031 - Weltfeind Nr. 1
Weg.
»Wer ist Mr. Eddies Ablösung?«, fragte Black.
Eine schmale weibliche Gestalt mit dünnen Lippen und kleinen Händen trat vor.
»Ihr erster Soloeinsatz, Miss Wells?«
Die junge Frau nickte tapfer und klopfte auf die langschäftige Waffe, die sie in der Armbeuge hielt. Ihre entschlossene Miene verriet, dass sie keine Angst davor hatte, sich mutterseelenallein in dieser gefährlichen Gegend aufzuhalten. Sie war gut ausgebildet und gerüstet. Und außerdem schon siebzehn Jahre alt.
Mr. Black nickte ihr zu. Dann gab er für die Gruppe den Befehl zum Abmarsch.
***
Das einzige Geräusch, das Matt in Präsident Hymes' Büro hörte, war ein leises Summen, von dem er annahm, dass es von der Belüftungsanlage erzeugt wurde. Er saß ein wenig erschöpft auf einem Chromstuhl und ließ seinen Blick durch den spartanisch eingerichteten Raum wandern. Vor ihm stand ein Metallschreibtisch, auf dem außer einigen in die Oberfläche eingelassenen Knöpfen und einem Monitor nichts zu erspähen war. Dahinter hingen zwei Regalbretter an der Wand, auf denen sich Bücher aus dem frühen 20. Jahrhundert stapelten, in der Mehrzahl englischsprachige Biographien einstiger politischer Größen, deren Namen er natürlich kannte: John F. Kennedy, Richard Nixon, Bill Clinton, Mao Tse Tung, Gamal Abdel Nasser, Mahatma Gandhi, Willy Brandt, Itzchak Rabin… um nur einige zu nennen.
Er hätte freilich nichts dagegen gehabt, wenn der Präsident auch das eine oder andere Buch über Keith Richards oder John Lennon zu seinem Besitz gezählt hätte. Aber schon zu seiner Zeit hatte man von Politikern nicht erwarten können, dass sie sich für die gleichen Dinge interessierten wie ihre Wähler.
»Als kultivierter Mensch kann ich Ihre Abscheu vor solchen Gemetzeln gut verstehen, Commander Drax«, sagte Hymes gerade und riss Matt damit in die Wirklichkeit zurück, »aber andererseits…« Er seufzte. Sein Blick schweifte in die Ferne und verfinsterte sich, als erspähe er irgendein böses Bild, das er am liebsten aus seiner Erinnerung verbannt hätte. »… müssen Sie sich natürlich auch darüber im Klaren sein, dass Sie erst seit sehr kurzer Zeit in dieser Gegend weilen und nicht wissen können, mit welchem Abschaum wir es gelegentlich zu tun haben.«
»Abschaum?« Matt schaute auf. Die Wortwahl gefiel ihm nicht, vor allem in Zusammenhang mit den Tod etlicher Jugendlicher.
»Natürlich kann ich nicht anders als mich bei Ihnen für das harte Vorgehen der Eingreiftruppe zu entschuldigen, aber aus einem anderen Blickwinkel betrachtet«, Hymes' Blick richtete sich auf Matt, »musste es für General Crow so aussehen, als sei Ihr Leben in höchster Gefahr. Nicht zuletzt weil die Berichte unserer Agenten besagen, dass die Bande, bei der Sie sich aufhielten, zum Sympathisantenkreis einer Organisation gehört, die unsere Bemühungen seit Jahren mit terroristischen Aktionen zu unterbinden versucht.«
Matt horchte auf. Ließ Hymes jetzt die Katze aus dem Sack?
»Die WCA hat doch nicht etwa Angst vor diesen Leuten, Sir«, sagte Matt und bemühte sich nicht spöttisch zu klingen. »So weit ich sehen konnte, waren die Kids nur mit Messern und Armbrüsten bewaffnet.«
»Es mag so aussehen, als hätten sie nichts anderes«, erwiderte Hymes väterlich. »Aber man hat Ihnen vermutlich nur etwas vorgespielt. Schließlich konnten diese Terroristen nicht wissen, wer Sie sind.« Er stand auf, umrundete den Schreibtisch und ging vor Matt auf und ab. »Sie sind gut organisiert und für jede Eventualität gewappnet. Der Kopf dieser Bewegung, die sich die Running Men nennt, ist unglücklicherweise ein Mann, der ursprünglich in unseren Diensten stand und nicht irgendein primitiver Schläger, der nur mit einem Schwert vor der Nase anderer Leute herumfuchtelt.«
Matt schaute überrascht auf. »Ein Abtrünniger?« Hymes nickte. Er blieb stehen und holte tief Luft.
»Und mehr als das…« Er machte eine kurze Pause. Als er sich wieder Matt zuwandte, stand großer Ernst in seinen Zügen. »Ich will Ihnen reinen Wein einschenken, Matthew«, sagte er dann. »Weil ich spüre, dass Ihr Vertrauen in uns erschüttert ist. Die Wahrheit wird es hoffentlich wieder herstellen.«
Matt entgegnete nichts. Aber in seinem Inneren spannte sich alles an, bis seine Nervenenden vibrieren.
H ymes nahm abermals einen tiefen Atemzug. Dann fragte er: »Können Sie etwas mit dem Wort Klon anfangen? Hat es in Ihrer Zeit schon existiert?«
In Ihrer Zeit? Matt kam sich plötzlich
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