wissen nicht, wann und wo Ihre Frau zuschlagen wird.«
»Sie wissen nicht einmal, ob es überhaupt dazu kommen wird.«
»Da haben Sie allerdings recht. Vielleicht geschieht auch nichts. Aber das will ich nicht so recht glauben.«
Ein vierschrötiger Angestellter des Jeremy-Jingles-Hallenbades gesellte sich zu uns. Brad Corday war sein Name, und ich erfuhr, daß er der letzte gewesen war, der Ireen Bean gesehen hatte.
Seinetwegen hatte die Kassierin kurz das Bad verlassen. Sie wollte einen Fotoapparat aus ihrem Wagen holen, den Gary Bean repariert hatte.
Aber sie war nicht wiedergekommen…
»Kurz zuvor hatte ich einen perversen Kerl mit sanfter Gewalt an die Luft befördert«, erzählte Corday. »Als Ireen nicht zurückkam, dachte ich, dieser Mann hätte mit ihrem Verschwinden etwas zu tun. Ich begab mich zu Ireens VW-Käfer. Ich suchte sie überall auf dem Parkplatz, riefsie. Doch ich bekam keine Antwort. Das beunruhigte mich so sehr, daß ich die Polizei verständigte. Ich gab den Beamten eine genaue Beschreibung dieses perversen Typs. Sie forschten ihn zwei Tage später aus. Brian Buchanan war sein Name. Er konnte nachweisen, daß er mit Ireens Verschwinden nichts zu tun hatte… Ich kann’s immer noch nicht fassen. Sie ging durch diese Tür hinaus, und niemand sah sie mehr wieder.«
Mir wäre es recht gewesen, wenn es bei diesem Zustand geblieben wäre, doch Radheera wollte garantiert Ersatz haben.
Für wen würde sich Ireen Bean entscheiden?
Mein Blick pendelte zwischen Mara und Gary Bean hin und her, ohne daß es ihnen auffiel, und ich machte mir um die beiden Sorgen, denn ich hatte erlebt, wie entfesselt Jason Montana gewütet hatte.
Plötzlich schnitt ein Schrei durch meine Nervenbahnen. Ich befand mich sofort in Alarmzustand. Eine Pendeltür wurde aufgestoßen und wippte hin und her.
Ein dickes Mädchen rannte auf uns zu. Angst und Hysterie glänzten in ihren Augen. »Hilfe!« schrie sie. »Sie müssen Roy helfen! Die schreckliche Alte bringt ihn um!«
***
Wieso denn das? fragte ich mich nervös. Aus welchem Grund griff Ireen Bean jemand anders an? Wieso konzentrierte sie sich nicht auf ihre Familie?
Cruv hatte doch gesagt…
Ich griff mit beiden Händen nach dem hysterischen Mädchen.
»Sie müssen Roy Dexter helfen!« schrie sie. »Er ist in Lebensgefahr!«
»Wo ist Roy?«
»Sie müssen ihm helfen!«
»Das will ich ja. Aber Sie müssen mir sagen, wo er sich befindet!«
»Die Greisin bringt ihn um!«
Ich schüttelte das Mädchen. »Wo ist Roy?« fragte ich eindringlich.
»O Gott, o Gott, o Gott…« jammerte sie.
»Wie heißen Sie?« fragte ich, um sie aus ihrer Hysterie zu holen.
»Magalie van Cleef.«
»Hören Sie zu, Magalie, ich kann nur dann etwas für Roy Dexter tun, wenn Sie mir jetzt sagen, wo ich ihn finde.«
»Im Umkleideraum.«
»Komm, Cruv!« stieß ich keuchend hervor.
»Im Umkleideraum für… Frauen!« rief uns Magalie van Cleef nach, als wir starteten.
»Ich komme mit Ihnen!« rief Mara Bean.
»Besser, du bleibst hier!« sagte Gary Bean.
Aber seine Tochter hörte nicht auf ihn. Obwohl es gefährlich war, wollte sie ihre Mutter sehen. Die Greisin… die ihre Mutter war. Dieses Scheusal, mit Runzeln übersät, das ein Magier-Dämon namens Radheera zu seinem bösen,
Weitere Kostenlose Bücher