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031 - Weltfeind Nr. 1

031 - Weltfeind Nr. 1

Titel: 031 - Weltfeind Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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fünfhundert Jahre alt vor, aber er nickte. »Die Sache steckte zwar damals noch in den Kinderschuhen, aber man hat schon in meiner Jugend heftig darüber gestritten.«
    »Vor dreißig Jahren«, fuhr Hymes fort, »hat unsere Wissenschaft zwei männlichen Klonen das Leben geschenkt einem Weißen und einem Schwarzen. Man hatte ihre Genproben vor dem Einschlag ›Christopher-Floyds‹ eingefroren.« Er grinste etwas verlegen. »Der Leiter des Projekts war ein Mann mit ziemlich schrägem Humor, wie ich zugeben muss. Er gab dem Weißen den Namen Black, angelehnt an den richtigen Namen des Spenders. Und den Schwarzen taufte er folgerichtig White. Nun ja…« Er räusperte sich. »Aufgrund der urwüchsigen Gene dieser beiden Männer konnten unsere Wissenschaftler ein Serum entwickeln, das unsere Immunschwäche so weit behob, dass wir uns wieder an die Erdoberfläche wagen konnten.« Der Präsident strich über seinen grauen Bart und setzte sich auf die Schreibtischkante.
    »Leider haben Black und White sich nicht nur als ziemlich undankbare Gesellen erwiesen, sondern halten sich auch für etwas Besseres.«
    »Etwas Besseres?«
    »Ich weiß nicht, ob es unter den Begriff Rassismus fällt«, sagte Hymes, »aber sie scheinen uns, die wir im Bunker aufgewachsen sind, für Degenerierte oder Mutanten zu halten, die nicht würdig sind, in einer zukünftigen zivilisierten Welt eine führende Rolle einzunehmen.«
    »Haben sie geputscht?«, fragte Matt.
    »Dazu ist es dank der Wachsamkeit General Crows zum Glück nicht gekommen«, sagte der Präsident.
    »Er hat ihre Verschwörung vor acht Jahren auffliegen lassen, sodass sie die Flucht ergreifen mussten. Seither fügen sie uns mit Hilfe leicht zu beeinflussender Jugendlicher bösartige Nadelstiche zu und lassen nichts unversucht, um unsere Pläne für einen Neuaufbau der Welt zu sabotieren. Sie sind gut organisiert und ausgerüstet. Offenbar haben sie irgendein Waffenlager entdeckt. Sie schrecken auch vor Sprengstoff-Attentaten und Morden nicht zurück.«
    »Hm«, machte Matt nachdenklich.
    »Blacks reaktionäre Ideen scheinen bei den Jugendlichen, die dort draußen nicht gerade im Luxus leben, gut anzukommen. Er redet ihnen ein, dass wir hier unten wie die Maden im Speck leben und nicht wollen, dass die zu kurz Gekommenen an der Oberfläche den Lebensstandard erringen, der ihnen zusteht. Sie geben keine Ruhe und rekrutieren ständig neue Leute, um dem Weltrat zuzusetzen.« Hymes stand wieder auf und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. »Black ist ein übler Kerl. Er hat Machtfantasien und wäre selbst gern Präsident. Ein durch und durch verkorkster Charakter. Wer weiß; vielleicht hatte das Genmaterial die Jahrhunderte doch nicht so gut überstanden, wie wir dachten…«
    Matt strich sich übers Kinn. Aus diesem Blickwinkel betrachtet machte die Wut der Bunkermenschen auf die Running Men durchaus Sinn, auch wenn er Crows Rücksichtslosigkeit nach wie vor nicht gutheißen konnte.
    »Um wirklich zu verstehen, warum General Crow so hart gegen diese Leute vorgeht«, fuhr Präsident Hymes fort, als hätte er Matts Gedanken gelesen, »sollten Sie vielleicht wissen…« Er wirkte nun sehr verlegen, als sei es ihm peinlich, über jemanden zu reden, der nicht anwesend war. »… dass Blacks Komplize White damals seine Tochter vergewaltigt hat. Vielleicht wird Ihnen seine Aversion gegen die Running Men dadurch etwas verständlicher…«
    ***
    In den Untiefen des Pentagon-Bunkers, die sich weit unter der achten Kelleretage erstreckten, hatte Matt, wenn er allein war, ständig das Gefühl, ein lebender Toter in einem luftdicht verschlossenen Massengrab zu sein.
    Obwohl er sich nun schon mehrere Tage hier aufhielt, waren seine menschlichen Kontakte nur auf wenige Personen beschränkt. Wo waren all die Familien und Arbeiter, die den Bunker bevölkern mussten? Oder hielt man ganz bewusst seine nähere Umgebung menschenleer, damit er nicht anfangen konnte unangenehme Fragen zu stellen? Dass er sich auf dieser Etage frei bewegen durfte, ließ ihn ahnen, dass es hier nichts gab, was man vor ihm verbergen musste.
    Wenn ihm in seinem neuen Quartier die Decke auf den Kopf fiel und er durch die langen Gänge marschierte, begegnete er keiner Menschenseele. Die hallenden Korridore, durch die ihn seine Schritte führten, erinnerten ihn an das Innere jener Weltraumschiffe, die er in seiner Jugend aus irgendwelchen Fernsehserien kannte. Boden, Wände und Decke waren mit Metall verkleidet. Er sichtete nur

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