031 - Weltfeind Nr. 1
und musterte sie von allen Seiten. Schließlich drückte er auf einen Knopf an seinem Gürtel. Ein Teil seines Helms wurde transparent.
»General Crow?«, entfuhr es Matt fassungslos.
»Scheint, als wären wir gerade im richtigen Augenblick gekommen, Commander«, erwiderte Crow. Seine Stimme, die aus irgendeinem verborgenen Minilautsprecher kam, klang blechern. Er warf einen angewiderten Blick um sich.
General Arthur Crow war ein großer kahlköpfiger Mann, optisch zwischen fünfzig und sechzig Jahre alt und bestens durchtrainiert. Seine kalten grauen Augen paßte wunderbar zur Farbe seines Anzugs. Er gab seinen Leuten einen Wink. Sie fingen an, die Toten eingehend zu untersuchen, als seien sie auf einen ganz Bestimmten aus. »Es hätte übel für Sie ausgehen können, Drax.«
»War das wirklich nötig?«, fragte Matt. Er schaute auf die verunstalteten Leiber der Jugendlichen. Die Explosivgeschosse hatten furchtbare Wunden gerissen. »Sie hätten sie zur Aufgabe zwingen können. Sie waren ihnen doch haushoch unterlegen.«
Crow hob die rechte Braue. »Ich fürchte, Sie sind sich des Ernstes der Lage nicht bewusst, Commander Drax.« Er steckte Matts Driller ein. »In einer Zivilisation muss jedes Mitglied der Gemeinschaft gewissen Gesetzen gehorchen, sonst schafft es den anderen fortlaufend Probleme.« Sein Blick glitt über die Toten. »Diese Jugendlichen haben sich außerhalb der Gesetze gestellt. Sie waren unfähig nach Regeln zu leben. Und sie waren für unsere Leute eine permanente Bedrohung.« Er räusperte sich. »Wir hatten keine andere Wahl, als sie zu eliminieren.«
»Ach, wirklich?« Matt kochte innerlich, doch er hätte sich nur Ärger eingehandelt, wäre er jetzt seinen Gefühlen gefolgt und hätte Crow niedergeschlagen. Es kam nie besonders gut, einem ranghöheren Offizier in aller Öffentlichkeit die Fresse zu polieren.
»Diese zwielichtigen Elemente«, fuhr Crow fort, »sind Asoziale in der fünfundzwanzigsten Generation. Sie sind unfähig, sich in ein geordnetes System einzufügen. Wir haben es weiß Gott versucht. Sie werden auf ewig ein Stachel in unserem Arsch sein.« Er trat einer Leiche in die Rippen. Matt hätte mit seinem Stiefel zu gern Stachel bei Crow gespielt.
»Außerdem haben wir Grund zu der Annahme, dass es sich bei diesen beiden Gruppen um Sympathisanten einer gut organisierten terroristischen Bewegung handelt, die uns seit geraumer Zeit zu schaffen macht.«
»Erzählen Sie mir mehr«, sagte Matt. Endlich gab mal ein Techno zu, dass die Running Men überhaupt existierten. Bislang war dieses Thema nie zur Sprache gekommen.
Doch Crow blockte ab. »Dies sollte dem Präsidenten vorbehalten bleiben«, erwiderte er. »Ich bin nur ein ausführendes Organ.« Er gab seinen Leuten einen Wink und sie zogen sich durch einen Säulengang ins Innere des Museumstrakts zurück.
»Kommen Sie«, sagte Crow zu Matt. »Wir bringen Sie zurück ins Pentagon.«
***
»Scheint so, als wären wir zu spät gekommen, Mr. Black«, sagte White und nahm das Fernglas von den Augen.
Black ließ den gewaltigen Panzer aus grauem Stahl nicht aus den Augen, in den die grau uniformierten Angehörigen der World Council Agency gerade den Mann schoben, der als einziger unbehelmt war. Das Fernglas zeigte seine Gesichtszüge und Black wusste nun ganz sicher, dass es kein anderer war als jener Commander Matthew Drax, von denen Mac ihnen vor Beginn des Projekts berichtet hatte. Der schlanke Bursche mit der blonden Kurzhaarfrisur besaß harte Gesichtszüge, die aber nicht unsympathisch wirkten. Auch wenn der Ausdruck darauf im Augenblick darauf hindeutete, dass er mit irgendetwas äußerst unzufrieden war.
Er wirkt, als würde er gern jemandem in den Arsch treten, dachte Black amüsiert. Und das kann sich bei seinem momentanen Umfeld nur auf die WCA- Agenten beziehen.
Sekunden später vernahm er das dumpfe Bong, mit dem die Seitenluke des Panzerfahrzeugs geschlossen wurde. Eiserne Raupenketten setzten sich mahlend in Bewegung und der graue Tank schlug einen westlichen Kurs ein. Dort lag, wie Black wusste, das Weiße Haus. Er zweifelte nicht daran, dass man Commander Drax von dort aus mit der SUBWAY l zurück ins Pentagon bringen würde.
Er ließ das Fernglas sinken und schaute White an. Sein Partner war inzwischen hellwach, wenn auch leicht frustriert, denn der schnelle Marsch von Foggy Bottom hierher hatte ihn ordentlich zum Keuchen gebracht völlig umsonst, wie sich jetzt zeigte. Der Mann, hinter dem sie her
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