Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
031 - Weltfeind Nr. 1

031 - Weltfeind Nr. 1

Titel: 031 - Weltfeind Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
führte sie an, meldete ihre Einsatzbereitschaft und reichte Black und White zwei pralle Rucksäcke.
    Die Männer legten sie an. White zwinkerte Hacker zu. Dann eilten sie zu fünft hinaus und durchquerten das Kellerlabyrinth, bis sie durch einen Gullideckel an die Oberfläche der Welt und als Licht eines neuen Tages kamen…
    ***
    Leider hatte Commander Matthew Drax in den knapp zwei Jahren seiner Anwesenheit auf der Andrews Air Base nie eine Gelegenheit gehabt, sich das Naturgeschichtliche Museum anzuschauen.
    Nun war er zu spät gekommen, denn das prächtige Gebäude war nicht besser in Schuss als der Kölner Dom. In den beiden durch Gänge verbundenen Innenhöfen spielte sich jedoch das pralle Leben ab, das jeden begeistert hätte, sofern er unter zwanzig war und sich für eine Kultur interessierte, die auf dem basierte, was man früher Machismo genannt hatte. Dass den in einem eisigen Zeitalter aufgewachsenen Kids political correctness völlig fremd war, konnte man ihnen nicht verübeln: Nach dem Großen Knall war sich über viele Generationen hinweg jeder selbst der Nächste gewesen, und so hatte man alles schnell vergessen, was fleißige Psychotherapeuthen und Vordenker der weiblichen Emanzipation sich ausgedacht hatten, um eine gleichberechtigte Gesellschaft hervorzubringen.
    In den Washingtoner Hinterhöfen herrschten die gleichen Muskeln und die gleiche Gewalt wie schon fünftausend Jahre zuvor. Die Kids aus Pancake Kids Gang Matt zählte etwa ein Dutzend Köpfe waren jung, demgemäß unsterblich und freuten sich ihres Lebens. Keiner konnte lesen und schreiben und keiner hatte je etwas von Thomas Jefferson oder dem guten alten Abe Lincoln gehört. Der einzige Washington, den sie kannten, war »Spinner« Washington doch so nannte man ihn nur dann, wenn er nicht anwesend war, denn er überragte die meisten Kids um zwei Haupteslängen.
    Generationen frierender Menschen hatten den Inhalt des Naturgeschichtlichen Museums ebenso geplündert und verfeuert wie das des Geschichts und Technikmuseums nebenan. Beide Häuser waren dachlos, durchnässt und rotteten vor sich hin. In dem Innenhof, in dem Matt, Yellow Kid und die anderen sich aufhielten, brannten in alten Öltonnen rußende Feuer. Gleich nebenan drehten sich die fettigen Fleischklumpen des erlegten Reptils auf mehreren Spießen.
    Die meisten Kids, die sich hier ein Stelldichein gaben, waren schwarz. Weiße kamen in Waashton und der näheren Umgebung selten vor. Aber niemand fragte sich, wieso es überhaupt weiße und schwarze Menschen gab. Es interessierte niemanden. Ebenso wenig interessierte die meisten die Fehde zwischen Weltrat und Running Men. Sie hatten ihre eigenen kleinen Kämpfe zu bestehen, in denen es um die Vorherrschaft über die Stadtteile ging.
    Trotzdem hatten sie, wie Matt schnell heraus fand, bereits Kontakt zu den Running Men gehabt. Offenbar hatten die Rebellen versucht, die Kids für ihre Ziele einzuspannen. Ohne Erfolg. Man hielt sie für Spinner mit kruden Ideen, und über die komischen Dinge, die sie manchmal erzählten, konnte man sich eigentlich nur kaputtlachen.
    »Du wirst es nich glauben«, sagte Pancake Kid, der schmatzend ein Reptilkotelett verdrückte. Das heiße Fett lief ihm übers Kinn. »Einer von den Pfeifen sacht, früher war hier alles ganz anders gewesen. Da wären Blechhütten auf den Straßen rumgefahren, und man hätte den ganzen Abend vor kleinen Glaskästen gehockt wie vor nem Fenster und sich bewegte Bilder angeguckt. Und warm wärs gewesen, fast das ganze Jahr!« Er verschluckte sich fast vor Lachen. Seinen Zuhörern erging es nicht anders, denn »so 'n Scheiß« hatten sie noch nie gehört. Sie hockten auf alten Kisten unter einem Zeltdach aus hellblauem Kunststoff, das sich unter den Schneemassen bog.
    »Un ich«, sagte ein breitnasiges Mädchen mit den wasserblauesten Augen, die Matt je bei einer Schwarzen gesehen hatte, »hab mal n Spinner getroffen, der mir allen Ernstes verklickert wollte, unterm Pentagramm…«
    »Pentagoon«, sagte Yellow Kid. »Pentagoon heißt das Ding. Isses nich so, Maddrax?«
    Matt nickte.
    »… unterm Pentagoon«, fuhr das Mädchen fort, »war jetzt noch alles ganz trocken und warm… und da täten mehr Menschen lebn als hier bei uns inne Stadt… zehnmal mehr… hundertmal mehr…« Sie musterte die Zuhörer. »Und die meisten, die da unten inner Höhle lebn tun, wären weiß. Weiß! Habt ihr sowas schonma gehört?«
    Die Zuhörer grölten vor Entzücken.
    Kurz darauf wandte man

Weitere Kostenlose Bücher