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031 - Weltfeind Nr. 1

031 - Weltfeind Nr. 1

Titel: 031 - Weltfeind Nr. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Wort befreundet aussprach, bedeutete es das genaue Gegenteil, und Matt schwante allmählich, dass man ihn womöglich auch für jemanden hielt, der Black ans Leder wollte.
    »Moment mal«, sagte er, »wenn ihr denkt…«
    »Pssst!«, machte Jazz. Seine Freunde duckten sich hinter die Tonnen und griffen unter ihre Fellmäntel. Doch niemand zog eine Waffe.
    Matt stellte fest, dass die Blicke der Jugendlichen aufmerksam in die Runde schweiften. Hinter den Hausdächern ging die Sonne auf und überschüttete den Hinterhof mit Licht. Schneekristalle glitzerten. Irgendwo ertönte das Geräusch schwerer Stiefel, die sich über festgetretenen Schnee bewegten.
    Matts Blick heftete sich auf die Hintertür, durch die er gekommen war. Dort stand ein muskulöser Schwarzer in einem Fellmantel. Er trug eine tief ins Gesicht gezogene Mütze und seine Miene drückte Freundlichkeit aus.
    Die Kids atmeten auf, und sogleich setzte lautes Gejohle ein.
    »Washington!«, rief jemand. »Es is Washington!« Washingtons Zähne blitzten auf, dann kam er auf die Gruppe zu. Matt schätzte ihn auf etwa dreißig Jahre, und ihm fiel ein, dass er seinen Namen schon bei Pancake Kids Gang gehört hatte.
    Es schien Washington zu überraschen, einen Weißen seiner Altersgruppe bei den Kids zu sehen. Nachdem er die anderen begrüßt hatte, die sich anschließend daran machten, unter einem Rost ein Feuer zu entzünden und das Frühstück zu braten, gesellte er sich zu Matt.
    »Wie heißt du, Mann?«
    »Maddrax.«
    »Komischer Name. Wo kommst du her?«
    »Calfoonien.«
    Washington nickte. »Hab ich schon von gehört. Soll dort um einiges wärmer sein als hier.«
    »Yeah«, sagte Matt. »Und was machst du so?« Washington grinste. »Bin Fallensteller.«
    »Aus der Gegend hier?«
    »Yeah. In Arlington geboren.«
    Arlington? dachte Matt. Der Schwarze sprach den Ortsteil korrekt aus, ohne die sonst übliche Vereinfachung. Und dann sein Name Washington. Wusste der Fremde, dass er den alten Namen Waashtons trug? Matt mochte nicht an einen Zufall glauben.
    »Was machst du hier?«, fragte Washington.
    »Ich suche jemanden.«
    »Jemanden, den ich kenne?«
    »Kann schon sein.«
    »Was dagegen, mir seinen Namen zu sagen?« Matt schüttelte den Kopf. »Nein. Er heißt Black.« Washington zog die Brauen hoch, und Matt wusste im gleichen Augenblick, dass er vor einem Menschen stand, der Black kannte. Nun musste er vorsichtig sein, um keinen falschen Eindruck zu erwecken.
    Plötzlich fragte er sich, ob er etwa einem Agenten der WCA gegenüber stand. Dann allerdings war es ein Fehler gewesen, Blacks Namen auszusprechen, denn damit würde er sich bei Hymes und dem Weltrat diskreditieren.
    Matt beschloss die Sache durchzuziehen. Für ein Zurück war es eh zu spät.
    »Was willst du von Black?«, fragte Washington.
    »Du kennst ihn?«
    »Könnte sein.« Washingtons Blick wurde nun durchdringend. »Er will aber vielleicht nicht mit Leuten reden, die er nicht kennt.«
    »Ich will nur eine Auskunft von ihm«, sagte Matt.
    »Es geht um einen gewissen Mike, der mir aus der Klemme geholfen hat.«
    »Ey, wollt ihr auch was futtern?«, fragte Jazz, der neben ihnen an der Öltonne auftauchte.
    Matt nickte, und Washington sagte: »Ich kenne Black. Ich kenne auch Mike.«
    »Was du nicht sagst«, sagte Jazz. Er ist White, durchzuckte es Matt.
    »Dann musst du White sein«, sagte Jazz. »Und Black ist vermutlich auch nicht fern.« Ehe Washington den Mund aufmachen konnte, griff der junge Mann in seinen Mantel, zückte ein Schießeisen und setzte es an die Stirn seines Gegenübers. »Ich bin Lieutenant Garrett, WCA. Und du bist tot.«
    Pitsch!
    Matt war vor Schreck wie gelähmt. Die Stille nach dem Schuss schien ewig zu währen. Er sah, dass sich auf Whites Stirn eine rote Blüte entfaltete. Er sah die entsetzten Augen des Mannes. Er sah, wie er die Arme in die Luft riss, bis er aussah wie ein riesiger schwarzer Vogel, der sich vergeblich in die Lüfte zu erheben bemühte. In dem Sekundenbruchteil, den er noch lebte, drückte Whites Blick größte Enttäuschung aus: Er hatte sich unter Freunden gewähnt, doch nun erwiesen sie sich als Verräter.
    Washington alias White flog wie in Zeitlupe nach hinten, mit wirbelnden Armen, und Matt erblickte in seiner rechten Hand eins der großen Schießeisen, die nun auch Jazz' Freunde zückten. Sie schrien triumphierend auf, als hätten sie nach einer jahrelangen Jagd endlich, endlich ein bösartiges Raubtier zur Strecke gebracht. Dann klatschte White

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